France Télécom und Global Crossing wollen Netzbetreiber

Zwei Carrier buhlen um Equant

16.06.2000
AMSTERDAM (CW) - Der Fusionskessel der TK-Branche brodelt erneut. Jüngsten Gerüchten zufolge steht die niederländische Equant NV kurz vor einer Übernahme durch France Télécom oder Global Crossing.

Glaubt man Branchenspekulationen, so könnte Equant NV, Amsterdam, für rund zehn Milliarden Dollar den Besitzer wechseln. Als Kaufinteressenten gelten France Télécom und Global Crossing. Vor rund einem Jahr stand Equant ebenfalls kurz vor einer Übernahme, die aber im letzten Moment scheiterte. Als potenzieller Käufer wurde damals die Deutsche Telekom gehandelt. Allerdings war Equant vor Jahresfrist ein kostspieligerer Übernahmekandidat als heute. Der Kurs der Aktie notierte bei 132 Dollar, während er zur Zeit nur noch bei knapp 42 Dollar liegt.

Strategisch interessant ist Equant vor allem aufgrund seiner einzigartigen Netzstruktur. Hervorgegangen aus einem 50 Jahre alten Reservierungssystem der Fluggesellschaften, betreibt das Amsterdamer Unternehmen heute ein Netz, das weltweit rund 2000 Städte verbindet. Auf dieser Basis bietet Equant Unternehmenskunden IP-gestützte Sprach- und Datendienste. Diese Geschäftsphilosophie hat den Vorteil, dass der Verkehr nicht über das öffentliche Internet läuft, sondern auf einer zuverlässigeren privaten Netzstruktur.

Vor diesem Hintergrund hätte der Kauf von Equant für France Télécom einen besonderen Charme: Die Franzosen könnten mit dem Equant-Netz ihrer weltweit ausgerichteten Tochter Global One noch mehr Schlagkraft verleihen. Global One verfügt derzeit über rund 1400 Netzzugänge in 65 Ländern. Einziger Haken an der Sache ist für die Franzosen der Wunsch des Equant-Hauptaktionärs Sita, die Transaktion in bar abzuwickeln.

France Télécom musste nämlich erst kürzlich einen Milliardenkredit aufnehmen, um die 37, 4 Milliarden Dollar teure Übernahme des britischen Mobilfunkers Orange zu finanzieren.

Allerdings sind auch die Finanzmittel des anderen Kaufinteressenten, Global Crossing, begrenzt, nachdem der Aktienkurs des Unternehmens von 62 Dollar (vor rund einem Jahr) auf rund 29 Dollar eingebrochen ist. Glaubt man Gary Winnick, Chairman und Gründer des Glasfasernetz-Betreibers, so kann er nur etwas unter zehn Milliarden Dollar für das Amsterdamer Unternehmen aufbieten.