Zu viele, zu oft, zu aufwendig: Computermessen

07.11.1986

Die "Impuls-Zeitung" der Gemeinschaftsaktion Mittlerer Deutscher DV-Unternehmen über das Marketing-Instrument Messe:

Gäbe es sie nicht, müßten sie erfunden werden. Kein Medium kann den Markplatz "Messe" ersetzen. Ob für Fachleute oder fürs gewöhnliche Publikum, ob Konsumartikel präsentiert werden oder Investitionsgüter, ob mit Vorträgen und Symposien garniert oder nicht: Nirgendwo sonst ist so viel an Produkten, Informationen und Menschen beisammen, zum Anfassen, zum Vergleichen, zum Drüber-Diskutieren.

Die Informationstechnik macht hier keine Ausnahme. Gerade weil die Entwicklung auf diesem Gebiet so rasch fortschreitet wie auf keinem anderen, bieten Fachausstellungen die unverzichtbare Möglichkeit, sich auf dem laufenden zu halten. Dies gilt übrigens nicht nur für die Anwender, Interessenten und potentiellen Käufer, sondern auch für die Anbieter und die Bestimmung ihres eigenen Standorts. Keine Frage also, daß auch und gerade die Computermessen einen wichtigen Beitrag leisten für die Weiterentwicklung der Informationstechnik, ihre Anpassung und ihren möglichst problemlosen Weg zum Anwender. So weit, so gut.

Die Frage ist nur ob die einschlägige Industrie, und hier sind vor allem die kleineren Anbieter gemeint, auf Dauer mit der Fülle des Angebots an Ausstellungen fertig werden, das da heute schon und mehr noch in Zukunft auf sie zukommt. Das Jahr 1986 begann für die meisten von ihnen mit Hannover I und Hannover II. In diesem Herbst stehen ihnen, je nach Marktsegment, Interkama oder Orgatechnik oder Systec bevor oder gar alle drei zusammen. Dazwischen gab es CAD- und CIM-Kongresse, Fachtagungen für Büro- und sonstige Kommunikation, von regionalen Veranstaltungen ganz zu schweigen. Und inzwischen gehört zu jedem wissenschaftlichen Kongreß, der etwas auf sich hält, wie selbstverständlich eine Ausstellung, die zu übergehen schwerfällt, wenn man auf diesem Gebiet irgend etwas anzubieten hat. 1987 wird es, wenn nicht alles trügt, so oder noch kräftiger weitergehen. Denn obwohl selbst der schnelle Fortschritt der Informationstechnik dies nicht rechtfertigt, finden viele Ausstellungen im Jahresrhythmus statt, und immer neue kommen hinzu. Zudem ist ein Trend zum edlen Luxus zu konstatieren, wer die fernöstlichen Großtempel auf der diesjährigen CEBIT noch in Erinnerung hat, wird mit Grausen daran denken, was uns da noch erwartet. Und ein letztes: Gewiß ist in einem

wachsenden und differenzierter werdenden Markt eine Spezialisierung, auch des Messemarktes angebracht. Aber gelegentlich passiert das Gegenteil: Worin liegt eigentlich noch der Unterschied zwischen CeBIT und Systems? Und blickt derjenige noch durch, auf den es eigentlich ankommt - Kunde König, der Besucher? Die Messegesellschalten werden sich etwas überlegen müssen.