Satzcomputer demnächst für kommerzielle Anwendungen?

Zeitungsverlage für Service-RZ ein problematischer Markt

19.05.1978

MÜNCHEN - Ein Fünftel der im VDRZ organisierten Service-Rechenzentren wirbt mit kommerziellen Dienstleistungen für die Zeitschriften- und Verlagsbranche; wobei Angebote für Presse-Erzeugnisse etwas häufiger zu finden sind als solche für Buchverlage.

Auf die technische Seite, die Satz-Herstellung, hat sich bislang nur ein zum VDRZ gehörendes Rechenzentrum spezialisiert, das Berliner Satz-Rechen-Zentrum Hartmann + Heeremann KG. Gerade aus dem Satzbereich könnte für die auf Zeitschriften spezialisierten Servicerechner künftige Drangsal kommen:

So fürchtet Wilfried Klapproth (RZ Ursula Klapproth in Sarstedt): "Für die Umstellung auf moderne Satztechniken lachen sich die Unternehmen neue Computerausstattungen an und stellen irgendwann fest, daß sie freie Kapazität haben, auf die sie dann Verwaltungsarbeit draufpackten."

Klapproth hat Bammel vor solcher Art von Konkurrenz: In Sarstedt übernahm er Kunden und Agenten der von den eigenen Gesellschaftern in die Pleite getriebenen DIH GmbH (Datenverarbeitung für Industrie und Handel). Er glaubt, daß Rechenzentrums-Kooperationen zwischen Zeitungsverlagen "mehr und mehr auf dem Markt aktiv werden". Denn, so Klapproth, da gibt es doch schon einige bislang verlagsintern tätige Rechenzentren, die nun auf dem freien Markt "ihre Kostensituation verbessern wollen". Unkt der Sarstedter Dienstleister: "Es wird sich wohl kaum vermeiden lassen, daß demnächst auch der bestehende Preislevel für die Zeitungsbranche unterboten wird."

Daß die Tagespresse nicht unbedingt zu den sichersten Klienten gehört, ist den Service-Rechenzentren trotz aller gewachsenen guten Verbindungen klar: Zum einen geht es nicht jedem Zeitungsverlag gut, zum anderen aber ist für ein Rechenzentrum ein zu tiefes Engagement in eine Branche, in der ständig die Gefahr droht, daß "kleinere Zeitungen von irgendwelchen großen gefressen werden".

(Hubert Vos von der Iserlohner BDF, der Betriebsgesellschaft für Datenverarbeitung) nicht allzu verlockend.

Klar, daß zwar jedes Servicebüro den Verlagen rät, "grundsätzlich zum Service-Rechenbüro zu gehen", wie es Wilfried Paulich vom Rhein Ruhr Rechenzentrum Soll und Haben KG griffig ausdrückt. Aber offensichtlich sind die Zeitungsverlage von sich aus recht zurückhaltend, bei einem "ungewohnten" Servicerechenzentrum ihre kommerziellen Probleme totschlagen zu lassen. So bot die BFD in persönlichen Nachfaßbriefen kleineren Verlagen ihre Dienste an - bis auf ein paar gute Gespräche, von denen sich vielleicht ein oder zwei bis zu einem Abschluß verdichten, bleibt wenig hängen.

Anlaß, lieber vom Dienstleister Gebrauch zu machen, als selbst ein Programm zu stricken, gäbe es für Zeitungsverlage genug: Denn für die Zeitungsbranche, mit ihren doch von der 08/15 Norm abweichenden Fakturirungsaufgaben gibt's vom Gersteller kaum Standardprogramme. Weder bei den Universal-Rechner-Anbietern noch in der MDT-Branche. Meint denn auch Dipl.-Ing. Peter Manner, Geschäftsstellenleiter der AC-Service GmbH in München: "Nicht alles, was da auf dem Markt ist leistet alles. Da steckt bei den besseren Angeboten doch jahrelange Erfahrung drin."

Tatsächlich haben die meisten Service-Rechenzentren, die sich auf diesem Feld betätigen, schon vor Jahren begonnen, kommerzielle Programme für die Zeitungsmachen zu entwickeln. Die CSK Karlsruhe kam zum Beispiel über den Umweg Zeitschriftengroßhandel in das Geschäft. CSK-Geschäftsführer Ernst Knobloch sieht aber besonders das ursprüngliche Betätigungsfeld seines Hauses, den Grosso-Bereich für die freien Rechenzentren, als problematisch an: "Grossisten können wegen der typischen Gebietsabsprachen wunderschön Hand in Hand arbeiten, und wenn die sich zur gemeinsamen Installation von Zentralanlagen entschließen, kommen freie Rechenzentren immer weniger zum Zuge. "

Auch jetzt schon fürchtet KnobIoch, daß bei der Dienstleistung für die Zeitungsverlage nicht überall kostendeckende Preise durchzusetzen sind. Die CSK selbst hält er allerdings für ertragsstark: "Wir haben es auf Grund unserer Maschinenkonfiguration leichter", strahlt Knobloch, "weil wir immer etwas hinterherhinken." Jetzt mit einer auf 512 K aufgerüsteten und mit 14 Plattenlaufwerken ausgestalteten 360/50. Knobloch: "Ich glaube nicht, daß unsere Konkurrenz, wenn sie mit der /370-135 arbeitet, das Gleiche zum gleichen Preis anbieten kann.