Zurückhaltung bei Kreditkarten

31.10.1975

MAILAND - Europäische Banken und Konsumenten sind mit Kreditkarten und Bankautomaten gleichermaßen zurückhaltend. Das zeigte ein "Internationales Kreditkarten-Symposion" in Mailand. Während in den USA rund 10 000 Banken Kreditkartensysteme anbieten, berichteten in Mailand von den Europäern nur die englische Lloyds Bank (400 000 Kreditkarten-Kunden - wöchentlich 150 000 Bargeld-Abhebungen per Karte am Automaten) und die Banca Commerciale Italiane (Verbindung von Scheckgarantie, Kaufkarte und Bargeldauszahlungsautomat) positiv. Angesichts des gut funktionierenden Eurocheque-Systems mit Scheckkarte und dem umfangreichen Zweigstellennetz sieht Hans-Peter Bauer (Hochschule St. Galien) in Europa noch keinen Durchblick die Kreditkarte. Einmal zeigen Erfahrungen deutscher Hotels, daß Amerikaner selbst wegen zwei Mark die Kreditkarte zücken - ein angesichts unseres Buchungsgebühren-Kummers kaum ausbreitenswertes Verfahren. Zum anderen gibt es in den USA Kreditkarten nicht nur gratis, sondern häufig sogar unaufgefordert. In Europa hingegen sind für Kreditkarten nicht nur Anträge zu stellen sondern auch Gebühren zu zahlen - bei Diners beispielsweise 60 Mark im Jahr. Die französische Bank Société Generale verlangt zwar nur rund 20 Mark für ihre Karte - aber dafür gibt es auch kein Verzeichnis, wo der Inhaber damit einkaufen kann. Drittes Problem: Bisher ist das automatische Clearing bei Schecks einfacher als eine halbwegs automatisierte Abrechnung der Kreditkarten-Einkäufe - vor allem da, wo mehrere verschiedene Karten angenommen werden.-py