Hersteller und Anwender ergreifen die Initiative, aber:

Zu viele Vorschläge bremsen CASE-Standards

05.02.1988

Von Nell Margolins,IDG News Service

FRAMINGHAM - Der Druck, im Bereich des Computer-Aided Software-Engineering (CASE) internationale Normen zu definieren, erhöht sich: Neben Standardisierungs-Gremien bemühen sich nun auch Hersteller und Anwender, in Kampagnen Ihre eigenen Vorschläge zu propagieren.

Die Forderungen bringen allerdings Probleme mit sich. Schon jetzt gibt es zu viele Vorschläge, die als Standards für eine offene CASE-Umgebung in Frage kommen. "Und diese widersprechen sich alle", klagt Dennis Gaughan, Manager des Bereichs Environmental Development bei dem Software Productivity Consortium (SPC). Nach Meinung von Anthony I. Wasserman, President der Interactive Development Environments Inc., San Fransisco, sei zudem noch gar nicht klar, was überhaupt standardisiert werden soll: die Notation, das File-Format, die Konvertierungs-Methoden oder gar alles zusammen? Auch verzögere die Vielfalt der Structured Analysis und der Design-Methoden ein zügiges Vorankommen der Standardisierungsbemühungen.

Dennoch, das Thema "CASE-Standards" nimmt derzeit die höchste Priorität ein - vor allem beim Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) und beim SPC. So versandte das IEEE Ende letzten Jahres eine Liste von mehr als 200 denkbaren CASE-Standards. Die SPC will hingegen die Normungsvorschläge noch in diesem Monat mit Topmanagern aus 25 CASE-Unternehmen diskutieren.

Die Cadre Technologie Inc. rief vor einigen Monaten eigens eine Hersteller-Kampagne ins Leben, um das schon weitgehend akzeptierte Electronic Desing Interchange Format (EDIF) zu einem Standard Interchange Format zu erweitern. Anwender könnten somit Datenfiles und -formate verschiedener CASE-Produkte untereinander austauschen. Gemäß dem Plan von Cadre wurden die Hersteller ihre eigenen Eingangs- und Ausgangs-Routinen entwickeln, um sie dann durch EDIF zu übersetzen.

Auch wird das American National Standard Institute (ANSI) voraussichtlich demnächst einen offiziellen Standard für das Information Resource Dictionary System (IRDS) herausgeben. Bei IRDS handelt es sich um ein erweiterbares Dictionary, daß die bei der Software-Entwicklung verwendeten Informationsquellen beschreibt und verwaltet.

Die IEEE-Kreation Posix wird zwar nicht als CASE-Standard betrachtet, doch soll sie eben diese Funktion erfüllen. "Posix wird einen enormen Einfluß auf CASE haben", prophezeit der SPC-Manager Dennis Gaughan. "Jeder Tool-Hersteller weiß dann, in welcher Umgebung, seine Tools arbeiten." Posix basiert auf der Unix System V Interface Definition (SVID) von AT&T; CASE kommt aus dem Workstation-Bereich, der hauptsächlich aus Unix-Rechnern besteht. Gaughan: "Wenn, wir uns auf ein Unix einigen, stehen alle Tool-Erzeuger auf demselben Spielfeld."