Agena für flexible Anwendungsprogramme und reduzierten Änderungs- und Umstellungsaufwand:

Zentrale Datenbestände für Fachabteilungs-DV

19.02.1982

ECHTERDINGEN (je) - Die meisten Umstellungen und der Großteil des Änderungsaufwands sind darauf zurückzuführen, daß gleiche Informationen an verschiedenen Stellen gespeichert beziehungsweise zu verarbeiten sind. So formuliert es Dietmar Schrenk, Geschäftsführer der Echterdinger Agena GmbH. Schrenk fordert eine externe und zentrale Definition von Datenbeständen und die Standardisierung der Bearbeitungsbefehle für alle Dateiformen.

Zur Begründung verweist Schrenk auf das Phänomen der Redundanz und wählt als Beispiel einen in 100 Programmen verwendeten Datenbestand, der folgenden Aufwand verursache:

- 100mal ist die Kenntnis der Speicherungsform erforderlich;

- 100mal ist die gleiche Definition erforderlich (Fehlerquellen!);

- 100mal werden die gleichen Definitionen umgewandelt;

- 100 Programme sind bei einer Änderung betroffen;

- bei jeder fachlichen Änderung werden die Dateidefinitionen unnützerweise wieder umgewandelt.

Nach Schrenks Auffassung ist für den Organisator und für den Programmierer lediglich wichtig, daß eine bestimmte Menge von Daten zu verarbeiten ist. Es sei für das Programm unwichtig, ob die Datenmenge als Banddatei, als Plattendatei oder auf anderen Datenträgern gespeichert ist und ob sie SAM-, ISAM- oder VSAM-organisiert ist.

Speicherungsalternativen

Schrenk: "Löst man diese dateispezifischen Definitionen und Operationen aus den Anwendungsprogrammen heraus, so bedeutet dies natürlich nicht, daß das standardmäßig vom IBM-DOS-Betriebssystem unterstützte Datenmanagement entfällt. Im Gegenteil; gerade durch die zentrale Definition von Datenbeständen werden dem Systemprogrammierer oder Datenbankadministrator alle Möglichkeiten zur optimalen Gestaltung der Datenbestände und zum optimalen Einsatz der jeweils besten Speicherungsformen gegeben."

Der für die Datenorganisation zuständige Mitarbeiter könne den Einsatz von Simulationsroutinen (etwa eines ISAM-Interface) in kurzer Zeit von einer auf eine andere Speicherungsform umstellen oder durch Test feststellen, welches die günstigste Speicherungsform ist. Dies bedeute, daß die jeweils gewählte Speicherungsform "native" genutzt wird.

Externe und zentrale Definition von Kleinst-Dateien

Bislang wurde nur von Daten gesprochen, die im klassischen Sinne in Dateien oder Datenbeständen gespeichert werden, obwohl es in jedem Unternehmen eine Vielzahl von Kleinst-Dateien gibt, die unter dem Begriff Tabellen, Schlüssel, Vorlaufkarten, Parameter, Faktoren und Daten ähnlicher Art geführt werden. Diese Daten werden im Grunde nicht anders verarbeitet als große Dateien.

Zur Reduzierung des in diesem Bereich anfallenden Änderungsaufwandes stellt Schrenk die Frage, weshalb für die Bearbeitung von Tabellen, Schlüsseln etc. nicht die gleiche Philosophie gelten soll wie die, die bei Datenbeständen gilt.

Voraussetzung dafür sei, daß jeder dieser Datenbestände einen eindeutigen Namen bekomme und in einer zentralen Stelle gespeichert werde. Gleichzeitig damit könne die Dokumentation so angelegt werden, daß sie für jeden verständlich sei.

