Die EDV-Systeme der RGW- Länder - Teil 2 Ungarn:

Zentrales Entwicklungsprogramm auf Erfolgskurs

29.09.1978

Wo stehen die RGW-Staaten mit ihrer Datenverarbeitung? Sind sie auf westliches Know-how angewiesen, brauchen sie die Kapitalisten, um ihren Bedarf an Rechnerkapazität befriedigen zu können? Durch die kontinuierliche Analyse von Ostblock-Veröffentlichungen zu diesem Thema, durch die Auswertung von Statistiken über den Warenfluß zwischen den einzelnen Partnern im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, versucht Klaus Krakat von der Berliner Forschungsstelle für gesamtdeutsche wirtschaftliche und soziale Fragen ein sachgerechtes Bild aber die DV-Aktivitäten der einzelnen Comecon-Staaten zu zeichnen. Die COMPUTERWOCHE veröffentlicht diese Analysen in unregelmäßiger Reihenfolge.

Entscheidend für die Fortentwicklung der EDV in Ungarn war insbesondere ein im November 1971 vorn ungarischen Ministerrat verabschiedetes "Zentrales rechentechnisches Entwicklungsprogramm", das in seinen sechs Kapiteln verschiedene Zielstellungen, so über notwendige Forschungs- und Entwickelungstätigkeiten, über die Produktion und deren Organisation, über Möglichkeiten der Kooperation (etwa innerhalb

des ESER), über die Entwicklung von Software bis hin zur

EDV-Facleuten, enthält. Nach diesem Programm gestaltete sich bis zu Gegenwart die Entwicklung der ungarischen EDV-Industrie. Zahlreiche Kooperations-, Lizenz- und Lieferverträge mit westlichen EDV-Herstellern sind überdies auch für Ungarn durchaus typisch.

Der Bestand an Rechnern konnte seit 1970 nahezu verfünffacht werden: Gegenwärtig sind rund 560 Rechenanlagen mit unterschiedlichem Leistungsniveau im Einsatz. Das Produktionsprogramm der EDV-Industrie zu deren wichtigsten

Unternehmen die VIDEOTON AG und die VIDEOTON-Werke zählen (hinzu kommen die Ungarischen Optischen Werke, MOM, die Budapester Radiotechnische Fabrik BRG sowie das Werk für Elektronische Meßgeräte, EMG) umfaßt unter anderem:

- die ESER-Kleinrechner EC 1010 (CII-Lizenznachbau des EDVA Mitra IS) sowie den EC 1012 als dessen Weiterentwicklung

- Magnetbandkonverter (Typ EK 9006),

- Kassettendatenspeicher (Typ LK-4 als ESER-Gerät),

- Kassettenmagnetbandgeräte (Typ SKL-4,ESER-Gerät),

- Mehrkanal-Magnetbandgeräte der Serien SHR 100 und SHR 2007

- Terminalsysteme (Typ VTS 56 100 mit ROM-Speicher, sowie VT 50 und VT 70),

- Kartenleser,

- Zeilendrucker sowie

- Displays und Datenübertragungsmeßgeräte.

1977 exportierte Ungarn für rund 65 Millionen Rubel Rechner und Peripherie in die RGW-Länder. Größter Abnehmer war die UdSSR, in die 50 Rechner vom Typ EC 1010, 300 Zeilendrucker, 600 Displays sowie ein umfangreiches Sortiment von Ersatzteilen geliefert wurden. Mit Hilfe von Niedrigpreisen versucht Ungarn nunmehr auch in der Bundesrepublik und in Österreich Fuß zu fassen.