Ein Videoclip aus Hollywoods Trickkiste zeigt den PC der Zukunft:

Zukunftsvision "Knowledge Navigator"

28.10.1988

MÜNCHEN (zek) - Der PC der Zukunft ist nicht größer als eine Aktenmappe, er hat die Rechenleistung heutiger Superrechner, benötigt keine Tastatur, da er Sprache erkennt, ist über Datenleitung an ein globales Netzwerk angeschlossen und erfüllt alle Aufgaben, für die man heute noch eine Sekretärin braucht.

Das ist, kurz zusammengefaßt, die Essenz eines knapp fünf Minuten langen Videoclips, den Apple Chef John Sculley vorführt, wenn er über seine Vision des PC der Zukunft spricht. Der Film ist die Folge eines Gespräches zwischen Sculley und "Star Wars"-Macher George Lucas, der Sculleys Ideen in bester Hollywood-Manier umsetzte: In zwanzig Jahren heißt der Rechner nicht mehr PC, sondern "Knowledge Navigator" - er soll ein Lotse sein, der den Anwender durch das Wissen der Welt führt.

Der Videoclip handelt von einem amerikanischen Uni-Dozenten des Jahres 2008. Ganz chaotischer Gelehrter, steht er vor der Aufgabe, innerhalb weniger Stunden eine Geographie-Vorlesung vorzubereiten. Er nimmt an seinem Schreibtisch Platz und öffnet einen zunächst unscheinbaren Aktenordner: In seinem Inneren verbirgt sich ein Farbdisplay, in dessen linker oberer Ecke ein Kopf erscheint - offensichtlich eine Art Personifizierung des Gerätes. Der "Kopf" erzählt seinem "Herrn", was während seiner Abwesenheit los war, wer angerufen hat und was auf dem Terminplan steht.

Für die geplante Vorlesung hat der Rechner bereits selbständig Recherchen geleistet: Er hat einige Veröffentlichungen zum Thema aus Datenbanken abgefragt und führt sie dem Dozenten vor. Dieser nutzt das Material und sagt dem Rechner, wie er Forschungsergebnisse, Statistiken und Grafiken kombinieren soll. Alle Dialoge werden auf beiden Seiten mittels Sprache geführt, auf dem Display zeigt der "Knowledge Navigator", das Material, um das es geht. Dazwischen werden Nachrichten an Kollegen verschickt und Anrufe entgegengenommen.

Nach einer zusätzlichen Recherche in einer Universitätsdatenbank und einem Gespräch mit einer Kollegin steht die Vorlesung. Dauer der Vorbereitung: knapp drei Minuten. Sculley und das Hollywood-Filmteam haben eigentlich nur naheliegende Gedanken umgesetzt: Alles, was der "Knowledge Navigator" kann, gibt es heute schon, natürlich nicht auf PC-Basis. Bei einem Fortgang der technischen Entwicklung wäre ein solches Gerät wohl denkbar.

Daß die Zukunft an sich aber keineswegs nur Gutes bedeutet, zeigt ein Seitenaspekt des Filmes: Thema der Vorlesung, die von der Hauptfigur und seinem Rechner erarbeitet wird, sind die Klimaveränderungen, die der Welt in den nächsten Jahren bevorstehen. Auf seinem perfekten Grafikbildschirm zeigt der "Knowledge Navigator", daß der Amazonas-Regenwald im Jahr 2008 praktisch nicht mehr existiert und daß sich die Sahara über den halben afrikanischen Kontinent bis zum Äquator ausdehnt.