Zuschuss fuer das DV-Budget Die Fuehrungsriege will bei den DV-Strategien mitentscheiden

05.08.1994

MUENCHEN (CW) - Welche PC-Marke oder welche Textverarbeitung die DV-Abteilung einkauft, interessiert die Geschaeftsleitung wenig. Geht es aber um strategische Entscheidungen bei der

Informationstechnik, moechte die Chefetage ein Woertchen mitreden.

Die Entscheidungen ueber Netzwerkkontrolle, Wartung und Fehlerbeseitigung treffen die DV-Mitarbeiter meist alleine. Sind jedoch strategische Ausrichtung, die Aufgabenerfuellung und die Entwicklung des Netzwerks zu klaeren, faellt dies in die Zustaendigkeit der Geschaeftsleitung. Dies

ist das Ergebnis einer Untersuchung des Kronberger Marktforschungsinstituts International Data Group (IDC).

In den letzten drei Jahrzehnten wurden der Daten- oder Informationsverarbeitung sehr unterschiedliche Funktionen zugewiesen. Einmal sollte sie nur die Wuensche der anderen Fachabteilungen erfuellen, ein anderes Mal setzte sich die Meinung durch, dass DV-Verantwortliche aufgrund des hohen Stellenwerts der IT in die oberste Management-Ebene aufsteigen sollten.

Nach einer Umfrage von IDC wird der strategische Aspekt der DV fuer die Geschaeftsfuehrer wichtiger. Sahen 1992 rund 42 Prozent von ihnen den DV-Schwerpunkt bei strategischen Anwendungen zur Verbesserung der Wettbewerbsposition, waren es ein Jahr spaeter bereits 50 Prozent. Verringert hat sich dagegen das Interesse an der Integration von zentralen und dezentralen Systemen. Hier erkannten 1992 rund 26 Prozent einen Schwerpunkt, 1993 nur noch 18 Prozent.

Der zunehmende Einfluss des Topmanagements auf die Vergabe von DV- Dienstleistungen spiegelt sich in den Ausgaben ausserhalb des DV- Budgets wider. Nur etwas ueber 20 Prozent der Kosten fuer externe DV-Beratung stammen naemlich aus den Kassen der DV-Abteilungen, der Rest aus anderen Unternehmenstoepfen. Im Gegensatz dazu kommt ein Grossteil der Serviceausgaben fuer die Implementierung und die Wartung aus den DV-Budgets.

In diesem Zusammenhang untersuchte das Marktforschungsinstitut auch die Rolle der DV-Dienstleister. Es unterscheidet hier drei Spezialisierungsrichtungen nach Prozess-, Integrations- und Produktkompetenz. Zu den Produktspezialisten gehoeren laut IDC die Hard- und Softwarehersteller. Ihre Rolle werde wichtiger, da der Loesungsaspekt mehr in den Vordergrund ruecke. Es sei also durchaus denkbar, dass sie im Auftrag von Integratoren Pre-Sales-Beratungen beim Kunden durchfuehren wuerden.

Die Technikintegratoren sind, so die Kronberger weiter, fuer Planung, Konzeption und die Implementierung verantwortlich, die auf den Empfehlungen der Produktspezialisten basiert. Experten fuer diesen Bereich finden sich bei den grossen DV-Beratungsunternehmen, bei spezialisierten Systemintegratoren, bei einigen Hardwareherstellern und bei kleineren Spezialisten.

Zu den langfristig erfolgreichen Prozessexperten zaehlt IDC klassische Unternehmensberatungen und spezialisierte Berater. Gefordert wird von ihnen grosse soziale Kompetenz und Trainingsgeschick.

Dienstleistern, die sich zu Allround-Beratern entwickeln wollen, machen die Kronberger nicht viel Hoffnung. Die wenigsten wuerden mit dieser Strategie erfolgreich sein, denn der Wettbewerb werde die Serviceanbieter zwingen, sich auf ihr Kerngebiet zu konzentrieren und mit anderen Unternehmen Partnerschaften einzugehen. Nur die ganz Grossen wie IBM, EDS oder die Computer Sciences Corp.

(CSC) koennten es sich leisten, Komplettservice anzubieten.