Zehn Prozent sind im Gespraech NEC will seine Beteiligung an der Groupe Bull stark erhoehen

18.11.1994

PARIS (CW) - Nach Informationen der Wirtschaftszeitung "Nihon Keizei Shimbun" ist der japanische Elektronikkonzern NEC bereit, anlaesslich der Teilprivatisierung von Bull seine Kapitalquote von bisher 4,4 auf zehn Prozent zu steigern. Dafuer muesste NEC etwa zehn Milliarden Yen (rund 155 Millionen Mark) aufbringen.

Weder aus der Umgebung von Bull-Chairman Jean-Marie Descarpentries noch vom NEC-Vorstand wurde die Richtigkeit der Meldung bisher bestaetigt oder bestritten.

Sollten sich die Japaner tatsaechlich mit zehn Prozent beteiligen, laege ihr Anteil an Bull erheblich ueber dem Wert, den Descarpentries in vertraulichen Gespraechen bisher fuer moeglich gehalten hat. Die japanische Tochter des Brokerhauses Goldman Sachs, die die wirtschaftliche Entwicklung und den Aktienkurs von NEC staendig beobachtet, nannte jetzt zwei Gruende fuer die erstaunlich grosse Investitionsbereitschaft des Konzerns. Zum einen hoffe NEC auf breitere Unterstuetzung beim Verkauf seiner Maschinen durch das Vertriebsnetz der Franzosen - vor allem in Osteuropa. Zum anderen verweist Goldman Sachs auf das Interesse NECs an den Unix-Loesungen von Bull; auf diesem Gebiet haetten die Japaner noch manchen Rueckstand aufzuholen. Andere Beobachter vertreten die Ansicht, NEC wurme auch die Tatsache, dass Wettbewerber IBM wesentlich mehr Bauteile an Bull verkauft als die Japaner, obwohl diese (ueber ihre heutige Kapitalbeteiligung hinaus) die Franzosen schon mit fast 300 Millionen Franc unterstuetzt haben. Dieses Ungleichgewicht will NEC offenbar moeglichst rasch beseitigen.

Das Ausschreibungsverfahren fuer Teile des Bull-Kapitals soll in dieser Woche anlaufen. NEC geniesst dabei juristisch den Vorteil, seine Beteiligungsplaene als Altaktionaer schon im Vorfeld skizzieren zu duerfen. Die Einfuehrung von Bull-Aktien an der Pariser Boerse ist dagegen vor den Praesidentschaftswahlen im Mai 1995 nicht mehr zu erwarten.