Microsoft will das Betriebssystem im Juni freigeben

Zugeständnisse an die Justiz sollen Windows-98-Geschäft sichern

24.04.1998

Nun ist es offiziell. Microsoft hat den 25. Juni als Auslieferungsdatum für das PC-Betriebssystem Windows 98 genannt. Von diesem Tag an soll die Software, die den hauseigenen Web-Browser "Internet Explorer" als Benutzeroberfläche verwendet, für 400 Mark in der Vollversion oder für 200 Mark als Update von Windows 95 verkauft werden - falls die amerikanische Justiz der Gates-Company keinen Strich durch die Rechnung macht. Eine weniger tiefe Integration des Browsers in das Betriebssystem hatte bereits bei Windows 95 zu einer einstweiligen Verfügung geführt, die erzwang, daß PC-Hersteller den mitgelieferten Browser frei wählen dürfen.

Inzwischen arbeitet die Monopol-Abteilung des Justizministeriums fieberhaft an einer Ausweitung der Klage auf Windows 98. Dabei bekommt die Behörde nun auch Unterstützung von der Software Publishers Association (SPA), einer Herstellervereinigung, der Microsoft selbst angehört.

SPA-President Ken Wasch hat in einem Brief an den ermittelnden Staatsanwalt Joel Klein beschrieben, mit welchen Methoden Microsoft die Handlungsfreiheit der PC-Hersteller einschränkt und damit indirekt auch die der möglichen Windows-98-Benutzer. So sei es den Computeranbietern nicht erlaubt die Windows-Oberfläche an die Bedüfnisse ihrer Kunden anzupassen.

Ärger scheint es auch mit den Geschäftspartnern Compaq und Hewlett-Packard zu geben. Nach Informationen des britischen Branchendienstes "Client-Server News" liegen deren Verträge mit Microsoft inzwischen als Belastungsmaterial beim Justizministerium.

Microsoft arbeitet derweilen daran, die Richter freundlich zu stimmen, indem den PC-Herstellern erlaubt würde, die "Active Channel Bar" mit umstrittenen Verbindungen zu Partnerfirmen wie Walt Disney und Time Warner unsichtbar zu machen. Außerdem versucht Bill Gates sein Image als arbeitsbesessen und raffgierig abzuschütteln. Hinzu kommt eine Werbekampagne in wichtigen Tageszeitungen wie der "New York Times" und der "Washington Tribune". Als Eigentor erwies sich jedoch die vom "Los Angeles Times" aufgedeckte Absicht Microsofts, die Presse durch Leserbriefe für sich zu gewinnen, die aus scheinbar unverdächtigen Quellen kommen, tatsächlich aber von PR-Mitarbeitern geschrieben werden sollten.