Zentralisierung kritischer Netzkomponenten ist kein Nachteil BBV-Gruppe schwoert auf neue Collapsed-Backbone-Struktur

04.11.1994

Bei den Bayerischen Beamten Versicherungen (BBV) sind Anbieter von heterogenem DV-Equipment stets willkommen. Ehemals so gut wie ausschliesslich auf IBM angewiesen, stuetzt sich die DV in der Muenchner Zentrale des Assekuranzunternehmens heute auf Produkte unterschiedlicher Hersteller. Dies gilt fuer Bildschirmarbeitsplaetze ebenso wie fuer entsprechende Speichermedien im Rechenzentrum und Netzkomponenten. Bei einem neuen, von HOB electronic umgesetzten Vernetzungskonzept bauten die verantwortlichen BBV-Planer, wie Rolf Hoerner* berichtet, auf eine zukunftssichere Verkabelung im Collapsed-Backbone-Design.

Die Datenbestaende in Versicherungen sind zu einem grossen Teil als sensibel anzusehen. Daher steht bei DV-Installationen oder Umbauten die Sicherheit im Vordergrund. Sicherheit bedeutet hier aber nicht nur Datenschutz, sondern auch Ausfallsicherheit und schnellstmoegliche Behebung von technischen Fehlern. Schon bei der Auswahl einer geeigneten Netztopologie sind diese Faktoren die wichtigsten Entscheidungskriterien neben wirtschaftlichen Ueberlegungen, dem Geschwindigkeitsverhalten und der Erweiterbarkeit.

Das alte Netz der BBV war sternfoermig ausgebaut und mit herkoemmlichen Koax-Leitungen verkabelt. Als sich diese Installation als nicht weiter ausbaufaehig erwies - unter anderem auch deshalb, weil die Kabelschaechte keine zusaetzlichen Leitungen aufnehmen konnten -, entschlossen sich die verantwortlichen DV- Planer in Muenchen zur Investition in ein neues Netz. Dieses sollte vor allem der weiteren Expansion des Unternehmens sowie dem verstaerkten Einsatz von PCs und Workstations Rechnung tragen.

Nach einer Ausschreibung, bei der insgesamt vier Hersteller beziehungsweise Systemhaeuser Vorschlaege einreichten, fiel die Wahl schliesslich auf ein Konzept der HOB electronic GmbH & Co. KG aus Zirndorf bei Nuernberg, die sich bei der BBV bereits als Terminallieferant einen Namen gemacht hatte. Das HOB-Angebot sah eine zukunftsweisende Netztopologie und -architektur vor, beruecksichtigte alle baulich relevanten Faktoren und ueberzeugte, wie es in Muenchen heisst, letztlich auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die Franken wurden mit der Lieferung und Installation aller Netzkomponenten beauftragt, waehrend die eigentliche Verkabelung von IBM vorgenommen wurde.

Zum Zeitpunkt der Entscheidung waren Token-Ring-Architekturen mit einem "Collapsed Backbone" und via SNMP administrierbaren Hub- Systemen, wie es das HOB-Konzept vorsah, noch nicht sonderlich populaer. Auch bei Big Blue uebte man sich seinerzeit diesbezueglich in Zurueckhaltung und favorisierte eindeutig eine Backbone-Loesung mit Etagenzubringungen, die jeweils dezentral ueber Bruecken an den Backbone angebunden waren. Ein Clou der von den Verantwortlichen der BBV letztlich doch gewaehlten und von HOB favorisierten Topologie liegt jedoch in der Zentralisierung kritischer Netzkomponenten.

Waehrend bei Installationen vergleichbarer Groessenordnung im Rahmen einer herkoemmlichen Architektur jede einzelne Etage ueber kritische Bauteile angeschlossen ist, befinden sich diese bei der BBV ausschliesslich im Rechenzentrum. Die Vorteile liegen auf der Hand: Besondere Schutzmassnahmen bezueglich fahrlaessiger oder vorsaetzlicher Eingriffe eruebrigen sich weitgehend, da das Rechenzentrum ohnehin fuer Unbefugte nicht zugaenglich ist. Die Sicherung ist daher mit wesentlich geringerem Aufwand verbunden.

