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Zum Geschäftsführer geboren

12.02.2003
Von Helmut Wilke
„Ich habe nie etwas anderes als Geschäftsführer gemacht“, beschreibt Helmut Wilke seine Karriere in der IT-Branche. Auch die aktuelle Station seiner Laufbahn führte ihn in die Chefetage: Wilke leitet seit Mai 2001 die Geschäfte von Sun Microsystems in Deutschland.

Mit den aktuellen Ergebnissen, die Sun Microsystems in Deutschland vorweisen kann, ist Wilke im Großen und Ganzen nicht unzufrieden. Sein Unternehmen habe sich auf die Marktanforderungen eingestellt. Damit meint der Sun-Manager in erster Linie den Wunsch der Kunden, zu sparen und ihre IT-Infrastruktur effizienter zu verwalten.

Über die Rahmenbedingungen, die momentan im deutschen Markt herrschen, ist der 1951 geboren Niedersachse allerdings nicht glücklich. „Deutschland ist unheimlich staatslastig.“ Es werde viel zu viel reglementiert, klagt er. Der Overhead des Staatsapparates sei zu schwerfällig und zu teuer. Dies mache die Wirtschaft langsam und unflexibel. „Ich bin kein Fan der aktuellen Politik“, lautet sein Resümee. Um die Geschäfte wieder anzukurbeln, müssten die Unternehmen wieder mehr Freiräume haben.

Gute Leute machen lassen

Diese Freiräume räumt Wilke seinen 1600 Mitarbeitern ein. Nur so könnten sie Kreativität entfalten und motiviert werden. Auch die Geschäftsphilosophie von Sun unterstütze diesen Management-Stil. „Solange man einen guten Job macht, hat man auch enorme Freiheiten“, berichtet der in Starnberg lebende Sun- Geschäftsführer. Dabei dürften die Mitarbeiter auch Fehler machen. „Allerdings sollte man die gleichen Fehler nicht allzu oft machen.“

Ausschlaggebend für seinen Einstieg bei Sun waren die Leute, die er dort getroffen hat. „Das Umfeld ist sehr wichtig, damit die Arbeit auch Spaß macht.“ Die Geschicke des Deutschland-Geschäfts hält Wilke zu 100 Prozent in den eigenen Händen. Dies liege an der dezentral angelegten Firmenausrichtung. „Ich denke sogar manchmal, es wäre meine eigene Firma.“ Mit einem eigenen Startup-Unternehmen startete Wilke auch seine IT-Karriere. Danach leitete er die deutsche Niederlassung des US-amerikanischen Softwareunternehmens Ingres. Darauf folgte der Posten des Europa-Chefs beim Datenbankspezialisten Gupta, bevor Wilke über den großen Teich ging und als CEO die US-Tochter der Software AG übernahm. Im Mai 2001 wechselte er zu Sun Microsoystems.

Spaß im Job

Den Posten als Geschäftsführer sieht der verheiratete Manager als Full-Time-Job. Viel Zeit für Hobbies bleibe da nicht. Wenn man einen Job mit viel Verantwortung habe, müsse man sich auch ganz darauf einlassen. Das sei für ihn allerdings kein Problem, da er sich immer als jemanden gesehen habe, dem die Arbeit auch Spaß machen müsse.

Ein wenig Ausgleich findet Wilke beim Fitness- Training und Golfen. Aus diesem Bereich kommt auch sein Lebensmotto: „Den Ball spielen, wie er liegt.“ Daneben hat der viel beschäftigte Manager seit einiger Zeit - nachdem er sich das Fernsehen abgewöhnt hat - die Lust am Lesen wiederentdeckt. Aktueller Favorit ist Tolkiens Fantasy-Klassiker „Der Herr der Ringe“.

Möglich, dass Wilke in der dreibändigen Saga über Mittelerde Parallelen zur heutigen IT-Welt sieht. Vor allem der langjährige Intimfeind Microsoft steht mit seiner jüngsten Passport-Initiative im Visier der Sun-Kritik. Es gehe Microsoft nur darum, die Computernutzer zu identifizieren und deren Daten weiterzugeben, heißt es in einer Sun- Erklärung. Die Grenzen zur Fantasy verschwimmen - frei nach Saurons Fluch: Eine Software, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. 

Zur Person

Helmut Wilke ist als Sun-Geschäftsführer Deutschland für rund 1600 Mitarbeiter und einem Jahresumsatz von 862 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2001/02) verantwortlich.