US-Lieferstopp

ZTE muss Geschäftsbetrieb wegen US-Sanktionen einstellen

11.05.2018
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
ZTE stellt einen großen Teil seines Geschäftsbetriebs ein. Da aufgrund des US-Lieferstopps wichtige Komponenten fehlen.

US-Präsident Donald Trump hat das Atom-Abkommen mit dem Iran gekündigt. Die EU-Staaten fühlen sich mehrheitlich vor den Kopf gestoßen. Die USA erwarten nun, dass Unternehmen aus Europa ihre Geschäfte mit dem Iran beenden, was der neue US-Botschafter in Deutschland dann auch sofort von deutschen Unternehmen forderte. Ein Beispiel dafür, was Unternehmen passieren kann, die das US-Embargo gegen den Iran (und Nordkorea) unterlaufen, gibt derzeit das chinesische Unternehmen ZTE.

ZTE Blade V9: Neben Chips für neue Smartphones umfasst das Lieferverbot möglicherweise auch Software-Updates.
ZTE Blade V9: Neben Chips für neue Smartphones umfasst das Lieferverbot möglicherweise auch Software-Updates.
Foto: ZTE


Denn ZTE hat mitgeteilt, dass es einen großen Teil seines operativen Geschäfts einstelle. ZTE habe nach eigener Aussage aber genügend Geld um die Unterbrechung des Geschäftsbetriebs zu überstehen. ZTE führe eigenen Angaben zufolge Gespräche mit den US-Behörden, um den Verkaufsbann für US-Zulieferer aufheben zu lassen.

Durch das auf sieben Jahre veranschlagte Verbot der US-Regierung dürfen US-Unternehmen wie zum Beispiel Dolby und Qualcomm keine Komponenten mehr an ZTE liefern. Ohne deren Chips kann ZTE aber keine Endgeräte bauen. ZTE will sich die dringend benötigten Chips beziehungsweise SoCs (System on a Chip) statt von Qualcomm nun von Mediatek liefern lassen. Das taiwanische Unternehmen Mediatek produziert ebenfalls ARM-Chips, die Smartphones antreiben. Vermutlich fällt auch das Google-Betriebssystem Android unter das Lieferverbot. Laut Reuters bezieht ZTE 25 bis 30 Prozent seiner zugelieferten Elektronikbausteine von US-Unternehmen. Der US-Lieferstopp ist für ZTE existenzbedrohend, weil damit unter anderem die gesamte Smartphone-Produktion zusammenbricht. Ob und inwieweit die Einstellung des Geschäftsbetriebs auch für die anderen Geschäftsbereiche wie zum Beispiel die Netzwerksparte (Surf-Sticks, Router) gilt, ist unbekannt.

Hintergrund: Die US-Regierung hat US-Firmen für sieben Jahre verboten Komponenten an ZTE zu liefern, weil das chinesische Unternehmen den Handelsboykott gegen Iran und Nordkorea nicht eingehalten hat. Als die USA ZTE deswegen mit einer Geldstrafe belegten, zahlte ZTE diese zwar, hielt aber laut US-Behörden danach die vereinbarten Bedingungen nicht so ein, wie es die USA gefordert hatten, und machte falsche Angaben. Deshalb verhängte die US-Regierung das siebenjährige Lieferverbot.

Die Börse in Hongkong hat den Handel der ZTE-Aktie ausgesetzt. Auch Huawei sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert das Iran-Handelsembargo unterlaufen zu haben.

(PC-Welt)