Die Netzarchitektur beruht auf sogenannten "vorgezogenen Ringen", dem Collapsed Backbone. Jeder Ring ist sternfoermig seiner Location (via Glasfaser) zugeordnet, wo ODS-Hubs die Verteilung auf horizontaler Ebene ueber Typ-1-Kabel vornehmen. Die Netzinstallation stuetzt sich auf einen Host-Rechner vom Typ IBM ES/9000, auf den insgesamt 500 Terminals in Muenchen und weitere 50 in den Aussenstellen Zugriff haben. Neben den Terminals sind im Netz lediglich noch PCs unter DOS und OS/2 im Einsatz. Andere Betriebssysteme oder gar inkompatible Inseln in einzelnen Unternehmensbereichen gibt es bei der BBV nicht. Durch die Zentralisierung ist auch der Wartungsaufwand fuer das Netz deutlich gesunken; lange Wege gehoeren jedenfalls der Vergangenheit an. Entscheidend ist aber vor allem die nun besser moegliche Ortung von Fehlerquellen.

Die BBV hat zudem mit HOB einen Wartungs- und Servicevertrag abgeschlossen, der unterschiedliche Verfahren vorsieht, je nachdem, ob ein Hard- oder Softwarefehler vorliegt. Bei Problemen mit der Hardware werden zunaechst eigene Mitarbeiter aktiv. Fehlerhafte Bauteile lassen sich in kuerzester Zeit austauschen, da HOB in den Raeumen der BBV ein Ersatzteillager unterhaelt. Die Meldung ueber einen etwaigen Austausch geht an die Zirndorfer Zentrale, die umgehend dafuer Sorge traegt, dass das Lager wieder ergaenzt wird. Ist die Software als Verursacher von Schwierigkeiten identifiziert, steht der BBV innerhalb von vier Stunden ein HOB- Techniker zur Verfuegung.

Herbert Reichel, Leiter der Abteilung Systemtechnik bei der BBV, sprach sich im uebrigen aus Sicherheitsgruenden dafuer aus, dass der mit HOB ausgearbeitete Wartungsvertrag nicht nur die Komponenten der Zirndorfer Netzspezialisten, sondern auch solche von Fremdlieferanten einschliessen sollte. Fuer die BBV ist diese Gesamtverantwortung eines Unternehmens im Hinblick auf alle Wartungsaufgaben in zweierlei Hinsicht von Vorteil. Zum einen beurteilen die Muenchner die Arbeitsweise von HOB als ausgesprochen flexibel. Anstehende Arbeiten wurden bis dato schnell und ohne Schwierigkeiten erledigt. Zum anderen ist es fuer die BBV ein wichtiges Kriterium, fuer alle Wartungsaufgaben nur einen Ansprechpartner zu haben.

Bayerische Beamten Versicherungen

Die in Muenchen ansaessige BBV-Gruppe geht in ihren Wurzeln auf die "Pensions- und Sterbekasse Bayerischer Staatsdiener" zurueck, die vor mehr als 90 Jahren in Muenchen gegruendet wurde. Sowohl die regionale Ausrichtung als auch die Konzentration auf die Beamtenschaft sind heute nur noch im Namen wiederzufinden; die Gruppe hat sich mittlerweile zu einer international agierenden Holding entwickelt, deren Einzelunternehmen ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen anbieten. Dazu gehoeren Lebens-, Kranken- und Sachversicherungen sowie Anlagen- und Immobiliengeschaefte. Bei insgesamt mehr als 750 Mitarbeitern in der Zentrale und den Aussenstellen betreut die BBV-Gruppe heute rund 1,2 Millionen Versicherte und verwaltet Kapitaleinlagen in einer Hoehe von mehr als sieben Milliarden Mark.