Zeugnisse fuer das Umweltengagement der PC-Hersteller BUND kritisiert das Verhalten von Apple, Olivetti und Comtech

26.05.1995

BONN/FRANKFURT/M. (CW) - In diesen Tagen veroeffentlicht der Bund fuer Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum zweiten Mal seine "Umwelt-Computerliste". Gute Gesamtnoten in Sachen Oekologie erhielten die sieben PC-Hersteller Acer, AT&T, Compaq, Hewlett- Packard, IBM, SNI und NEC. Mangelndes Umweltengagement haelt der BUND hingegen den Firmen Apple, Olivetti und Comtech vor. Zusaetzlich bemaengelte der BUND die PCs von IBM, deren Gehaeuse aus PVC ist.

Bei der Ueberpruefung des Umweltengagements vergab der BUND Pluspunkte fuer Geraete mit geringem Stromverbrauch sowie fuer strahlungsarme Bildschirme, eine recyclinggerechte Konstruktion und umweltfreund-liche Massnahmen bei der Produktion.

Diese Kriterien ueberschneiden sich teilweise mit den Voraussetzungen fuer den "Blauen Engel". Doch der BUND legt strengere Massstaebe an: Er kritisiert auch Flammhemmer im Gehaeuse und in Platinen sowie die Verwendung von PVC.

Letzteres kann der IBM nicht besonders gefallen, die als einziges getestetes Unternehmen PCs mit PVC-Gehaeuse ausliefert. In einem Interview mit der BUND-Zeitschrift "Natur und Umwelt" erlaeuterte Juergen Ludwig, Umweltbeauftragter der IBM Deutschland GmbH, die Gruende dafuer: Der Kunststoff PVC lasse sich zu 100 Prozent recyceln, brauche keine Flammhemmer und koenne bei niedrigen Temperaturen verarbeitet werden. Schuetzenhilfe erhielt Ludwig von der Arbeits-gemeinschaft PVC und Umwelt (AgPU), die die Einschaetzung des BUND als willkuerlich bezeichnete.

Der BUND liess allerdings keines dieser Argumente gelten: PVC werde heute nur zu einem verschwindend kleinen Prozentsatz wiederverwertet, zuwenig, um beispielsweise neue Tastaturen aus Altmaterial herzu-stellen. Bei der Verbrennung setze PVC Salzsaeure und unter bestimmten Umstaenden auch Dioxine frei.

Eine Gefahr, die nicht nur den BUND schreckt: Seit einem Jahr stufen Schadensversicherer den Brand von PVC in eine hoehere Gefahrenstufe ein. In Duesseldorf musste nach einem Kabelbrand eine verseuchte U-Bahn-Station stillgelegt werden, schrieb die Wochenzeitung "Die Zeit" vor wenigen Wochen.