Logistik

Zementlieferung via Web 2.0

03.08.2010
Von Mark Schröder

Kaum Widerstand aus der Belegschaft

Die Zementverladestation bei Holcim.
Die Zementverladestation bei Holcim.
Foto: Holcim

Die vollelektronische Logistik mit automatischen Kontrollen und GPS-Positionierung von Lieferungen birgt allerdings Risiken für den Datenschutz. Zudem könnten sich die Fahrer durch das System gegängelt und überwacht fühlen; schließlich weiß der Transportleiter nahezu jederzeit, welcher Angestellte wo welche Arbeit erledigt. Und da auch fremde Speditionsunternehmen Zement für Holcim ausliefern, endet die Kontrolle nicht an den Firmengrenzen.

Doch auf die Frage nach Widerständen in der Belegschaft gibt Holcim-Projektleiter Duijts eine unerwartete Antwort: "Die Kollegen waren froh, dass wir das System eingeführt haben, denn sie wünschten sich einen geregelten Tagesablauf." Wie das in der Praxis aussieht, weiß Transportleiter Meier: "Mit der Planung in Logon können wir meist schon am Morgen alle Routen des Tages an den Fahrer übergeben. So weiss jeder, was auf ihn zukommt."

Bislang ungenutztes Potential

Neben besseren Planungsmöglichkeiten birgt das Logistiksystem Funktionen, die Holcim bislang noch gar nicht nutzt. Wie AdNovum-Chefentwickler Kornel Wassmer erläutert, erfasst Logon zirca 450 Daten pro Auftrag und legt sie in einer Oracle-Datenbank ab; das seien täglich zwischen 70.000 und 80.000 Events. Mit einer solchen Datenbasis ließen sich zum Beispiel Prozesse weiter optimiert, Schwachstellen identifiziert und Business-Intelligence-Anwendungen füttern.

Für Holcim steht vorerst der Return on Investment (RoI) der integrierten Logistiklösung im Vordergrund. "Durch Effizienzsteigerung bei der Administration sparen wir drei bis fünf Prozent der Kosten", beteuert Projektleiter Duijts. Das klinge nach wenig, aber die Ausgaben für Transportleistungen beliefen sich auf rund 20 Millionen Franken pro Jahr, so dass fünf Prozent davon einen stattlichen Betrag ausmachten.

Ausrollen im Herbst

Der nächste Schritt für Holcim ist Dujits zufolge das Ausrollen der Logon-Technik in den Werken in Norddeutschland. Als Termin dafür ist der kommende Herbst vorgesehen. Zuvor sind jedoch noch einige Anpassungen notwendig, unter anderem das Anbinden der neuen Wiegesysteme an die Software. Darüber hinaus arbeitet der Baustoffkonzern mit dem Zoll zusammen daran, dass das System Ein- und Ausfuhrpapiere demnächst direkt ausstellen kann.

Dieser Artikel ist mit freundlicher Genehmigung von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "Computerworld Schweiz" übernommen.