Zufriedenheit der ERP-Anwender sinkt

02.08.2007
Firmen kritisieren vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Dokumentation ihrer Business-Software.

Laut dem "Marktmonitor ERP-Softwareanbieter" des Portals Benchpark.com für das zweite Quartal 2007 ist die Zufriedenheit der befragten ERP-Anwender mit ihrer Software im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Was die Nutzer von ihrem ERP-Sys-tem halten, ermittelt der Portalbetreiber in Kooperation mit der Firma Infosoft Herstellerneutrale Softwareberatung AG aus Hamburg per Fragebogen, die die Marktforscher für registrier-te Teilnehmer im Portal zur Verfügung stellen. Dabei wird geprüft, ob die Teilnehmer tatsächlich ein Anwenderunternehmen sind und auch die Software einsetzen, die sie bewerten. Am Ende blieben 808 Kundenaus-sagen übrig.

Bewertungungen der ERP-Anbieter

Kundenzufriedenheit Kategorie A

Microsoft (Dynamics AX, vormals Axapta): 5,78 = "gut".

Microsoft (Dynamics NAV, vormals Navision): 5,77 = "gut".

IFS Deutschland (IFS iV): 5,34 = "gut".

Infor Global Solutions GmbH 5,31 = "gut". (Infor AS, vormals Brain Industry):

SAP AG (Mysap ERP): 5,15 = "gut".

Kundenzufriedenheit Kategorie B

Seat-1 Software GmbH 8,57 = "sehr gut".

Boreas GmbH (Aplix): 7,67 = "sehr gut".

SoftM Semiramis GmbH & Co. KG (Semiramis): 7,36 = "sehr gut".

Abas Software AG (Abas Business Software): 6,99 = "gut".

Ordat GmbH & Co. KG (Foss): 6,95 = "gut".

(Open-Source-ERP "Seat-1"):

Die Interviewten beantworten Fragen zu ihrem ERP-System, indem sie eine Punktzahl von null bis zehn vergeben, wobei die höchste Zahl die beste Note ist. Benoten können sie die Funktionalität, die Technik, die Dokumentation, Flexibilität und den Produktsupport. Zudem können die Teilnehmer in einem Freitextfeld Stellungnahmen formulieren. Wie die Erhebung ergab, hapert es oft nicht an den Funktionen und der Technik. Vielmehr kritisieren die Nutzer die Dokumentation und das Preis-Leistungs-Verhältnis der ERP-Programme.

Microsoft-Produkte liegen vorn

Aus den Antworten errechnet Infosoft die Kundenzufriedenheit und erstellt eine Rangliste. In der Kategorie A, die ERP-Systeme für Konzerne und große Unternehmen umfasst, erreichte Microsofts ERP-Produkt "Dynamics AX" in puncto Zufriedenheit den ersten Platz. Damit hat die Software das ebenfalls von diesem Softwarekonzern stammende Dynamics NAV verdrängt. Zudem liegt AX auch bei Flexibilität und Technologie vorn.

IFS hat Infor (mit Infor AS, vormals Brain Industry) vom dritten Platz verdrängt. Auf Platz fünf verbleibt SAP mit Mysap ERP. Es folgen Infors "ERP LN" (vormals Baan) und "SAP Business One". Kategorie B setzt sich aus ERP-Lösungen für kleinere und mittelständische Unternehmen zusammen. Hier konnte das Open-Source-Programm Seat-1 den ersten Platz belegen, gefolgt von Boreas ("Aplix Business Framework"). Platz drei ging an SoftM Semiramis. SoftM hatte das insolvente Unternehmen Semiramis vergangenes Jahr übernommen und bietet es nun neben den bestehenden Produkten an. Auf den Plätzen vier und fünf landeten Abas Software AG aus Karlsruhe sowie Ordat mit der auf Fertigungsbetriebe spezialisierten Software "Foss".

Die Befragten kommen zu zwei Dritteln aus der Geschäftsführung oder der IT-Leitung des Unternehmens, der Rest sind Fachanwender. In der Regel beurteilen die für die Anschaffung der Software verantwortlichen Personen das Produkt anders als diejenigen, die täglich damit arbeiten.

Kleine Anbieter sind beliebter

Generell gilt, dass es für größere Anbieter schwieriger ist, gute Noten zu bekommen, weil die Installationen oft komplexer sind. Zudem verfügen kleinere Hersteller oft über einen direkteren Kontakt zu dem Kunden, was sich positiv auf den Support auswirkt. Zu diesem Ergebnis kam auch die "ERP-Zufriedenheitsstudie 2006" der Trovarit AG. Diese Untersuchung stützt sich auf eine weitaus größere Datenbasis und deutlich umfangreichere Fragebögen.

Reparaturstau bei Anwendern

Die zunehmende Nachfrage nach ERP-Software lässt sich aus den Ergebnissen noch nicht able-sen, so Bettina Voigt von Infosoft. Seit Herbst steigt die Zahl an ERP-Projekten spürbar an. Nach Angaben von Infosoft investie-ren viele Firmen in ERP-Lösungen, um ihre IT-Umgebung zu modernisieren und jeweils mehrere Produkte durch ein einziges integriertes System zu ersetzen. In den vergangenen Jahren habe sich ein "Reparaturstau" gebildet, der nun aufgelöst werde.

Wie das Beratungshaus festegestellt hat, macht sich der in den zurückliegenden Jahren bei den ERP-Herstellern vollzogene Personalabbau bemerkbar. Oft fehlten Spezialisten beziehungsweise ausreichend ausgebildete Experten, um Projekte beim Kunden zu stemmen. (fn)