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Zufriedene Gesichter bei SAP

23.01.2001
Deutschlands Vorzeige-Softwareschmiede SAP AG hat im vierten Quartal 2,16 Milliarden Euro umgesetzt (+31 Prozent). Der Anteil von Mysap.com am Lizenzgeschäft lag bereits bei 63 Prozent.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die SAP AG, Walldorf, bilanziert heute ein erfreuliches viertes Quartal 2000: Das Unternehmen konnte seine Einnahmen um 31 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro steigern (Vorjahreszeitraum: 1,65 Milliarden Euro). Der operative Gewinn - ohne Berücksichtigung der Kosten für das "STAR"-Beteiligungsprogramm - stieg um 51 Prozent auf 659 Millionen Euro (436 Millionen Euro).

Die Marge beim operativen Ergebnis (ohne STAR) habe man auf zirka 30 Prozent verbessert, teilte SAP mit. Der Gewinn vor Steuern (inklusive STAR) stieg im Berichtszeitraum um 21 Prozent auf 583 Millionen Euro (481 Millionen Euro), der Nettogewinn betrug 366 Millionen Euro und lag damit 16 Prozent über dem des Vorjahresquartals (316 Millionen Euro). Der Gewinn pro Aktie stieg übers Jahr um 15 Prozent auf 1,16 Euro (1,01 Euro).

Im Softwaregeschäft konnten die Walldorfer den Umsatzanteil ihrer neuen Internet-Lösung "Mysap.com" um 412 Prozent auf 661 Millionen Euro steigern. Dies entspricht einem Anteil von 63 Prozent an den gesamten Software-Erlösen. Prominente Neukunden für Mysap.com sind zum Beispiel die NASA, Warner Bros. und Heineken. Das CRM-System der Walldorfer setzt künftig unter anderem der Tabakriese Philip Morris ein. Aber auch für das "alte" R/3 entschieden sich mit E.ON und Rolls Royce zwei Schwergewichte.

Im gesamten Kalenderjahr setzte SAP mit Mysap.com nach eigenen Angaben bereits 1,3 Milliarden Euro um, das sind 53 Prozent vom gesamten Software-Umsatz. "Es sieht ganz danach aus, als könnte 2001 wieder ein sehr gutes Jahr für die SAP werden", kommentierte Vorstandssprecher Henning Kagermann.

Das vierte Quartal im Detail

Der Produktumsatz im vierten Quartal stieg um 35 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro (1,13 Milliarden Euro), das Lizenzgeschäft wuchs dabei um 30 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro (811 Millionen Euro). Der Beratungsumsatz erhöhte sich um 27 Prozent auf 517 Millionen Euro (408 Millionen Euro), die Schulungserlöse legten um 25 Prozent auf 111 Millionen Euro zu (89 Millionen Euro).

Regional betrachtet wuchs die Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) am stärksten; hier legten die Umsätze im vierten Quartal um 42 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zu (800 Millionen Euro). Ähnlich stark fiel mit 38 Prozent auf 231 Millionen Euro das Wachstum in der Region Asien/Pazifik aus (Vorjahr: 167 Millionen Euro). Dagegen stieg der Umsatz auf dem gesamten amerikanischen Kontinent um "nur" 17 Prozent auf 797 Millionen Euro (684 Millionen Euro). Der neu aufgestellte US-Ableger erzielte allerdings einen Umsatz von 593 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 1999.

Das Geschäftsjahr 2000

Im Gesamtjahr 2000 wuchs der Umsatz der SAP um 23 Prozent auf 6,27 Milliarden Euro (5,11 Milliarden Euro). Der operative Gewinn ohne STAR stieg um 32 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro, der Profit vor Steuern erhöhte sich um 31 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro (1,12 Milliarden Euro). Die Kosten für das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm eingerechnet lag der Vorsteuergewinn mit 1,03 Milliarden Euro allerdings nur noch um fünf Prozent über Vorjahresniveau (980 Millionen Euro). Das Konzernergebnis stieg übers Jahr von 601 Millionen Euro um vier Prozent auf 626 Millionen Euro, der Gewinn pro Aktie wuchs ohne STAR um 31 Prozent auf 2,86 Euro. STAR mitgerechnet belief sich das Plus je Anteilschein auf vier Prozent (2,00 Euro). Dabei ist der im Jahr 2000 vorgenommene Aktiensplit im Verhältnis eins zu drei mit eingerechnet.

Teure Mitarbeiterbeteiligung

Die Kosten für das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm STAR betrugen für das Fiskaljahr 2000 gut 440 Millionen Euro und lagen damit um 21 Prozent über denen des Vorjahres. Die Zahl der Mitarbeiter lag Ende des vierten Quartals bei 24.178 und damit um zwölf Prozent höher als Ende 1999 (21.504). 6655 Mitarbeiter arbeiteten Ende dieses Jahres in Forschung und Entwicklung, 10.537 im Bereich Service und Support; die restlichen 4229 verteilen sich auf Vertrieb und Marketing.

Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2001 rechnet der Konzern nun damit, das Umsatzwachstum des vergangenen Jahres "leicht zu übertreffen". Die Marge beim operativen Ergebnis ohne STAR werde vermutlich ähnlich stark zulegen wie im Geschäftsjahr 2000 (plus zwei Prozent), hieß es. "Wir haben die Kunden gewonnen und zurückgewonnen, die beweisen, dass wir uns erfolgreich neu aufgestellt haben", glaubt Vorstandssprecher und Mitgründer Hasso Plattner. Ein Ziel hat die SAP jedoch verpasst: Die Umsatzverdoppelung gegenüber dem Geschäftsjahr 1998 wird wohl erst ein Quartal später erreicht als ursprünglich angenommen.

Weiter kündigte SAP an, das Unternehmen werde bis Ende Juni dieses Jahres 1,5 Prozent der eigenen Vorzugsaktien zurückkaufen. Die Börse zeigte sich übrigens zunächst wenig beeindruckt vom erfreulichen Ergebnis: Nachdem die SAP-Aktie gestern zum Fixing mit 188,5 Euro notierte, fiel der Kurs im vormittäglichen Handel zunächst um knapp 3,5 Prozent auf 182 Euro (Stand: 11 Uhr), nachdem sie zwischenzeitig sogar die Marke von 178,20 Euro gestreift hatte.