Berlin Social Media Week

Zögerliche Diskussion über Soziale Netzwerke bei Kerzenschein

25.09.2013
Die Social Media Week in Berlin will auch Menschen außerhalb der Netzszene für Internetkommunikation begeistern. Das gelingt nur bedingt. Die Veranstalter hoffen dennoch auf rege Beteiligung.

Überraschend analog geht es auf der Social Media Week am Dienstag in Berlin zu. Kerzenschein statt Kamera-Apps, Kugelschreiber statt Computertastatur. Doch der Eindruck täuscht: Die Konferenz dreht sich ganz um das digitale Leben und Arbeiten. Die Kerzen etwa sind die augenzwinkernde Untermalung für ein "Internet Policy Speed Dating". An zwei Tischreihen sitzen sich gut 20 Teilnehmer gegenüber, die im Stil von Kurzverabredungen über Internetpolitik diskutieren sollen.

Foto: Collaboratory

"Wir wollen einfach Leute zusammenbringen", sagt Eva Breitbach von der Organisation "Internet und Gesellschaft Collaboratory", die das Speed-Dating organisiert hat. Sie schlägt einen Gong, die Teilnehmer wandern zum nächsten Gesprächspartner. Visitenkarten werden ausgetauscht.

Gemeinsam über Soziale Netzwerke zu diskutieren ist auch das Ziel der Social Media Week. "Wir schauen uns an, wie man diese Werkzeuge nutzen kann", sagte Programmdirektorin Julianne Becker. Neben Politik geht es dabei auch ums Geschäft mit dem Netz, es gibt Workshops zu digitalen Lebensläufen und Stolpersteinen bei der Start-up-Gründung.

Becker sagt, die Konferenz wolle gezielt Menschen außerhalb der Netzszene ansprechen. So richtig gelungen ist das den Veranstaltern offenbar nicht. Im Gegensatz zur jährlichen Netzkonferenz re:publica ist die Social Media Week weniger bekannt, weniger zentral und weniger gut besucht. Die Veranstalter rechnen mit 3000 Teilnehmern innerhalb einer Woche.

Das mag auch daran liegen, dass Soziale Netzwerke in Deutschland eher zögerlich Fuß fassen. Viele Nutzer sorgen sich um ihre Privatsphäre und den Datenschutz, und das nicht erst seit der Enthüllungen über die weitreichenden Möglichkeiten der britischen und US-Geheimdienste zur Internetspionage.

"Es ist wichtig zu diskutieren, warum Menschen sich Sorgen machen", sagt Mitorganisatorin Becker. "Natürlich wollen wir für den Einsatz Sozialer Netzwerke für positive Dinge werben, aber wir diskutieren auch gerne über die Ängste und Sorgen." In mehreren Veranstaltungen soll es um den NSA-Skandal gehen. (dpa/tc)