Mails und Meetings bestimmen den Tag

Zum Arbeiten bleibt keine Zeit

12.11.2009
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Wenn der Blackberry den Tag bestimmt

Doch Vorsicht. Nicht immer ist das Umfeld Schuld, wenn man keine Ruhe findet. Oft ist es einfach das eigene Smartphone. Oder präziser: der falsche Umgang mit ihm. Das weiß auch Fox-Mobile-Mitarbeiter Pohlke. Er checkt dauernd seinen Blackberry. Es könnte ja die Nachricht eines Kunden drauf sein. "Wenn ich mal eine Stunde lang keine Mail kriege, mache ich mir schon Sorgen, dass unser Mailserver kaputt ist", sagt er schmunzelnd.

"Die Versuchung der Technik ist groß, besonders für IT-Kräfte", weiß auch Heinz Liebmann, Leiter Personalprogramme IBM in Deutschland. Um trotzdem effizient arbeiten zu können, empfiehlt er "eine gehörige Portion Selbstdisziplin" und "die Fähigkeit zur klaren Priorisierung und temporären Abschottung".

Temporäre Abschottung klingt gut, zumal IT-Manager auf dem Gebiet Trendsetter sind. Als geübte Notebooker, Hotspotter und Headsetter bewegen sie sich sicher im Office to go. Gut so, sagen Arbeitswissenschaftler. "Das Büro als Ort konzentrierter Denkarbeit hat für immer mehr Manager ausgedient", sagt Wilhelm Bauer, Direktor des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Gearbeitet wird nicht mehr am Schreibtisch, sondern zu Hause, im Flugzeug oder im Zug, im Ferienhaus, im Café oder im Park. "Dieser Trend wird sich in Zukunft weiter verstärken", so Bauer.

Denkinseln gibt es sogar im Großraumbüro

Schon heute suchen sich IT-Leute ihre eigenen Denkinseln. Und die können sogar im Großraumbüro liegen - wie bei Pohlke, der mit seinen 20 Mitarbeitern in einem Raum sitzt. Um sich trotz des Gewusels zu konzentrieren, steckt er sich einfach die Kopfhörer seines mp3-Players in die Ohren. "Motor FM" eingeschaltet und los geht's.

Nicht allen Großraumarbeitern fällt das Abschotten so leicht. "Die meisten IT-Kräfte kennen die Tipps zum konzentrierten Arbeiten, aber es fällt ihnen schwer, sich daran zu halten", weiß Faustmann. Der Karrierecoach empfiehlt, sich gleich montags einen Wochenplan aufzustellen, in dem für die Konzeptarbeit bestimmte Zeiten geblockt werden. Ist der Termin gekommen, Tür schließen, Telefon auf lautlos stellen und einen Timer stellen. Vor zu hohen Ansprüchen warnt er. "Klein anfangen, nicht gleich ein perfektes Ergebnis erwarten. Das nimmt den Druck raus." Und auch vor Re-Use sollte man nicht gleich zurückschrecken. "Bei kreativen Arbeiten muss man das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Oft kann man Teile aus anderen Arbeiten wiederverwenden und neu vernetzen", so Faustmann.