Zwei-Klassen-Gesellschaft bei RFID

16.06.2005
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Lünendonk und Techconsult sprechen von einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft", die in Deutschland herrsche: Wenigen Vorreitern stehe eine große Zahl von Unternehmen gegenüber, denen das Thema fremd sei. Die beiden Marktforschungsunternehmen haben sich intensiv mit den Strategien der Pioniere auseinander gesetzt. Diese rekrutieren sich eher aus den Großunternehmen, zumeist aus den Branchen Handel und Warenlogistik.

In den Vorreiterunternehmen wird das RFID-Thema vor allem vom Business vorangetrieben, so die Studie weiter. Die Impulse für die Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle kämen dabei neben der Logistik aus der Produktion und dem Einkauf (insbesondere in der Automobilindustrie) sowie aus dem Marketing (für Konsumgüter) und dem Vertrieb (beispielsweise im Handel).

RFID

Radio Frequency Identification, kurz RFID, ist eine Methode, mit der sich Objekte eindeutig kennzeichnen und berührungslos erfassen lassen. Sie erfordert einen Chip mit integrierter Sendeantenne, der - häufig in Form eines Etiketts ("Tag") - auf dem jeweiligen Gegenstand aufgebracht wird, sowie ein Lesegerät, das die gespeicherten Informationen aufnimmt und weiterleitet. Der herkömmlichen Strichcode-Kennzeichnung ist die RFID unter anderem dadurch überlegen, dass der Chip erheblich mehr Daten speichern kann, dass er in den meisten Fällen wiederbeschreibbar ist, also auch Bewegungsdaten übermittelt, dass der Lesevorgang weder Berührung noch Sichtkontakt erfordert und dass gleichzeitig große Informationsmengen erfasst werden.

Ernüchterung

Eine gewisse Ernüchterung machte sich breit, als die erfassten Informationen in den ersten Feldversuchen größere Soll-Ist-Abweichungen aufwiesen. Vom Chip zum Lesegerät werden die Informationen durch elektromagnetische Strahlung oder magnetische Induktion übertragen. Damit ist dieser Vorgang anfällig für Störstrahlung. Ein Handy-Mast in der Nähe, ein Metallcontainer oder flüssige Produktbestandteile können die Lesegenauigkeit stark beeinträchtigen.

Während die Pioniere die RFID-Technik aus eigenem Antrieb einführen, beschäftigen sich die Nachzügler häufig nur damit, weil ein wichtiger Geschäftspartner sie dazu zwingt, fanden Lünendonk und Techconsult heraus. Von einer strategischen Nutzung könne hier kaum die Rede sein. Damit auch die kleineren Zulieferer von der Technik profitieren können, empfehlen die Analysten ihnen, dass sie sich frühzeitig in die Entwicklungen ihrer Auftraggeber einbinden lassen.