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Zwei Jahre Billiganbieter - Mobilfunktarife im freien Fall

30.05.2007
Der Mobilfunkmarkt ist mächtig in Bewegung: Innerhalb von zwei Jahren purzelten die Tarife im Durchschnitt um rund ein Viertel.

Greift der Kunde zum günstigsten Anbieter, dann kann er seine monatlichen Kosten sogar um bis zu 50 Prozent drücken. Verantwortlich für den Preissturz sind Billiganbieter, der erste von ihnen, simyo, ging vor genau zwei Jahren an den Start. Die Tochter von E-Plus denkt nun wie andere Konkurrenten über die Einführung von so genannten Flatrates für Handy-Gespräche nach. Der Druck auf die etablierten Anbieter Vodafone D2, T-Mobile und O2 würde damit weiter steigen.

Bereits in den vergangenen Quartalen hatten die Netzbetreiber ordentlich Federn lassen müssen. Vodafone D2 verbuchte im vergangenen Geschäftsjahr einen Rückgang beim operativen Gewinn von zehn Prozent, bei T-Mobile und O2 sieht es nicht besser aus. Auch wenn simyo & Co. nur eine Nische besetzten - die großen Unternehmen mussten dem Trend folgen. T-Mobile und Vodafone D2 drückten ordentlich auf die Kostenbremse, um sich Spielraum für Tarifsenkungen zu schaffen. Folgen muss nun auch mit O2 der kleinste Netzbetreiber, der nach dem ersten Umsatzrückgang in seiner Geschichte einen Sparkurs einleitete.

Quertreiber ist die Düsseldorfer KPN-Tochter E-Plus, die ihr Netz für neue Anbieter öffnete. Seit dem Strategiewechsel tummelt sich auf dem deutschen Mobilfunkmarkt eine Vielzahl neuer Unternehmen. Laut Experten können die Kunden zwischen rund 50 Billiganbietern wählen, die SIM-Karten ohne Handy über das Internet vertreiben. Neben dem Online-Verkauf sind auch große Handelsketten in dem Segment aktiv. Weit über eine Million Handy-Nutzer schlossen einen Vertrag bei Discountern wie Aldi oder Plus ab. Profitiert hat davon vor allem E-Plus, die ihr Netz mit den neuen Kunden besser auslasten kann.

Simyo-Chef Rolf Hansen betont, der größte Billiganbieter könne sich nun auch einen Pauschaltarif für Sprache vorstellen. "Derzeit befinden wir uns in einem Bewertungsprozess. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagte Hansen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Auch die Nummer zwei, die Hamburger blau.de, liebäugelt mit einer Flatrate. "Die Discounter werden nicht umhin kommen, diesen Schritt zu machen", sagte blau.de-Chef Martin Ostermayer.

Mit dem Einstieg in das neue Geschäftsfeld werden die Billiganbieter ihren Marktanteil ausbauen, sind sich Experten sicher. Ende vergangenen Jahres hatten sie laut Bundesnetzagentur 4,9 Millionen Kunden unter Vertrag, der Marktanteil lag damit bei sechs Prozent. Der Anteil werde weiter steigen, sagt Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Helfen sollen dabei neue Preisabschläge. "Ein Preis von zwölf Cent pro Minute sollte drin sein", sagt Ostermayer. Derzeit liegt der günstigste Tarif bei 14 Cent. (dpa/tc)