Zuwachs bei Software und Service, aber:

Zuwachs bei Software und Service, aber: Minus im Hardwaresektor trübt das Jahresergebnis der IBM

29.01.1999
MÜNCHEN (CW) - IBM meldet sowohl für das vierte Quartal als auch für das gesamte Geschäftsjahr 1998 deutliche Gewinne. Doch in die Freude über das gute Geschäft mit Software und Services mischt sich ein Wermutstropfen: Das Hardware-Business ist rückläufig.

IBM-Aktionäre dürften die jüngsten Ergebnisse des IT-Konzerns mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Erfreulich ist, daß Big Blue in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres 1998 den Gewinn um zwölf Prozent auf 2,35 (Vorjahr: 2,09) Milliarden Dollar steigerte, das entspricht 2,47 Dollar je Aktie. Der Quartalsumsatz belief sich auf 25,13 Milliarden Dollar und wuchs gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 1997 um sechs Prozent.

Die Ergebnisse des vierten Quartals eingerechnet, erwirtschaftete IBM im gesamten Geschäftsjahr 1998 einen Umsatz von 81,7 Milliarden Dollar. Damit wurde das Ergebnis von 1997 um vier Prozent verbessert. Den Reingewinn beziffert Big Blue für 1998 mit 6,3 Milliarden Dollar, 1997 waren es 6,1 Milliarden Dollar. Pro Aktie bedeutet das einen Gewinn von 6,57 Dollar. Gegenüber dem Vorjahr (6,01 Dollar) ist das eine Steigerung um 56 Cent.

Getrübt wird die Bilanz jedoch von den gemeldeten Hardwarezahlen. Während das Unternehmen in den Bereichen Software und Service zulegte, bereitet die einstige Vorzeige-Domäne - das Hardwaregeschäft - Kopfzerbrechen. Für diesen Unternehmensbereich nannte IBM-Chef Louis Gerstner im vierten Quartal ein Umsatzvolumen von 11,3 Milliarden Dollar und mußte damit ein Minus von zwei Prozent eingestehen. Noch höher fielen die Einbußen der Hardware über das gesamte Jahr gesehen aus. Insgesamt nahm Big Blue in diesem Sektor 34,7 Milliarden Dollar ein. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Minus von vier Prozent. Dieser Makel in der Bilanz sowie höhere Erwartungen der Analysten führten am Tag nach Bekanntgabe der Ergebnisse zu einem dramatischen Kursverfall der IBM-Aktie um 18 Dollar.

Verantwortlich für den Einbruch im Hardwaregeschäft zeichnet in erster Linie der Produktbereich Halbleiter. Die Preise für DRAM- Speicherchips seien, so das IBM-Management, zu sehr gefallen, um damit noch Geld zu verdienen. Nachteilig habe sich auch ausgewirkt, daß ein Vertrag mit National Semiconductor über die Fertigung von Power-PC-Prozessoren ausgelaufen sei. Rückläufig waren laut IBM ferner die Umsätze bei den Rechnern System/390, RS/6000 und AS/400, während PCs und Server, insbesondere die der Netfinity-Serie, Zuwächse verzeichneten. Einen Schwund gab es ferner im Wartungsgeschäft, wo die Einnahmen um sieben Prozent auf sechs Milliarden Dollar zurückgingen.

Geschwächt wurde das Quartalsergebnis ferner durch die Krisen in Asien sowie Lateinamerika. IBM mußte im asiatisch-pazifischen Raum ein Minus von drei Prozent (4,2 Milliarden Dollar) hinnehmen, in Lateinamerika brach das Geschäft letztes Jahr gar um 22 Prozent (929 Millionen Dollar) ein.

Am besten entwickelte sich für Big Blue im vierten Quartal der europäische Markt inklusive dem Mittleren Osten und Afrika. Hier erwirtschaftete der Multi insgesamt 8,7 Milliarden Dollar und erzielte damit ein Plus von 13 Prozent. Mit einer Zuwachsrate von acht Prozent, das heißt insgesamt 11,3 Milliarden Dollar Umsatz, schlug Nordamerika im Konzernergebnis zu Buche.

Triebfedern des positiven Quartals- und Jahresergebnisses waren die Divisionen Software und Dienstleistungen. Der Konzern setzte 1998 mit Software insgesamt 13,5 Milliarden Dollar um, allein 4,1 Milliarden Dollar davon im vierten Quartal. Verglichen mit den entsprechenden Vorjahresresultaten ergeben sich daraus Steigerungsraten von fünf beziehungsweise neun Prozent. Besonders gut gingen laut IBM Produkte aus den Bereichen Datenbanken, Transaction Processing sowie System- und Netzwerk-Management. Außerdem hat das Unternehmen im vierten Quartal über fünf Millionen Notes-Lizenzen der IBM-Tochter Lotus verkauft.

Noch deutlicher als bei der Software legte Big Blue im Servicegeschäft zu. Doug Maine, Chief Financial Officer, verkündete für dieses Marktsegment im vierten Quartal Einnahmen von 7,1 Milliarden Dollar und somit ein Umsatzwachstum von 20 Prozent. Noch besser schneidet dieses Unternehmenssegment in der Jahresstatistik ab. Hier weist IBM für diesen Sektor ein Umsatzvolumen von 32,4 Milliarden Dollar aus und verbessert sich damit um 21 Prozent gegenüber 1997. Darüber hinaus, so Maine, habe der Geschäftsbereich Dienstleistung im letzten Quartal neue Serviceverträge im Wert von neun Milliarden Dollar unterschrieben.

Laut IBM-Finanzchef Maine ist es dem Unternehmen insbesondere in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres gelungen, das Wachstum zu steigern. Vor der Presse zeigte er sich optimistisch, die Tendenz im Fiskaljahr 1999 fortzusetzen. Trotz der Lateinamerika- und Asienkrise sowie der Auswirkung des Jahr-2000-Problems auf die Investitionsbereitschaft der Anwender erwartet Maine 1999 ein steigendes Ausgabenvolumen der Kunden von rund neun Prozent.