Zwei Hersteller warten mit neuem und vergleichbarem Angebot auf Conner und Quantum stellen stapelweise Festplatten vor

15.10.1993

MUENCHEN (CW) - Wenn im Abstand von einer Woche zwei grosse Festplattenhersteller wie Conner und Quantum neue Produkte zuhauf und ihren neuen Weg zum Kunden vorstellen, dann schliessen Marktbeobachter auf schwere Zeiten in der Branche. Und tatsaechlich machen die meisten Firmen mit Massenspeichern schon laenger keine glaenzenden Geschaefte mehr (siehe COMPUTERWOCHE Nr. 34, Seite 19, "Die Hersteller von Festplatten kaempfen sich durch die Flaute").Fuer Finis Conner und sein Unternehmen Conner Peripherals Inc. liegen die grossen Erfolge schon weiter zurueck: Nach der Gruendung 1986 wuchs das Unternehmen bald schneller als die gesamte Konkurrenz - bis Mitte 1992. Seit Anfang dieses Jahres muss Conner Verluste melden: Im ersten Quartal 22,5 Millionen Dollar und im zweiten Quartal gar 58,8 Millionen Dollar. Auch fuer das dritte Quartal erwarten Marktbeobachter noch keine schwarzen Zahlen in der Bilanz.Im Juni dieses Jahres reagierte Conner und veroeffentlichte Plaene fuer neue Produkte, wie Bandlaufwerke, Sicherungssoftware oder Pakete aus beidem. "Mit unserer neuen Strategie ,Storage Solutions Initiative+ werden wir die Produkte aufgeben, bei denen die Preise immer weiter zu fallen scheinen", macht Finis Conner klar.Vier Kundentypen hat Conner jetzt festegelegt Die Strategie scheint aber so revolutionaer nicht zu sein. Der Inhalt lautet zusammengefasst, die Zielgruppen des Unternehmens genau zu definieren, zu umwerben und zu bedienen. Neu sind nur die Etiketten fuer die vier Kundenklassen, die man bei Conner jetzt unterscheidet: entry, value, performance und portable.Diesen vier verschiedenen Kundentypen bietet man gezielt neue und ueberarbeitete Modelle an:N "Filepro 210" und "Filepro 420" sind fuer das Massengeschaeft konzipiert. Der Preis fuer die ersten Testexemplare wird bei etwa 190 beziehungsweise 350 Dollar liegen. Bei diesen und auch allen anderen Modellen der Filepro- Serie gibt die Zahl im Namen jeweils die Kapazitaet in Megabyte an, die beiden genannten Modelle koennen also 210 respektive 420 MB Daten speichern. Die Platten rotieren relativ langsam mit 3600 Umdrehungen pro Minute (Upm) und die mittlere Zugriffszeit liegt bei 14 Milli- sekunden.N Mehr Leistung bieten die zwei Modelle "Filepro Advantage 540" und "Filepro Advantage 1080", deren Platten sich mit 4500 Upm drehen. Die mittlere Suchzeit betraegt beim 540-MB-Modell zwoelf Millisekunden, und bei der 1-GB- Festplatte 10,5 Millisekunden. In den USA kosten die jetzt ausgelieferten Exemplare aus der Vorserienfertigung 490 beziehungsweise 900 Dollar.N Speziell fuer die haerteren Bedingungen in PC-Servern sind die beiden Modelle mit SCSI-Schnittstelle "Filepro Performance 1060" und "Filepro Performance 2120" gedacht (Preis etwa 1000 oder 1800 Dollar). Die mittlere Suchzeit betraegt hier nur noch zehn beziehungsweise neun Millisekunden und die Rotationsgeschwindigkeit liegt bei 5400 Upm.N Fuer Notebooks und andere Kleinstrechner bietet Conner drei Modelle "Filepro Notebook" mit einer Kapazitaet von 170, 250 und 340 MB an. Sie wiegen etwa 200 Gramm und verfuegen ueber eine SCSI- oder Standard- AT-Bus-Schnittstelle. Bei den Abmessungen erreicht Conner gutes Mittelmass mit 2,5 Zoll Breite und etwa 0,75 Zoll Hoehe. Die Notebook-Massenspeicher kosten zwischen 250 und 450 Dollar.N Schraubenzieher und Fingerspitzen sind beim neuen Modell "Diskstor" gefragt, das eine Kapazitaet von 1,37 GB hat. Die Festplatte, speziell fuer den Selbsteinbau, uebertraegt 10 MB Daten pro Sekunde ueber die SCSI-2-Schnittstelle, womit sich das System laut Conner vor allem fuer Rechner mit technischen Anwendungen oder Netz-Server eignet. Die durchschnittliche Suchzeit liegt bei zehn Millisekunden. Der Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.N Fuer Workstations wie die IBM RS/6000 oder Sparc-Systeme von Sun kuendigte Conner zwei externe Festplatten an. Das Modelle "CS 540 DC" kann bis zu 545 MB Daten aufnehmen, das Pendant "CS 1370 De" 1,37 GB. In allen anderen technischen Daten entsprechen diese Modelle der erwaehnten Diskstor-Festplatte.Um eigene Bandlaufwerke zu produzieren, hatte Conner im Dezember letzten Jahres die Firma Archive uebernommen und in die Abteilung "Tape