Zeit und Geld sparen mit Kontrollierten Sprachen

13.10.1989

Das, was bei Flugzeugen und Baggern bereits möglich ist, sollte auch bei Software-Dokumentationen zu realisieren sein: Dokumentationen in einer Kontrollierten Sprache. Die zeitlichen und finanziellen Aufwände und die Anforderungen an übersetzte Dokumentation steigen ständig. Nach 1992 werden sie sich noch vervielfachen.

Die Übersetzungskosten für eine druckreife EDV-Übersetzung, zum Beispiel ins Deutsche, kostet inklusive Prüflesen, Layout und Terminologie mehr als 100 Mark pro Seite. Bei einer kompletten Software-Version für eine Workstation entstehen Übersetzungskosten von mehr als 800 000 Mark.

Ich bin sicher, daß viele Europäer, wenn sie nicht gerade aus Großbritannien kommen, Schwierigkeiten mit den englischen und amerikanischen Handbüchern haben. Wenn ich den europäischen Markt betrachte, dann lernen doch die meisten Menschen neben ihrer Muttersprache mehr oder weniger mühsam Englisch. Nun ist es aber ein Unterschied, ob ich ein "Oxford-Englisch" mit fast unbegrenztem Wortschatz lernen soll oder ob ich mir ein "DV-Englisch" mit einem Wortschatz von vielleicht 1000 Wörtern und Redewendungen aneignen kann.

Das, was der Kunde von der Software verstehen soll und will, muß mit diesem Vokabular vermittelbar sein. Das große Problem dabei ist, daß sich alle Software-Hersteller auf diesen eingeschränkten Wortschatz einigen müßten, was zur Zeit undenkbar ist. Trotzdem lohnt es sich zumindest einmal darüber nachzudenken, wieviel Zeit und Geld beim Hersteller gespart werden könnte. Wieviel weniger Frust würde beim Kunden entstehen, wenn er sich nicht mehr Zeile für Zeile durch das Handbuch quälen müßte.

* Claus Noack ist Leiter der Sinix-Manualredaktion bei der Siemens Ag in München.