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Gezielte Angriffe?

Zufall oder Anschlag: Rätsel um Kabelschäden im Nahen Osten

04.02.2008
Von Handelsblatt 
Nach den Schäden an den Unterseekabeln im Mittelmeer in der vergangenen Woche sind weitere Probleme mit Kabeln im Nahen Osten aufgetreten. Die erneuten Unglücke haben Spekulationen angeheizt, ob es sich bei den Unfällen um gezielte Angriffe handeln könnte.

BERLIN. Zufall oder Infowar? Das fragen sich derzeit viele Internet-User im Nahen Osten. Nach dem Kabelschaden am 30. Januar 2008 vor Ägypten kam es in den vergangenen Tagen zu weiteren Ausfällen von Unterseekabeln im Nahen Osten. Am 1. Februar 2008 meldete das indische Telekommunikationsunternehmen Reliance Communications einen Schaden an seinem Kabel "Falcon" vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Betroffen ist vor allem einer der beiden Provider in den VAE, Du. Du war von dem ersten Ausfall in der vergangenen Woche ohnehin schon stark betroffen.

Das Unternehmen habe inzwischen Internetverbindungen und Auslandstelefonate über andere Kabel umgeleitet, die von den Ausfällen nicht betroffen sind. Dennoch könne es vor allem in Spitzenzeiten zu Problemen kommen, heißt es auf der Website von Du. Etislalat, der zweite Telekommunikationsanbieter in den VAE, befürchtet, dass die Schwierigkeiten noch bis zu zwei Wochen anhalten könnten.

Am Wochenende kam es dann zu einem weiteren Zwischenfall im Telekommunikationsnetz im Nahen Osten: Nach Angaben von Qatar Telecom (Qtel) wurde im Persischen Golf ein Unterseekabel zwischen der katarischen Insel Haloul und der Insel Das, die zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört, unterbrochen. Eine mögliche Ursache ist der Ausfall der Stromversorgung. Die erneuten Unglücke haben Spekulationen angeheizt, ob es sich bei den Unfällen um gezielte Angriffe auf die Telekommunikationsinfrastruktur der Region handeln könnte.

Inzwischen hat das ägyptische Ministerium für Telekommunikation mitgeteilt, es schließe aus, dass ein Anker die Schäden an den Unterseekabeln Fiber-Optic Link Around the Globe (FLAG) und SEA-ME-WE 4 verursacht hat. Die Auswertung von Überwachungsvideos habe ergeben, dass sich in den zwölf Stunden vor dem Ausfall und in den zwölf Stunden danach kein Schiff in dem Seegebiet aufhielt. Das Gebiet liegt knapp zehn Kilometer vor der nordägyptischen Hafenstadt Alexandria und ist auf Seekarten als Sperrzone ausgewiesen. Ein Reparaturschiff soll morgen auslaufen, um den Schaden zu beheben.

Von den Schäden an FLAG und SEA-ME-WE 4 sind rund 100 Millionen Internetnutzer, hauptsächlich in Ägypten und Indien, betroffen.

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