Arbeitgeber haben keine andere Wahl

Zuerst das Gehalt, dann der Purpose

14.03.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Unternehmen, die schlecht zahlen, leiden besonders unter dem Fachkräftemangel. Davon ist Personalexperte Frank Rechsteiner überzeugt.
Ohne Moos nix los, könnte man einen alten Spontispruch auffrischen, wenn man sieht, dass die Wechselbereitschaft der Beschäftigten schnell wächst, wenn es mehr Geld gibt.
Ohne Moos nix los, könnte man einen alten Spontispruch auffrischen, wenn man sieht, dass die Wechselbereitschaft der Beschäftigten schnell wächst, wenn es mehr Geld gibt.
Foto: Mattia Menestrina - shutterstock.com

Rechsteiner ist sicher, dass Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter gut bezahlen, kein Fachkräfteproblem haben. Wenn das Gehaltsplus beim Jobwechsel stimmt, sind die Beschäftigten weg. Er verweist auf eine LinkedIn-Umfrage, in der die Hälfte der Befragten sagt, dass sie eine Gehaltssteigerung von 20 Prozent und mehr erwarten.

Natürlich bekommt auch er in seinen zahlreichen Gesprächen vor allem mit jungen Bewerbern mit, dass Themen wie Nachhaltigkeit und sinnhafte Arbeit wichtig sind, und dass die Generation Z wissen will, wie Arbeitgeber solche Vorhaben umsetzen. Doch letztlich gehe es zunächst immer auch um das Gehalt. Dabei beruft sich Rechsteiner auf eine Studie aus den USA, die Anfang des Monats in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht wurde. Sie kommt zu dem Schluss, dass mehr Geld das Glück tatsächlich immer weiter steigere.

Mehr Gehalt = höhere Wechselbereitschaft

"Vereinfacht ausgedrückt deutet dies darauf hin, dass für die meisten Menschen ein höheres Einkommen mit größerem Glück verbunden ist", fasst Wissenschaftler Matthew Killingsworth laut einer Mitteilung zusammen. "Die Ausnahme sind jedoch Menschen, die finanziell gut gestellt, aber unglücklich sind. Wenn man zum Beispiel reich und unglücklich ist, hilft mehr Geld nicht." Bei allen anderen sei mehr Geld jedoch in unterschiedlichem Maße mit höherem Glück verbunden.

Weiterer Beleg aus seiner Umfrage: Selbst wenn Arbeitgeber bereit sind, "nur" sechs bis 19 Prozent mehr zu bezahlen, sind 40 Prozent der Befragten bereit, das Angebot anzunehmen und zu wechseln. Diese Zahlen zeigten, so der HR-Profi, dass die Wechselbereitschaft der Mitarbeiter nach wie vor hoch sei und dabei gehe es zunächst nur um mehr Geld für dieselbe Aufgabe, und "wir reden hier noch lange nicht über bessere Jobs oder andere Aufgaben".

Gefrustete Mitarbeiter

Schließlich noch eine Zahl aus der Umfrage: Selbst sieben Prozent der Befragten sind wechselwillig - ohne mehr Geld haben zu wollen: Für Rechsteiner ein klares Indiz dafür, dass einige Beschäftigte doch ordentlich gefrustet sind und vom aktuellen Arbeitgeber weg wollen. "Wer seine Mitarbeiter schlecht behandelt, wird sie bald verlieren", so Rechsteiners Fazit.