Zur Sache: Europäische Forschung im Bereich der Datenverarbeitung

21.08.1981

Im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 3.8.1981 (Nr. C195/9) wurde die Antwort der EG-Kommission auf eine Anfrage des parlamentarischen Abgeordneten Pisani zur europäischen Forschung im Bereich der Datenverarbeitung veröffentlicht.

Schriftliche Anfrage Nr. 2094/80

von Herrn Pisani an die Kommission der Europäischen Gemeinschaften (25. Februar 1981)

Betrifft: Europäische Forschung im Bereich der Datenverarbeitung

1. Wie hoch war von 1975 bis 1980 in den Mitgliedstaaten die Zahl der Forscher im Bereich der Datenverarbeitung, deren Arbeit von der öffentlichen Hand und von den europäischen Industriellen finanziert wurde?

2. In welchem Verhältnis steht diese Zahl zu derjenigen Japans und der USA?

3. Besteht auf europäischer Ebene ein nicht befriedigtes Bedürfnis nach langfristigen Forschungen, die von großer Bedeutung für die industrielle Zukunft der Mitgliedstaaten sein können?

Antwort von Herrn Davignon im Namen der Kommission (26. Juli 1981)

1. und 2. In den der Kommission zur Verfügung stehenden Statistiken wird die Datenverarbeitung nicht immer getrennt behandelt; sie ist oft in der Elektronik-Industrie oder in den Büroeinrichtungen inbegriffen.

Der in den amtlichen Statistiken gewählte Ansatz mußte deshalb durch eine Schätzung der FuE-Aufwendungen der großen Unternehmen ergänzt werden. Die Gegenüberstellung dieser beiden Zahlenreihen ermöglicht die Berechnung der nachstehenden Werte für die Jahre 1978 und 1979.

Weltweit belaufen sich die FuE-Ausgaben für die Datenverarbeitung auf 4,4 Milliarden ERE, wovon fast ? auf die amerikanischen Unternehmen entfallen. Bezogen auf das Bruttosozialprodukt ist der amerikanische Aufwand

- 3,6mal höher als derjenige der EWG,

- 1,5mal höher als derjenige Japans.

In absoluten Werten hat der Aufwand der EWG jedoch zugenommen (18,7 % des Gesamtaufwands für 1979 gegenüber 17,5 % im Jahr 1978).

Auf dem Gebiet der Ausbildung gibt es noch immer keine zuverlässige und hinreichend allgemeine Quelle zur Erfassung der Ausbildungskanäle für Systemanalytiker, Programmierer und so weiter in Europa, den Vereinigten Staaten oder Japan.

In vielen Fällen mußte des halb extrapoliert werden. Die nachstehende Tabelle ist mit Vorsicht auszulegen:

3. Die Kommission hat in den letzten Jahren mehrere Initiativen ergriffen um die langfristige Zukunft der europäischen Industrie vorzubereiten; die Langzeitforschung bildet eines der unerläßlichen Werkzeuge hierfür. Zu diesem Zweck beschloß der Rat auf Vorschlag der Kommission Ende Juli 1978 die Durchführung eines experimentellen Forschungsprogramms mit einer Laufzeit von fünf Jahren (Juli 1978 bis Juni 1983), des Programms FAST (1) (Vorausschau und Bewertung in Wissenschaft und Technologie), mit folgenden Hauptzielen:

- Erfassung der Möglichkeiten, Probleme und Konflikte, die die langfristige Entwicklung der Gemeinschaft beeinflussen könnten, und auf dieser Grundlage

- Feststellung der Optionen und Prioritäten für die gemeinschaftliche FuE, um einen Beitrag zur Festlegung einer kohärenten Wissenschafts- und Technologiepolitik der Gemeinschaft auf lange Sicht zu leisten.

Eine der wichtigsten Forschungslinien des Fast-Programms bildet die Informationstechnologie ("die Informationsgesellschaft") im Bereich der folgenden drei grundlegenden Probleme für das Industrielle und sozio-ökonomische Potential der Mitgliedstaaten:

- Überleben der europäischen Industrie,

- gesellschaftsbezogene Aspekte der Informationsgesellschaft,

- Übergang zur Informationsgesellschaft.

Die in Zusammenarbeit mit mehreren spezialisierten Stellen und Instituten der Mitgliedstaaten durchzuführenden Forschungsarbeiten sind angelaufen. Die ersten vorläufigen Ergebnisse werden 1982 verfügbar sein.

Angesichts des enormen Bedarfs an Kenntnissen auf dem Gebiet der Datenverarbeitungsforschung, die zunehmende konzertierte Anstrengungen auf europäischer Ebene rechtfertigen, hat die Kommission im Rahmen der Aktion auf dem Gebiet der Informationstechnik (Telematik) als erstes konkretes Ergebnis des Programms FAST einen Vorschlag für ein FuE-Aktionsprogramm zum Thema "FuE mit langer Verlaufszeit im Bereich der Informationstechnologien" ausgearbeitet.

Die bereits angelaufenen vorbereitenden Arbeiten dienen der Festlegung der vorrangigen Gebiete für gemeinsame Anstrengungen der Mitgliedstaaten und der europäischen Industrie.

Die Kommission erinnert den Herrn Abgeordneten daran, daß in einem Programm der Gemeinschaft, das mit 25 Millionen ERE für den Zeitraum 1979 bis 1983 ausgestattet ist, allgemeine Aktionen sowie eine Unterstützung der Entwicklung von Anwendungen und die Software vorgesehen sind. Die allgemeinen Aktionen umfassen einen FuE-Teil, der die Koordinierung der Forschungstätigkeiten auf nationaler Ebene, die Zusammenarbeit und die Ausarbeitung einer gemeinsamen Strategie, insbesondere auf dem Gebiet der Echtzeit-Datenverarbeitung und der Teleinformatik, fördern soll.

Im Rahmen des gemeinschaftlichen Unterstützungssystems hat die Kommission eine erste Ausschreibung veranstaltet, als deren Ergebnis 14 Vorhaben von der Gemeinschaft gefördert werden; eine weitere Ausschreibung ist im März 1981 durchgeführt worden. In Verbindung mit dem Bericht über die mögliche Verlängerung des Vierjahresprogramms, die in dem Beschluß des Rates vorgesehen ist, könnte die Kommission dem Rat neue Programmvorschläge vorlegen.

Zu unterstreichen ist ferner die Bedeutung, die die auf ein besseres Verständnis der sozialen Dimensionen der Entwicklung der Informationstechnologien abzielenden Forschungen für die industrielle Zukunft der Mitgliedstaaten haben können. Die Regierungen und die Sozialpartner in der Gemeinschaft sind sich dieser Bedeutung bewußt, und es sind Anträge auf gemeinsame Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet an die Gemeinschaft gerichtet worden.

(1) FAST: Forecasting Assessment in Science and Technology.