CW-Kommentar

Zeit für eine neue Governance

30.10.2012

Wir COMPUTERWOCHE-Redakteure haben unsere ganz eigene Art, die Jahreszeiten wahrzunehmen: Zeigt sich an Büschen und Bäumen das erste zarte Grün, ist die CeBIT nicht mehr weit. Klettert das Thermometer über 40 Grad, werden die Produktankündigungen spärlicher und die Print-Ausgaben dünner. Rutschen wir auf nassem, welkem Laub aus, steht, nein, nicht der Nikolaus, sondern der "CIO des Jahres" vor der Tür.

Dieser Mega-Event jährt sich heuer zum zehnten Mal. Und wie es Jubiläen so an sich haben, regt auch dieses uns an, kurz innezuhalten und über Grundsätzliches nachzudenken. In diesem Fall darüber, was eigentlich einen CIO moderner Prägung gegenüber dem IT/Org.-Leiter des vergangenen Jahrhunderts auszeichnet.

Dabei drängt sich spontan ein Begriff auf: IT-Governance. Sicher gibt es andere wichtige Kriterien wie IT-Business-Alignment, Kunden- oder Prozessorientierung. Aber sie alle konkretisieren sich erst in der Art und Weise, wie der CIO seinen Zuständigkeitsbereich gestaltet und führt.

Selbstredend geschieht das heute in enger Abstimmung mit den unternehmerischen Erfordernissen. Wie überhaupt die "Informationstechnik" immer mehr zu einer "Business-Technik" wird, so das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Forrester (siehe Seite 34). Und mit diesem Bedeutungswandel verändern sich die Anforderungen an die Governance.

In den Anfängen der "DV" reichte es quasi aus, sich für einen Anbieter und ein Netzprotokoll zu entscheiden. Doch in dem Maße, wie sich der IT-Verantwortliche als "Dienstleister" des Business begriff, trat die Technik in den Hintergrund und wurde Mittel zum Zweck der geschäftlichen Ziele. Heute ist das Verhältnis zwischen IT und Business weder Zweierbeziehung noch Einbahnstraße. Es schließt Zulieferer, Händler, Endkunden ein - und es kennt den CIO als Berater des Business. Vor diesem komplexen Beziehungsgeflecht kapitulieren herkömmliche Governance-Modelle.

Karin Quack

Redakteurin CW