Die PTT-Investitionsziele im Fernmeldebereich bis 1990:

Zehn Milliarden Franken für neue Netze

29.05.1987

BERN (CWS) - Rund zehn Milliarden Franken wollen die PTT bis 1990 ins Fernmeldewesen investieren. Die Investitionsziele: Volldigitalisierung des Fernmeldenetzes, Realisierung von Swissnet mit schrittweisem Übergang zu ISDN, Erhalten der Marktleader-Rolle auf dem Gebiet der Teilnehmeranlagen sowie gezielter, marktgerechter Ausbau der drahtlosen Fernmeldenetze und -dienste.

Mit folgenden Strategien und Maßnahmen soll die Volldigitalisierung des Fernmeldenetzes erreicht werden:

- In der Telefonie: Planmäßige Beschaffung der IFS-Transit- und Ortszentralen; stufenmäßiger Ausbau der Leistungsmerkmale im integrierten Fernmeldesystem (IFS).

- In der Tele-Informatik: Alle elektromechanischen Telexzentralen werden bis Ende 1990 durch elektronische Zentralen ersetzt; das Telepac-Netz wird der Nachfrage entsprechend ausgebaut; Leistungsmerkmale des Telepac-Netzes werden schrittweise erweitert.

- In der Übertragung: Volldigitalisierung der Übertragung (leitergebunden und drahtlos); Ausrüstung der Fern-, Bezirks- und interzentralen Netze mit Glasfaserkabelanlagen.

"Die Bauplanung der IFS-Zentralen", heißt es in einem PTT-Papier, "vermeidet Inselbildungen, indem in einer Netzgruppe zuerst die Haupt-/ Transitzentrale und anschließend die Anschlußzentralen beschafft werden." An IFS-Zentralen angeschlossenen Teilnehmern könne somit die Verbindung zum digitalen Netz gewährleistet werden. Im Jahre 2000 würden 50 Prozent der Teilnehmer an eine IFS-Zentrale angeschlossen sein.

In erster Linie würden ohnehin ersatzbedürftige Orts-, und Quartierzentralen durch IFS-Zentralen ersetzt. In den Stadtzentren oder in Industriequartieren, wo ein großer Bedarf an zusätzlichen Diensten bestehe, könnten konventionelle Zentralen ergänzende Ausbauten in IFS-Technik in Form von Konzentratorzentralen erhalten: "Mit diesen Ausbauten werden bis 1995 90 Prozent der Teilnehmer die Möglichkeit haben, an das IFS-Netz angeschlossen zu werden."

Ein wichtiges Glied in der Übertragung stellten die Telekommunikations-Satelliten dar. Sie würden sowohl für den internationalen Fernmeldeverkehr (Telefonie, Tele-Informatik) wie auch für den Austausch von Fernsehprogrammbeiträgen zwischen Rundfunkanstalten eingesetzt. Dank aktiver Mitarbeit in diesem Hochtechnologiebereich könnten über Satelliten neue Dienstleistungen wie Videokonferenzen oder Datenfernverarbeitung angeboten werden: "Weitere interessante Einsatzmöglichkeiten zeichnen sich in naher Zukunft ab." Die PTT setzten sich zum Ziel, die technischen Anlagen zur optimalen Nutzung der Fernmeldesatelliten für die Übertragung der konventionellen sowie der neuen Fernmeldedienste zur Verfügung zu stellen.

Swissnet soll etappenweise zum vollwertigen ISDN (Integrated Services Digital Network) ausgebaut werden. "Swissnet 1", die erste Ausbaustufe, biete bis Ende 1988 einen vermittelten, transparenten Datenkanal für 64 KBit pro Sekunde von Teilnehmer zu Teilnehmer an. Es würden elf Netzgruppen mit je einer Haupt-/Transitzentrale, und einer Anzahl Anschlußzentralen ausgerüstet, die die Haupt-, Handels- und Industriezentren miteinander verbinden.

"Swissnet 2": Bis 1991 seien die Verbindungen zum Telefon- und Telepac-Netz realisiert. Internationale Verbindungen könnten vorgesehen werden. Swissnet werde bis zu diesem Zeitpunkt in 44 von 52 Netzgruppen eingeführt sein und gewähre praktisch eine vollständige Flächendeckung. Die vollständige Integration sowie die Erweiterung der Leistungsmerkmale folgten in weiteren Stufen, bis das schmalbandige ISDN voll umfänglich realisiert sei. Die rasche Einführung eines breitbandigen ISDN stehe heute aus technologischen wie aus wirtschaftlichen Gründen nicht zur Diskussion.

PTT in Konkurrenz zum privaten Handel

Die PTT wollen ihre Marktleader-Rolle auf dem Gebiete der Teilnehmeranlagen durch ein marktgerechtes Angebot von modernen (digitalen), leistungsfähigen Teilnehmer-Vermittlungsanlagen sowie von bedienungsfreundlichen, gefälligen Telefonapparaten und Endgeräten erhalten. Die Tele-Informatikausrüstungen würden bereits mehrheitlich nicht mehr dem Monopol unterstehen: "Es geht für die PTT im wesentlichen darum, in voller Konkurrenz zum privaten Handel eine den Kundenbedürfnissen gerecht werdende Auswahl von Tele-Informatikausrüstungen zu beschaffen und zu vertreiben."

Im Bereich der Teilnehmer-Vermittlungsanlagen wollen die PTT das Monopol aufrechterhalten, damit sie eine einwandfreie Qualität der Übertragung gewährleisten könnten. Sie betrachteten daher die Teilnehmer-Vermittlungsanlagen (TVA) als Netzbestandteil: "Diese Politik", heißt es in dem Standortpapier, "zwingt jedoch die PTT, auf die große Nachfrage und die steigenden Anforderungen in diesem Bereich mit einem leistungsfähigen Angebot zu antworten."

Für die Abdeckung der Bedürfnisse von Großbanken, Verwaltungen und Großindustrie mit hohen Anschlußkapazitäten und räumlich verteilten Standorten würden zur Zeit weitere Systeme evaluiert: "Ziel der PTT ist es, unter Beizug von in- und ausländischen Lieferanten eine die ganze Größenpalette umfassende Auswahl an modernen ISDN-tauglichen digitalen TVA zu beschaffen."