Kommentar/

Zurück aus der Zukunft

16.08.1996

Das Microkernel-Konzept ist wieder da. In den Zeiten der Unix-Kriege galt es als technologische Wunderwaffe der Open Software Foundation (OSF) gegen das konventionellere Konzept von Unix V.4. Die Idee war faszinierend. Einem winzigen Kernel lassen sich beliebige Systemdienste und Anwendungen angliedern. Personalities hießen diese Aufsätze, die sich dem Anwender als maßgeschneiderte Systemumgebungen präsentieren sollten.

"Hierzulande herrscht Desinteresse"

Dieses fortschrittliche Konzept verschwand in der Versenkung, weil die Industrie das Interesse verlor. Nun ist einer kleinen deutschen Entwicklergruppe gelungen, woran Hunderte von Profis in den Herstellerlabors scheiterten. Sie haben einen Kernel von nur 12 KB Größe (bei der OSF waren es 300 KB) entwickelt, der tatsächlich unabhängig von den darüber liegenden Systemdiensten ist und dennoch performant arbeitet. Für die Lösung spricht auch, daß sie nicht mehr als Wunderwaffe herhalten muß, sondern als schlanke und flexible Umgebung für Embedded-Systeme sowie für Multimedia konzipiert ist. Und wieder sind es die Amerikaner, die das Potential der deutschen Entwicklung erkennen. Hierzulande herrscht dagegen Desinteresse. gfh