Blick ins Labor der Uni Duisburg-Essen

Zukunftsfähige Software für den Logistik-Leitstand

31.08.2015
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Dr.-Ing. Andreas Metzger ist Akademischer Oberrat und Leiter der Forschungsbereiche "Adaptive Systeme" und "Future-Internet-Anwendungen" am paluno, The Ruhr Institute for Software Technology der Universität Duisburg-Essen. Zudem ist er Gesamtprojektleiter bei LoFIP. Metzger ist Vize-Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Europäischen Technologieplattform NESSI (Software, Services und Data) und stellvertretender Generalsekretär der Europäischen Big Data Value Association (BDVA). 

Living Lab bindet Domänenexperten ein

Das Living Lab des LoFIP-Projektes ermöglichte die enge Einbindung aller Beteiligten in den Forschungs- und Entwicklungsprozess. Durch seine quasirealistische Umgebung erlaubt ein Living Lab die Erprobung und Evaluierung neuer Ideen und Lösungen. Es ermöglicht kurze Abstimmungszyklen und die frühzeitige Einbindung von Domänenexperten. "Die großen Multitouch-Bildschirme ermöglichen es uns, mehrere Inhalte nebeneinander zu präsentieren, beispielsweise externe Informationsquellen, das aktuelle Szenario und einen Prototyp des Leitstandes", erläutert Christian Reinartz, Projektmitarbeiter am Lehrstuhl.

Der Disponent bei der Arbeit am LoFIP-Leitstand im Living Lab
Der Disponent bei der Arbeit am LoFIP-Leitstand im Living Lab
Foto: paluno

Bei der Gestaltung habe man berücksichtigt, dass der Disponent nicht zu viele Informationen auf einmal erhalte - wichtige Einzelereignisse beispielsweise farblich hervorgehoben wurden, so Reinartz. "Im Living Lab haben wir auch physikalische Gegenstände eingebunden, wie echte Rollcontainer mit Paketen. Die Paketmenge wurde optisch durch eine Tiefenkamera erfasst und in Echtzeit an den Leitstand gemeldet. Der Disponent wird sofort informiert, ob das geplante Fahrzeug ausreicht oder ob eine Umplanung nötig wird", ergänzt Felix Föcker, ebenfalls Projektmitarbeiter des Lehrstuhls.

Ausblick: Big Data

Die Forscher denken zum Ende des Projekts noch einen Schritt weiter. Durch die Verknüpfung der physikalischen Sensordaten und der Internetdienste stehen den Leitständen große und vielfältige Datenmengen zur Verfügung. Diese Daten können unterschiedlich analysiert werden. So lassen sich mögliche Probleme in Logistikprozessen prognostizieren und somit vorausschauend abschwächen. Der Leitstand berechnet hierzu auch die Genauigkeit einer jeden Prognose - vergleichbar zur Angabe "80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit" bei der Wettervorhersage -, um das Risiko einer Fehlentscheidung besser einschätzen zu können.

"Die Prognose antizipiert beispielsweise die Verzögerung von Transportmitteln, späte Stornierungen gebuchter Transportdienstleistungen oder Schwankungen in der Warenmenge", erklärt paluno-Direktor Pohl. Die Prognosen erlaubten somit vorausschauende Maßnahmen: "Schon bei der Prognose einer Zugverspätung kann so frühzeitig ein LKW als alternatives Transportmittel gebucht werden."

Finanzielle Fakten zum LoFIP-Projekt

Fördergeber: Land Nordrhein-Westfalen (im Rahmen des Programms "Hightech.NRW")

Die Forschungsarbeiten werden gefördert im Rahmen des aus dem EFRE co-finanzierten Operationellen Programms für NRW im Ziel 2 "Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" 2007-2013 ausgewählten Projekts "LoFIP". (sh)