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Fernwartung und Teleservice

Zukunft der Fernwartung: Die Hilfe kommt per Video

21.04.2008
Von Handelsblatt 
Die Maschine reparieren, obwohl der Techniker selbst gar nicht vor Ort ist - was vor ein paar Jahren noch unmöglich schien, wird heute zur Normalität: Immer mehr Firmen lassen ihren Maschinenpark per Fernwartung pflegen. Auf der Hannover Messe präsentieren Anbieter die neusten Lösungen zum Thema Teleservice.

Mehr und mehr Unternehmen entdecken die Möglichkeiten einer Fernwartung. Auf der Hannover Messe umfasst die Angebotspalette der Digital Factory deshalb zahlreiche Lösungen rund um das Thema Teleservice. "Im Zuge der wachsenden Zentralisierung der Lagerlogistik-Verwaltung gewinnt eine Fernwartung immer mehr an Bedeutung", sagt Andreas Ulisch, Geschäftsführer von Westfalia Logistics Software. "Im Bedarfsfall muss das IT-Personal die Server fernwarten können." Westfalia will seine Lösungen für die Lagerlogistik vom Hochregallager bis zum vollautomatischen LKW-Beladungssystem künftig mit dem Teleprodukt HP Insight Control ausstatten.

Auch in der Druckmaschinenindustrie spielt die Technik eine große Rolle. "Unseren Kunden ist eine schnelle und sichere Fernwartung bei eventuellen Störungen extrem wichtig", sagt Andreas Birkenfeld, Bereichsleiter Systemtechnik beim Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer. Das Unternehmen will seine Anlagen in Zukunft in Kooperation mit dem Berliner Experten für IT-Sicherheit Innominate mit Internet-Teleservices ausrüsten.

Konkurrent Heidelberger Druck bietet für seine Maschinen ebenfalls ein Online-Fernwartungssystem an, das Druckereibetreiber in aller Welt besser schlafen lässt. Wenn kurz vor Schichtbeginn etwa in einer Hongkonger Druckerei die Alarmsirenen schrillen, weiß der Wartungstechniker in Heidelberg sofort, wo die Probleme liegen. Das Unternehmen Langhammer Maschinenbau zeigt in Hannover Palettierer und Fördertechnik in voller Aktion: Neu dabei ist der Portalroboter PRO 3 mit integrierter Ethernet-Schnittstelle, die einen Teleservice bis auf Antriebsebene ermöglicht.

Auch beim Leichtmetallräder-Hersteller Borbet aus Hallenberg läuft der Support für die Bildverarbeitungssysteme der Roboterzellen via Fernwartung. Die Knickarmroboter der Firma Kuka dienen dem Handling der Räder beim Be- und Entladen von Maschinen. Per Teleservice kann der Technik-Dienstleister aus der Ferne dabei helfen, wenn ein neues Radmodell in die Fertigung aufzunehmen ist. Künftig sollen die Roboter auch in die Fernwartung eingebunden werden.

Siemens geht noch einen Schritt weiter und installiert Kameras in den Werkhallen: Das Visual-Service-Support-System (VSS) sendet Live-Bilder und-Töne aus einem Werk weltweit via Mobilfunk an den Techniker. Dazu trägt ein Werker vor Ort ein mit Kamera und Mikrofon ausgestattetes Headset, das Töne und Bilder aufnimmt und versendet. Der Service-Spezialist lenkt den Werker via Mikrofon und betrachtet die Anlage, als wäre er selbst vor Ort. "So kann er sich ein Bild machen, ohne weite Reisen zu unternehmen", sagt Siemens-Ingenieur Joachim Häberlein.Der Konzern hat VSS auch für Umbauten konzipiert. Denn nach etlichen Jahren sieht eine Fabrikhalle oft anders aus als auf den Plänen zu Produktionsbeginn. Bislang war es ohne Videounterstützung schwer, sich einen Überblick zu verschaffen.

VSS löst laut Häberlein aber auch ein anderes Problem: "Servicekräfte trauen sich oft nicht, den Fachleuten vor Ort banale Fragen zu stellen." Denn manchmal ist nur ein herausgezogener Stecker die Fehlerursache - was nun mit VSS aus der Ferne auf einen Blick leicht erkennbar wäre.