Fünf mobile Personal Computer vorgestellt

Zenith sieht sich als Vorreiter der technologischen Entwicklung

31.05.1991

MÜNCHEN (jm) - Anläßlich der Vorstellung von fünf neuen tragbaren Computern verdeutlichte Udo Mäder Regional Vice-President der Zenith Data Systems GmbH (ZDS), wo sich die PC-Division der Groupe Bull sieht: an der Spitze der technologischen Entwicklung im Segment der Laptop- und Notebook-Rechner.

Mäder stützt sich bei dieser selbstbewußten Aussage vor allem auf die Tatsache, erster Hersteller eines tragbaren Rechners mit Intels 386SL-Prozessor sowie Vorreiter bei netzunabhängigen 486-PCs zu sein. In diesem Ruhm wird er sich jedoch nicht allzulange sonnen können: Hans Geyer, Direktor des Europa-Marketings bei Prozessor- Lieferant Intel, deutete postwendend das große Interesse der Industrie an den Stromspar-CPUs an. Mit fünf neuen Rechnern arrondiert die ZDS ihre Produktpalette: Die beiden Laptops "Supersport 486" mit der 486-CPU und der "Supersport 486SX" mit der kürzlich von Intel vorgestellten abgespeckten 486-Prozessorversion ohne Koprozessoreinheit decken den oberen Rechenleistungsbereich ab.

Die Positionierung der beiden Rechner als Arbeitspferd oder Prestigeobjekt wird auch durch die standardmäßige Ausstattung mit einer 120-MB-Festplatte und einem 4-MB-Arbeitsspeicher angedeutet. Zudem gibt es für Anwender die auch von anderen Herstellern, beispielsweise den Marktführern Compaq und Toshiba, offerierten "Docking-Stations" - Erweiterungseinheiten, die zusätzliche Steckplätze für Karten zur Verfügung stellen. Die Tastatur der 486-Laptops läßt sich abnehmen. Beide Hochleistungssysteme kommen nach Aussagen von

Mäder bis zu drei Stunden ohne Energie aus der Steckdose aus und versorgen dabei auch einen VGA-kompatiblen Monitor mit einem hintergrundbeleuchteten LC-Display mit 640 x 480 Pixel Auflösung. Erzielt wird die Dauer der Netzunabhängigkeit durch die von ZDS auch für die beiden 386-Notebooks entwickelte "Premier System Management"-Technologie.

Beide 486-Rechner verfügen über einen Mausersatz: Gemeint ist eine kleine unterhalb der Zwischenraumtaste angebrachte Walze, die in horizontaler wie vertikaler Richtung bewegt werden kann. Dadurch erübrigt sich eine Maus. Die Benutzung der Microsoft-kompatiblen "lsopoint"-Technologie scheint - nach einem ersten Eindruck sehr komfortabel zu sein. Links und rechts neben der "Mauswalze" plazierte man jeweils eine frei programmierbare Taste.

Auf Nachfrage war allerdings nicht zu erfahren, von wem die Technologie stammt: Bereits auf der Comdex 1988 hatte Zenith einen solchen Mausersatz angekündigt, doch erst jetzt verwirklichte die Bull-Division ihr damaliges Vorhaben. Eine ähnliche Technologie will die Mouse Systems Corp. aus dem kalifornischen Fremont Laptop-Herstellern als OEM-Produkt anbieten. Produkt-Marketingmanager Tony Rodrigues deutete bereits vor einem Jahr Toshibas Interesse an diesem Eingabemedium an. Standard bei den beiden Top-end-Systemen ist auch die Ausstattung mit Windows 3.0. Mit 386-CPUs ausgerüstet sind die Notebook-Rechner "Mastersport 386SL" und "Mastersport 386SX". Die Bezeichnung verdeutlicht den jeweils spezifischen Prozessortyp: Der SL-Rechner ist mit den beiden Intel-Chip-Sätzen 386SL (dem eigentlichen Mikroprozessor) und dem für I/O-Aktionen zuständigen 82360-SL ausstaffiert. Der SX-Rechner inkorporiert die bekannte "Schmalspur"-386-CPU - mit 16-Bit-Daten- und 32-Bit-CPU-Bus - mit 20 Megahertz Taktrate. Beide besitzen ein hintergrundbeleuchtetes LC-Display, eine 60-MB-Festplatte und 2 MB Arbeitsspeicher.

Intel-Manager Geyer wies darauf hin, daß aufgrund des neuen 386SL-Chip-Satzes - elf Chips schmolz man auf zwei zusammen - auch im "Suspendand-Resume"-Modus keine Probleme während des Arbeitens mit Windows auftreten würden: Bislang sei es - klappte man einen Notebook-Rechner während des Arbeitens mit einer Windows-Anwendung zu und versetzte das System so in einen Ruhe-Modus - meistens auch zu Systemabstürzen gekommen.

Schließlich reihte Zenith auch noch einen 286-Rechner in sein Laptop- und Notebook-Angebot ein, den "Mastersport 286". Er arbeitet mit 1 MB Arbeitsspeicher und einer Festplatte von 30 MB Kapazität. Bei der Preisgestaltung verhält sich Zenith nicht gerade marktkonform: Während die IBM und Cloner Compaq mit erheblichen Preisreduktionen ihre PC-Produkte attraktiver gestalten und bereits andere Hersteller wie etwa Dell mit Preissenkungen nachziehen, glaubt man beim französisch-amerikanischen Unternehmen anscheinend, dem Anwender mit Hochpreispolitik Qualität suggerieren zu können.

Der 386SL-Notebook kostet etwa 12 100 Mark. Sein SX-Pendant wird für zirka 9400 Mark und der 286-Laptop für rund 6800 Mark zu haben sein. Alle Rechner sollen ab Juni 1991 verfügbar sein. Für die 486-Systeme nannte ZDS noch keine Preise. Ob man allerdings mit diesen antizyklischen Preisvorstellungen am Markt Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.