Michelin gibt das Rechenzentrum ab

Zurich Financial Services lagert PCs an IBM aus

19.12.2003
ZÜRICH (jha) - Die schweizerische Versicherungsgruppe Zurich Financial Services (Zürich) lagert den weltweiten Desktop-Betrieb für rund 65000 Mitarbieter an IBM aus. Der gescheiterte Commerzbank-Deal hat dem Dienstleister offenbar keinen nachhaltigen Vertrauensverlust beschert.

Bereits zum kommenden Jahresanfang wird IBM damit beginnen, die IT-Landschaft bei Zurich Financial Services zu überarbeiten. Ziel ist es, sämtliche Dienste rund um den elektronischen Arbeitsplatz für rund 65000 Mitarbeiter zu erbringen. Dazu wird der Dienstleister die IT-Infrastruktur neu ordnen und möglichst standardisierte sowie auf die Bedürfnisse definierter Nutzergruppen zugeschnittene Endgeräte einführen. Die ausgehandelten Betriebsdienste gelten für Laptops, Desktops, Drucker und auf den Endgeräten installierte Software.

Das vereinbarte Einsparpotenzial wollten die Verantwortlichen nicht veröffentlichen. "Zurich Financial Services gibt sich nicht mit kleinen Einsparungen zufrieden", deutete Rudolf Bauer, General Manager IBM Global Services Central Region und Geschäftsführungsmitglied der IBM Deutschland GmbH, an. Auch über das Volumen und die Laufzeit des Outsourcing-Abkommens vereinbarten die Partner Stillschweigen. Analysten taxieren den Wert des Vertrags auf 450 bis 500 Millionen Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Im Rahmen des Abkommens wechseln insgesamt 470 Zürich-Mitarbeiter zu IBM, in Deutschland und der Schweiz sind rund 200 IT-Experten betroffen. Zu den weiteren Standorten zählen Italien, Spanien und Großbritannien sowie die USA und Kanada. "Es gibt sehr viele Insellösungen, die müssen wir nun zusammenführen", erläutert Bauer.

Mit diesem Abkommen kann IBM wieder ein positives Signal in der Finanzbranche setzen, nachdem der Anbieter mit dem gescheiterten Auslagerungsprojekt bei der Commerzbank Kredit verspielt hat. Geholfen hat ein alter Bekannter: CIO der Zürich-Gruppe ist seit Anfang 2003 Michael Paravicini, der in gleicher Position bei der Commerzbank beschäftigt war, als dort die Outsourcing-Verhandlungen mit IBM starteten. Allerdings sind beide Projekte nur bedingt vergleichbar, denn der Commerzbank-Plan war sehr ehrgeizig angelegt, weil er sämtliche IT-Aufgaben für den Investment-Banking-Bereich, also sowohl Betrieb und Entwicklung von Anwendungen als auch die gesamte IT-Infrastruktur, umfasste. Im aktuellen Abkommen ist die Aufgabe klarer umrissen, die Schnittstellen sind eindeutig definiert, und es gibt im Markt viel Erfahrungen mit derartigen Betriebsdiensten. Die Herausforderung dürfte sein, die Menge der Endgeräte zu betreuen und die einzelnen Niederlassungen auf die angestrebten Standards einzuschwören. An einer ähnlichen Aufgabe droht derzeit das Desktop-Outsourcing-Projekt von Daimler-Chrysler und Hewlett-Packard zu scheitern.

Nahezu zeitgleich gab IBM zudem den Abschluss eines Outsourcing-Vertrags mit dem französischen Reifenhersteller Michelin bekannt. Das Projekt hat ein Volumen von einer Milliarde Euro und läuft über acht Jahre. Rund 600 Mitarbeiter wechseln zu IBM. Das Abkommen umfasst den RZ- und IT-Infrastruktur-Betrieb sowie den User-Support und die Betreuung einiger Anwendungen. Es erstreckt sich auf 15 Länder in Nordamerika und Europa.