Products" umbenannt. Von dort stammt das neue DAT-Bandlaufwerk "DDS-2-DAT Flush Mount Autoloader" mit einer maximalen Kapazitaet von 32 GB mit vier und 96 GB mit zwoelf DAT-Kasetten. Das komplette Laufwerk mit Ladevorrichtung fuer die 4-Millimeter-Baender findet in einem 5,25- Zoll-Einschub im Rechner Platz. Dank der SCSI-Schnittstelle und einem neuen Lesemechanismus liegt die Datenuebertragungsrate bei etwa 400 KB pro Sekunde, doch dauert selbst damit die Sicherung von 32 GB Daten etwa zwoelf Stunden.Unter dem Namen "Tapestor" verkauft Conner ab sofort auch ein 2-GB-Bandlaufwerk fuer den Selbsteinbau. Bis zu 183 KB Daten lassen sich pro Sekunde uebertragen und nach dem DDS-Verfahren (Digital data storage) komprimieren. In den USA kostet das Laufwerk 1150 Dollar im Paket mit der Sicherungssoftware Backup Exec fuer DOS und Windows. Das entsprechende Paket fuer Windows NT schlaegt mit 1300 Dollar zu Buche. Conners Neuankuendigung steht aber nicht allein. Ebenfalls aus Kalifornien meldet sich William Miller zu Wort, der Chef von Quantum Periphreals Inc. Mit einem Stapel neuer Festplatten wirbt er um die gleichen Kunden wie Conner. Dabei sind die Unterschiede zwischen beiden Angeboten so gering, dass selbst die International Data Corp. (IDC) in einer Marktstudie fuer Quantum die Vor- und Nachteile an kleinen technischen Details festmacht.In Massenfertigung wird Quantum die fuenf neuen Modelle "Prodrive LPS" herstellen, deren Preis zwischen 260 und etwa 600 Dollar liegt (Prototypen). Noch in diesem Jahr koennen Kunden das Einsteigermodell mit einer Kapazitaet von 170 MB kaufen oder eines der groesseren Systeme, die 270, 340 oder 540 MB Speicherplatz bieten. Im ersten Quartal 1994 schiebt Quantum dann auch das kleinste Prodrive-Modell mit einer Kapazitaet von 127 MB nach. Die mittlere Suchzeit soll bei allen Systemen etwa zwoelf Millisekunden betragen, obwohl die Drehgeschwindigkeit der Platten unterschiedlich ist: 3600 Upm bei einer Kapazitaet von 270 oder 540 MB im Vergleich zu 4500 Upm bei den 170- und 340-MB-Modellen. Quantum liefert die Prodrive-Festplatten entweder mit einer SCSI- 2- oder einer AT-Standardschnittstelle aus. Das SCSI-Modell soll 10 MB Daten pro Sekunde uebertragen koennen und das AT-Geraet gar 11 MB/s, wenn es an einen speziellen Local-Bus-Controller (Vesa- oder PCI-Standard) angeschlossen ist.Die neuen "Empire"-Festplatten mit einer Kapazitaet von 1080 MB beziehungsweise 540 MB gehoeren in die gehobene Klasse der Massenspeicher. Die Platten rotieren darin mit 5400 Upm und lassen den Benutzer durchschnittlich nur etwa zehn Sekunden bei der Datensuche warten.An der Schnittstelle wartet Quantum wieder mit etwas Besonderem auf: Obwohl noch niemand einen Standard fuer eine SCSI-3-Schnittstelle festgelegt hat, verwendet Quantum ein System mit diesem Namen, das sowohl zu SCSI-Wide- als auch zu SCSI-Fast-Schnittstellen kompatibel ist. Einzelgeraete des Modells Empire 1080 verkauft das Unternehmen zur Zeit fuer etwa 1000 Dollar, das Empire 540 kostet um die 700 Dollar.Quantum liegt bei den 3,5-Zoll-Platten vorne Auch im Notebook-Geschaeft will Quantum nicht nachstehen und setzt auf ein grosses Angebot an Platten mit 2,5-Zoll-Breite und einer Kapazitaet zwischen 85 und 256 MB. Die Bauhoehe waechst mit der Kapazitaet: Lassen sich 85 MB Daten noch in 12,5 Millimeter unterbringen, so erfordern 127 MB oder 170 MB schon 17 Millimeter, und wer unbedingt 256 MB Daten in seinem Notebook mit sich tragen will, muss dafuer eine 19 Millimeter hohe Festplatte einplanen. Die Modelle mit einem Gewicht zwischen 120 und etwa 170 Gramm koennen mit SCSI- oder AT-Schnittstelle ausgestattet werden und kosten zwischen 250 und 425 Dollar.Die beiden IDC-Analysten Alexa McCloughan und Crawford Del Prete gestehen Quantum nach dieser Vorstellung zwar weiterhin den ersten Platz im Geschaeft mit 3,5-Zoll-Massenspeichern zu, doch sehen sie zumindest zwei Schwierigkeiten am Horizont: Erstens bieten die Konkurrenten Connner und Western Digital Produkte, die durchaus mit den Quantum-Modellen mithalten koennen. Zweitens muss das Unternehmen versuchen, den Marktanteil bei hoeherwertigen Festplatten zu erhoehen. Nur dort sind laut McCloughan und Prete die dringend noetigen Gewinne zu machen, die ein reiner Festplattenhersteller wie Quantum fuer Investitionen dringend braucht.