Zuwachs um zwei Prozent erwartet Ein Ende der Rotstiftpolitik fuer die DV-Budgets kommt in Sicht

26.08.1994

KASSEL (CW) - Anwender wollen sich nicht mehr in die Abhaengigkeit von einer proprietaeren Loesung begeben. 76 Prozent der Unternehmen in der deutschen Elektrobranche verfolgen deshalb eine Strategie der offenen Systeme. Dies ist Ergebnis einer Umfrage, die die Kasseler Techconsult und das Kronberger Institut IDC im Auftrag der COMPUTERWOCHE durchfuehrten.

In Zusammenhang mit der Entscheidung fuer offene Systeme steht die schwach ausgepraegte Herstellerbindung. So sind bestehende Geschaeftsbeziehungen im DV-Markt laut Aussagen der befragten Unternehmen in der Elektronik- und Elektroindustrie kein wichtiges Kriterium fuer eine Auftragsvergabe, und das sowohl bei Erweiterungsinvestitionen als auch bei der Einfuehrung von neuen Systemen.

In den naechsten ein bis zwei Jahren sehen 45 Prozent der Unternehmen die Integration von dezentralen und zentralen Systemen als wichtigsten Aufgabenschwerpunkt an. 17 Prozent wollen sich einem unternehmensuebergreifenden Kommunikationskonzept widmen und 18 Prozent der Applikationsentwicklung.

Ein Drittel der Elektronikfirmen macht sich ueber die Umsetzung von Client-Server-Projekten Gedanken. Fast die Haelfte der Firmen hat diesbezueglich keine Einfuehrungsplaene. Vielleicht ist die allgemeine Verunsicherung Grund fuer diese Zurueckhaltung. Denn rund weitere 17 Prozent der Befragten sind sich ueber ihre Client- Server-Strategie noch nicht im klaren.

Die restriktive Rotstiftpolitik scheint sich abzuschwaechen. So gaben die Befragten an, dass das DV-Budget 1994 um rund zwei Prozent ueber dem des Vorjahres liege. Der Kostenanteil fuer das Personal nimmt rund 29 Prozent ein. Die restlichen Ausgaben verteilen sich auf den Kauf von Hard- und Software, Kommunikationsprodukten und externen Dienstleistungen. Zwar herrscht bei der Hardware ein enormer Preisverfall, trotzdem ist dieser Bereich immer noch der groesste Kostenfaktor.

Auf Kauf, Leasing und Abschreibungen von Hardwarekomponenten verwendeten die Elektro- und Elektronikbetriebe rund 30 Prozent ihrer Budgets. Auf Investitionen fuer Softwarelizenzen entfielen rund 21 Prozent. Die Aufwendungen fuer externe Dienstleistungen wie Wartung, Software-Entwicklung und Beratung belaufen sich auf 14 Prozent der Gesamtausgaben. Die Verfasser der Studie erwarten, dass sich dieser Kostenfaktor noch erhoehen wird. Die DV-Abteilungen beauftragen Externe in erster Linie mit Wartung und Schulung. Fuer Netzwerkinstallation und

-wartung wandten die DV-Abteilungen rund sieben Prozent des Budgets auf. Knapp die Haelfte der Branche setzt derzeit auf relationale Datenbanken. Einem Umstieg auf ein relationales System mit objektorientierten Features stehen die Anwender recht verhalten gegenueber. Bis 1995 planen 13 Prozent die Einfuehrung dieser Technologie, was einem Zuwachs von sechs Prozent gegenueber dem Vorjahr entspricht. Noch weniger koennen sich rein objektorientierte Datenbanken in der E-Branche durchsetzen. Ihr Anteil von momentan vier Prozent wird bis naechstes Jahr nur um drei Prozent anwachsen. Bei den Datenbanken ist IBM mit 40 Prozent Marktdurchdringung der Favorit. Danach folgen Oracle mit 13 Prozent, Informix mit elf und Hewlett-Packard mit sechs Prozent.

Die lokalen PC-Netze wiesen in den letzten Jahren enorme Steigerungsraten auf. Dies laesst sich auch am Vernetzungsgrad der Elektro- und Elektronikbranche ablesen. Bei fast 40 Prozent der Befragten sind ueber drei Viertel der PCs vernetzt. Ihr Anteil wird im naechsten Jahr auf ueber 50 Prozent steigen.

Bei der Software werden Analyse- und Design-Tools eine groessere Rolle spielen. Waehrend bisher lediglich 31 Prozent der befragten Firmen diese Werkzeuge einsetzen, werden es 1995 rund 58 Prozent sein. Den groessten Zuwachs verzeichnet der Bereich der Repositories.

Eine latente Unzufriedenheit herrscht in der Branche ueber PPS- Komplettloesungen. Sie erhielten im Durchschnitt nur die Note befriedigend. Hier sind die Anbieter gefordert, sehen doch 17 Prozent der Befragten Nachholbedarf in puncto PPS. Auch die DV- Abteilungen waren von den drastischen Sparmassnahmen der Betriebe betroffen. Trotzdem konnte sich Controlling hier noch nicht durchsetzen. Nur 21 Prozent der Befragten gaben an, einen Unternehmensbereich zu haben, der explizit fuer IT-Controlling zustaendig ist. Fuer die Untersuchung befragte das Institut rund 250 Geschaeftsfuehrer, DV-Leiter und Systemplaner.

IT-Aufgabenschwerpunkt (Angaben in Prozent)

Integration von zentralen und Einzelplatzloesungen 45;

Applikationsentwicklung 18;

Unternehmensuebergreifendes Kommunikationskonzept 17;

IT-Controlling 6;

Personalbereich 3;

keine Angaben 11;

Quelle: Techconsult

Wird im Unternehmen eine Strategie der offenene Systeme verfolgt?

(Angaben in Prozent)

Strategie wird verfolgt... 76;

Strategie wird nicht verfolgt 20;

Strategie ist nicht bekannt 4;

Quelle: Techconsult

Inanspruchnahme von Services externer Anbieter (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen)

Hardwarewartung 58;

Softwarewartung 52;

Schulung 43;

Netzwerkinstallation 35;

Organisationsberatung, Consulting 28;

Systemintegration 27;

Auftragsprogrammierung 22;

Netzwerkwartung 22;

Outsourcing 11;

Quelle: Techconsult

Welche Datenbanktechnologie wird im Unternehmen

eingesetzt? (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen moeglich)

heute/Planung 1995

Hierarchische,Netzwerkdatenbanken: 18/11;

Relationale Datenbanken: 42/37;

Relationale Datenbanken mit objektorientierten Features: 7/13;

Objektorientierte Datenbanken: 4/7;

Andere: 3/2;

Keine: 25/8;

Nicht bekannt: 6/18.

Quelle: Techconsult