Jede Form von Tabellenverarbeitung, meint Schrenk, hat so auszusehen, als ob ein normaler Datenbestand zu verarbeiten wäre. Im Gegensatz zur herkömmlichen Programmierung der Tabellenverarbeitung seien also aus dem Anwendungsprogramm Initialisierungsroutinen, Suchroutinen sowie die feste Definition der Anzahl der Tabellenplätze herauszulösen. Übrig bleibe, wie bei der Verarbeitung von Dateien, das Satzformat. Die Anzahl der Tabellenplätze werde nicht durch eine Definition bestimmt, sondern durch die effektive Anzahl der vorhandenen Datensätze.

Änderungsaufwand für Entscheidungskriterien

Ein weiterer Punkt sind für Schrenk die Entscheidungskriterien zur Steuerung von Prozessen. Da diese Kriterien meist fachlicher Art seien, schlage sich hier jede Veränderung nieder. Die Auslagerung und zentrale Speicherung von ablaufbezogenen Entscheidungskriterien in eine zentrale Stelle habe den Vorteil daß Änderungen von den Fachbereichen selbst durchgeführt werden könnten, ohne die Anwendungsprogramme zu berühren.

Die bis hierher angestellten Überlegungen lassen nach Schrenks Ansicht erkennen, daß auch der Programmieraufwand teilweise erhebliche reduziert werden kann, wenn die beschriebene Philosophie konsequent eingehalten wird.

Wesentlich sei dabei, daß alle Schlüssel, Tabellen, Faktoren, Kriterien etc. zum Ausführungszeitpunkt in den Speicher oder in das Programm eingelesen werden.

Logische Verarbeitung

Mit dem Agena-Software-Paket DMC/TL können nach Schrenks Darstellung die aufgezeigten Punkte zur Reduzierung des Programmierund Änderungsaufwandes angegangen werden.

Die Software setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: DMC, das sämtliche Formen der Verarbeitung von Dateien und Tabellen unterstützt, und TL (Terminology Library) in der sämtliche Schlüssel, Tabellen und Entscheidungskriterien gespeichert sind und online verwaltet werden können.

Bei Verwendung von DMC/TL werden Dateien, Tabellen, Schlüssel und andere änderungsanfällige Daten nicht mehr fix im Programm definiert und dementsprechend nicht mehr physisch angesprochen. Agena spricht hier von einer logischen Verarbeitung: Im Anwendungsprogramm wird nur noch der Platz definiert, der zur Aufnahme eines Datensatzes (Tabellensegment, Schlüssel) erforderlich ist. Herkömmlicherweise wird dafür der Ausdruck "Work-Area" verwendet. Eine nach Angaben Schrenks spezielle Call- beziehungsweise Link-Technik ermöglicht mit wenigen Operationen die Bearbeitung von Dateien und Tabellen.

Der Einsatz des Software-Paketes wirkt sich auf die einzelnen Bereiche eines Unternehmens unterschiedlich aus, erläutert Schrenk.

Das Rechenzentrum

Vorlaufkarten, Tabellenkarten, Datumskarten, Fehlernachrichten und andere Formen von Steuerinformationen, die in den Programmen benötigt werden, sind in der TL einheitlich und zentral gespeichert. Dort können sie entsprechend den Befugnissen des Operating angesehen oder auch verändert und ergänzt werden. Damit enfällt die Pflege bei den einzelnen Jobs und der sonst erforderliche Verwendungsnachweis. Durch die logische Verarbeitung von Tabellen ist auch das Problem "Tabelle von" erledigt. Fehlernachrichten sind zentral dokumentiert und erleichtern die Klärung von Unstimmigkeiten.

Die Systemprogrammierung

Für die Systemprogrammierung, behauptet Schrank, bietet sich durch das System die Möglichkeit, auf neue Hard- und Software der IBM flexibel zu reagieren. Der Einsatz neuer oder veränderter Speicherungsformen sei nicht mehr durch die Anwendungsprogramme behindert, die Umorganisation von Datenbeständen jederzeit ohne größeren Programmieraufwand durchführbar.

