Zurück in die Old Economy

07.03.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Trotz der schwierigen Lage am Arbeitsamt gibt es immer wieder positive Beispiele von IT-Profis, die den Wiedereinstieg geschafft haben. Zu ihnen gehört Jan Ackermann, der sich von den Vorzügen der Old Economy überzeugen ließ.

Früher ging Jan Ackermann auch in die Arbeit, um Freunde zu treffen. Heute geht er dorthin, um zu arbeiten. Eine Veränderung, den sein Wechsel von Unternehmen der New Economy zum "Tanker" Thyssen Krupp mit sich brachte, die er aber begrüßt. Obwohl erst 26 Jahre jung, hatte der studierte Wirtschaftsinformatiker drei Jahre lang das Auf und Ab der IT-Branche hautnah miterlebt. Ein Jahr, nachdem er bei dem Internet-Dienstleister Marchfirst seine Diplomarbeit geschrieben und erste Berufserfahrung gesammelt hatte, fand sich Ackermann als umworbener Kandidat auf einer Recruiting-Veranstaltung in Berlin wieder. In zwei Tagen führte er Vorstellungsgespräche mit 13 Firmen, er hatte die Wahl und entschied sich im Oktober 2000 für die Concept AG.

Jan Ackermann

Doch eineinhalb Jahre später wurde Concept von der Werbeagentur Ogilvy gekauft, und die Aufgaben des technischen Projektleiters Ackermann verloren zunehmend ihren IT-Bezug: "Ich wollte nicht nur schicke Web-Seiten basteln, sondern mein Wissen aus dem Studium über Datenbanken, SAP-Software etc. einbringen." Dass er das seit März 2002 bei Thyssen Krupp Nirosta, der Edelstahl-Tochter des Konzerns, in der Stabsabteilung E-Business tun kann, verdankt er auch dem richtigen Zeitpunkt seines Wechsels.

Intensive Jobsuche

Der IT-Arbeitsmarkt stellte sich für den jungen Wirtschaftsinformatiker noch so dar, dass sich ihm dank seines schnellen Studiums an der privaten Fachhochschule Göttingen und Praxiserfahrung durchaus Chancen boten. Zwar waren Recruiting-Veranstaltungen, auf denen Bewerber unter einem Strauß von potenziellen Arbeitgebern wählen konnten, bereits selten. Stattdessen musste er sich in Zeitung und Internet über potenzielle Arbeitgeber informieren und in Jobbörsen nach Offerten suchen.

"Wahllose Bewerbungen machen keinen Sinn", so die Erfahrung des 26-Jährigen. "Es ist zum Beispiel wichtig, die Geschäftsprozesse der Branche zu kennen." Die Firmen fühlten ihrem Bewerber genau auf den Zahn. Zwei, oft auch drei Vorstellungsgespräche waren die Regel. "Die Unternehmen überlegen sich einfach gründlicher, ob sie jemanden einstellen", so Ackermann. Teilweise wurde auch ums Gehalt gefeilscht.

Dennoch hatte Ackermann Glück und musste hier keine Abstriche machen. Er arbeitet auch nicht mehr bis 22 Uhr, sondern bis 18 Uhr. Das struktuiertere Arbeiten empfindet er als Bereicherung, ebenso wie die Vielfalt der Themen: angefangen von E-Procurement über Management-Informationssysteme bis hin zu Marktplätzen und Content-Management- Lösungen.