Nach anfänglichen Querschüssen von Norsk Data:

Zusammenarbeit zwischen Matra und Sun perfekt

07.03.1986

PARIS (CWN) - Die letzten Hindernisse für eine Übereinkunft zwischen dem französischen Hersteller Matra und Sun Microsysteme aus den USA sind aus dem Weg geräumt. Dies verlautete jetzt aus zuverlässigen Quellen. Die Bekanntgabe einer Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen stehe unmittelbar bevor.

Matra und Sun hatten die Verhandlungen schon vor fast einem Jahr aufgenommen, aber Matras norwegischer Partner Norsk Data verhinderte bisher den Abschluß des Kontraktes.

Matra sucht Unix-Workstations in sein Sortiment aus technisch-wissenschaftlichen und Echtzeit-Produkten einzubinden.

Auf Fragen von Journalisten bestätigte Norsk Datas Vizepräsident Asmund Slogedal, daß die Gesellschaft keine Einwände gegen das Matra-Sun-Projekt mehr habe. "Matra ist darauf angewiesen, seine Angebote auf technischen und wissenschaftlichen Märkten zu verbessern", sagte er. "Dieses Problem ist in Norwegen weniger häufig anzutreffen; wir sind mehr zur Büroautomation hin orientiert." Er bestätigte weiter, daß auch Norsk Data in Zukunft, wenn der Markt weiter entwickelt sei, ähnliche Workstations zusätzlich zu den gegenwärtigen Superminis anbieten werde.

Matra wird möglicherweise Sun-Workstations benutzen, um eine Verbindung zu den Modellen ND500, T2000 oder T300 herzustellen, die die deutsche Tochter von Norsk Data für zwei- und dreidimensionales CAD vertreibt.

Das Osloer Unternehmen scheint die Konkurrenz aus dem Hause Sun weniger zu fürchten als das Risiko, die Matra Data Systems könnte sich den Sun-Geräten mehr widmen als ihrer eigenen Produktlinie. Dem Vernehmen nach hat Matra den Norwegern in diesem Punkt beruhigende Zusagen gemacht. Norsk Data hat sich allerdings auch gegen den Deal stark gemacht, weil Apollo einen Gegenvorschlag brachte. Das Unternehmen war schon länger bemüht, einen Verkäufer wie Apollo für seine Minicomputer in den USA zu finden. Nachdem eine solche Vereinbarung jedoch nicht mehr aktuell schien, war ND nicht länger bestrebt, die Liaison zwischen Matra und Sun zu torpedieren.

Der Vertrag mit Sun beinhaltet eine OEM-Vereinbarung, wird aber auch von Agreements über die Zusammenarbeit hinsichtlich zukünftiger Produkte begleitet. Matra arbeitet gegenwärtig an einer "Very-High-End-Workstation" .

Bevor Matra sich allerdings der Verbindung mit Sun hingeben kann, ist noch einige Arbeit in die Harmonisierung der Produktlinien der beiden Rivalen zu stecken. Beide Produktlinien stützen sich auf dieselbe Unix-Version (Berkeley 4.2) und kommunizieren in LANs über Ethernet. Andererseits erfordert das Betriebssystem Sintran des ND500 noch die Entwicklung spezieller Schnittstellen.

Der neue Vertrag stärkt Matras Position im technisch-wissenschaftlichen Markt. Die "Auferstehung" ist für die Franzosen damit jedoch noch nicht gesichert. Erst muß das Unternehmen sich außerhalb der militärischen Märkte bewähren, die es in der Vergangenheit bevorzugt hat.

Für den kleinen kalifornischen Hersteller ist der Vertrag sicherlich ein Gewinn in seiner Auseinandersetzung mit Apollo, aber mit dem Erscheinen von IBM im technischen Markt hat der Krieg der Workstations gerade erst begonnen.