Zugführer-Handys tot

Züge in Norwegen stehen drei Stunden still

30.03.2010
Ein Defekt in der Stromversorgung für einen Mobilfunk-Server hat in Norwegen den kompletten Bahnverkehr zusammenbrechen lassen.
Eom Schnellzug in Norwegen (Foto: NSB)
Eom Schnellzug in Norwegen (Foto: NSB)
Foto: NSB

Ungläubiges Staunen und Zorn bei Zehntausenden Oster-Reisenden in Norwegen: Weil der Handy-Kontakt zwischen Zugführern und Leitzentralen nicht funktionierte, lag am Montagabend der komplette Bahnverkehr in dem skandinavischen Land ab 18:30 Uhr drei Stunden lang still. Erst als die defekte Stromversorgung für zwei zentrale Server in Trondheim nach drei Stunden ausgebessert war, durften die Züge wieder anfahren.

In der letzten Woche hatte die norwegische Bahn negative Schlagzeilen gemacht, als 16 Waggons sich auf einem Güterbahnhof selbstständig machten, acht Kilometer bergab durch Oslo rasten und am Hafen entgleisten. Drei Menschen starben.

Bei der staatlichen Bahnaufsicht herrschte auch am Dienstag noch Verblüffung über die landesweiten Auswirkungen eines relativ begrenzten Mobilfunk-Problems. "So etwas haben wir noch nie erlebt", meinte Behördensprecher Kjell Bakken in der Zeitung "Aftenposten".

Nach dem Ausfall der Kommunikation über das Handy-Netz habe es aber keine andere Möglichkeit gegeben, als entsprechend den Vorschriften alle Züge landesweit zum nächsten Bahnhof zu rufen und sie dort stehen zu lassen. Der norwegische Bahnverkehr war von 18:30 bis kurz vor 21:30 Uhr komplett gestoppt.

Die verantwortliche Bahngesellschaft NSB kündigte eine genaue Untersuchung darüber an, warum die Behebung des Fehlers so lange gedauert und kein Ersatzsystem zur Verfügung gestanden habe. Das GSM-R-Netz ist eigens für die Kommunikation im Bahnverkehr entlang dem kompletten Gleisnetz installiert.

Empörte Passagiere auf dem Weg in die Osterferien zeigten wenig Verständnis. "Die müssen doch ein Reservesystem haben. Aber es wird bei der Bahn sowieso alles seit 30 Jahren immer schlechter", beschwerte sich der Reisende Terje Thomassen, ebenfalls in "Aftenposten". Der Norweger wollte von der Hauptstadt nach Lillestrøm, musste am Abend wie zahllose andere Leidtragende in Oslo stundenlang warten und gab nach anderthalb Stunden auf. Er ging wieder nach Hause. (dpa/tc)