Pilotkundenbericht: Generatorsystem Delta

Zeitersparnis bis zu 50 Prozent

27.08.1976

HAMBURG - Nach den guten Erfahrungen mit dem bei uns - der Firma H. F. & PH F. Reemtsma - eingesetzten Entscheidungstabellen-Generator DETAB/GT haben wir uns Anfang Juli 1975 auf Anfrage der Firma GMO bereit erklärt, als Pilot-Kunde für eine Erstinstallation des neuentwickelten Generatorsystems DELTA zur Verfügung zu stehen.

Diese Entscheidung wurde bestimmt von dem Wunsch nach einem umfassenden Hilfsmittel, das folgende Funktionen abdecken sollte:

1. Eine einheitliche Methodik in Systemanalyse und Programmierung

2. Volle Dateiverwaltung, unabhängig von physischer Dateiorganisation und Zugriffsmethoden

3. Unterstützung der Listengenerierung

4. Klares Methodenbankkonzept

5. Automatische Erstellung maschineller Dokumentation

Das Generatorsystem mußte auch zukünftigen Anforderungen gewachsen, also flexibel und ausbaufähig sein.

Das DELTA-Konzept entsprach den von uns gestellten Anforderungen es bot zugleich die Möglichkeit, den Entscheidungstabellen-Prozessor DETAB/GT zu integrieren.

Um uns als Pilotkunden eine gute Vergleichsmöglichkeit zu schaffen, wurde ein herkömmlich in COBOL programmiertes System Fremdrechnungen nach den vorhandenen Programmvorgaben mit DELTA neu erstellt. Der Test beschränkte sich damit nur auf den Teilbereich der Programmierung. Den beteiligten Mitarbeitern waren die Programmvorgaben unbekannt.

Test in zwei Phasen

In der ersten Phase wurden 4 Mitarbeiter drei Tage mit DELTA geschult und anschließend sofort mit der Programmierung beauftragt. In dieser Phase - von Juli bis September 1975 - wurden drei Programme mit DELTA erstellt.

Es zeigte sich, daß bestimmte anwenderspezifische Probleme eine Erweiterung der Generatorfunktionen wünschenswert erscheinen ließen. Das Projekt wurde deshalb zunächst unterbrochen. Spezielle Funktionen wurden von der Projektgruppe durch die Entwicklung von Makros abgedeckte die in die DELTA-Methodenbank aufgenommen wurden. Zwei weiterer Funktionen wurden von der GMO entwickelt und als Kernfunktion des DELTA-Generators zur Verfügung gestellt.

Die zweite Projektphase begann dann im April 1976 und steht unmittelbar vor dem Abschluß. In dieser Phase wurden von einem Mitarbeiter drei Programme erstellt und die Funktionserweiterungen getestet.

Mitarbeiter reagieren positiv

Von den neuen Programmen des ursprünglichen Systems Fremdrechnungen wurden 5 Hauptprogramme mit DELTA neu erstellt. Ein weiteres Programm steht unmittelbar vor dem Abschluß. Das DELTA-Konzept wurde von den beteiligten Mitarbeitern von Anfang an sehr positiv beurteilt, so, daß die Bereitschaft bestand, sofort mit dem Instrumentarium zu arbeiten. Diese positive Einstellung blieb auch nach der Einarbeitungszeit trotz einiger Anfangsschwierigkeiten unverändert. Die Schulung sollte jedoch unbedingt auf 5 Tage erweitert werden.

30 bis 40 Prozent weniger Testzeit

Die Anzahl der Statements lag bei den Programmen im Schnitt um 10%, bei reinen Listprogrammen sogar um über 30% niedriger als bei den herkömmlich erstellten Programmen. Bei der Codierung ergab sich eine Zeitersparnis zwischen 10 und 30%, sie betrug bei reinen Listprogrammen sogar "bis zu 50%. Insbesondere wurde der Anteil der routinemäßigen COBOL-Programmierung erheblich herabgesetzt.

Deutliche Einsparungen wurden im Test erzielt. Sie bewegten sich -in einer Größenordnung von 30 bis 40% gegenüber der für herkömmliche Programmierung geplanten Testzeit. Ein endgültiger systematischer Performance-Vergleich mit den traditionell erstellten Programmen soll in Kürze durchgeführt werden.

Auch ohne Generator anwendbar

Die DELTA-Methodik - basierend auf den Erkenntnissen der strukturierten Programmierung und einem sinnvollen Dateikonzept - ist auch ohne den Einsatz von DELTA überzeugend und generell anwendbar. Der Generator unterstützt die Methodik wirksam.

Aufgrund von wenigen Benutzerangaben über Programmphasen, Dateifunktionen, Dateien und Gruppenstufen generiert DELTA bereits ein vollständiges, klar gegliedertes und ablauffähiges Programmskelett mit den erforderlichen Anschlußpunkten für die Funktionsbausteine. Die hierarchische Steuerung bewirkt als Nebeneffekt eine Lokalität der Programmanweisungen mit günstigen Performance-Zeiten bei -VS-Betriebssystemen. Die Transaktionsdateien steuern die Verarbeitung einschließlich Mischen und Gruppenwechselsteuerung.

Stammdateien werden von DELTA logisch direkt auf der korrespondierenden Gruppenebene zugeordnet. Physische Gegebenheiten wie Dateiorganisation und Zugriffstechniken treten vollkommen in den Hintergrund.

Zur Generierung von Listen sind lediglich eine Eingabedatei, die Zuordnung der Dateifelder zu den Listenfeldern und Angaben zum Gruppenwechsel erforderlich. Alles weitere einschließlich der Vorschubsteuerung übernimmt DELTA.

Vielfältig ist die Anwendungsmöglichkeit der sogenannten ADD-Funktion, einem sehr leistungsfähigen, über die reine Copy-Funktion hinausgehenden Makrostatement, mit dem Bausteine aus der Methodenbank parametrisiert und beliebig tief geschachtelt in das Programmskelett eingelegt werden können. Sie ist damit ein wichtiges Element des DELTA-Methodenbankkonzepts. Eine automatische Dokumentation mit Teileverwendungsnachweisen unterstützt diese Funktion.

Bewährungsprobe bestanden

Es fehlt zur Zeit noch der endgültige Performance-Vergleich. Doch kann bereits gesagt werden, daß das DELTA-Generatorsystem im Pilotprojekt seine Bewährungsprobe bestanden hat.

Die Tatsache, daß alle Funktionen einschließlich Entscheidungstabellen-Behandlung (DETAB/GT) in einem Generatorsystem vereint sind, erleichtert dem Benutzer die Anwendung ganz erheblich. Die problembezogene Denk- und Arbeitsweise schafft zugleich eine gemeinsame Grundlage für Systemanalytiker und Programmierer.

Die Möglichkeit, mit Hilfe der ADD-Funktion das Generatorsystem anwenderspezifisch zu erweitern, läßt dieses System auch mit den zukünftigen Anforderungen wachsen.