Die Anwendungsprogrammierung

Die Anwendungsprogramme werden nach Schrenks Darstellung vom Datenmanagement und von allen Formen der Tabellenverarbeitung unabhängig. Die Definition von Dateien und Tabellen entfalle. Die zur Verarbeitung erforderlichen Befehle würden durch eine einheitliche und für alle Formen der Speicherung identische Call-Logik ersetzt. Mit durchschnittlich zehn Verarbeitungsanzeigern - so Schrenk - wird das gesamte Spektrum der Datei- und Tabellenverarbeitung abgedeckt. Tabellensortierung, -springen, -formatisierung sowie die verschiedenen VSAM-Zugriffstechniken seien automatisch abgedeckt.

Auch Tabellen, fährt Schrenk fort, werden verarbeitet wie ESDS- oder KSDS-Dateien. Sie werden, wenn es sich um physische Tabellen handelt (Tabelle der Zahlungsbedingungen, Kostenstellen, Postleitzahlen) bei der ersten Anforderung automatisch in den virtuellen Speicher gestellt, so daß physische Zugriffe einmalig erlagen.

Über jede Datei wird ein Protokoll geführt, das beim Close ausgegeben wird und die Anzahl der verschiedenen Bearbeitungsoperationen sowie die Open-Close-Zeit enthält. Dieser Status-Report ist ein Hilfsmittel beim Test und zur Überwachung der Dateiaktivitäten. Interessante Aspekte, meint Schrenk, bieten sich für DBOMP/VBOMP-Anwender, da die bei diesen Systemen verwendete Call-Logik mit der des DMC/TL-Systems identisch sei.

Die Organsiation

Mit dem System, unterstreicht Schrenk, erhält der Organisator ein Werkzeug, das es ihm gestattet, seine Anwendungen flexibler und unabhängiger von künftigen Änderungen zu gestalten. Schrenk: "Schon immer war es der Organisator, der die Voraussetzungen für gut funktionierende und flexible Systeme definiert. Zur Konzeption zukunftssicherer Systeme benötigt er aber Instrumente, die es ihm erlauben, Entscheidungskriterien so zu definieren, daß sie zu einem späteren Zeitpunkt von ihm oder von der Fachabteilung direkt verändert werden können, ohne daß dabei die damit zusammenhängenden Programme in Angriff genommen werden müssen." Eine Verlagerung der Verantwortung in die Fachabteilung bedeutet nach Schrenks Ansicht nicht, daß man der Org./DV etwas wegnimmt, sondern daß Fachabteilung und Org./DV losgelöst von täglichen Änderungen über Weiterentwicklungen und Neuerungen sprechen können.

Die Fachabteilung

Für die Fachabteilung, malt Schrenk aus, bedeutet der Einsatz solcher Systeme, daß sie nicht nur am Geschehen der EDV unmittelbar beteiligt ist, sondern daß sie dieses Geschehen (und das sind die sie selbst betreffenden Anwendungen) beeinflussen kann. Selbstverständlich müsse die Steuerung der Anwendungen dabei kontrolliert werden. Da die Fachabteilung jedoch in der Regel Ausgangspunkt für alle Anwendungen sei und ihr die Eingabe, Veränderung und Bearbeitung der Daten obliege, dürfe man ihr auch die zur Steuerung der Verarbeitung erforderlichen fachbezogenen Kriterien übergeben. Statt lästiger Aktennotizen und Anträgen an die EDV könne sie dann in eigener Verantwortung Kostensätze, Mehrwertsteuer und sonstige Steuerungskriterien verändern.

Resümiert der Agena-Chef: "Neue Zahlungsbedingungen, veränderte Zollbestimmungen, erhöhte Mehrwertsteuer, ein neuer Vertreter, das sind nur einige wenige Beispiele für Änderungen, die fast täglich auf uns zukommen und von denen immer mehrere Bereiche eines Unternehmens betroffen sind. Es kostet viel Zeit und Arbeit, bis alle Betroffenen über diese Änderungen informiert und diese überall durchgeführt sind.

Informationen: Agena GmbH, Heilbronner Str. 9, 7022 Echterdingen, Telefon: 07/79 00 99.