Computer-Leasing:

Zauberformel aus der Peter-Stuyvesant-Welt?

13.05.1977

MÜNCHEN (ee) - Unter den Profi-Leasern ist mittlerweile klar, was Leasing ist: Für kleine und mittlere Unternehmen bleibt es indes immer noch ein Finanzierungs-Instrument der großen (Peter Stuyvesant-)Welt. Es ist zunächst auch schwer verständlich, warum Leasing (in der Theorie) keine Alternative zur Miete - wohl aber eine Alternative zum Kaufen ist.

Sicherlich ist bei Leasing zu berücksichtigen, daß es nicht zur Substanzbildung beiträgt. Dies aber ist eine Frage der Unternehmensphilosophie und der Kreditreputation. Zunächst aber verhilft Leasing sicherlich zur Liquidität - ein Vorteil von mehreren, die im nachfolgenden Kasten beschrieben sind.

Der Gedanke, statt zu investieren, lediglich zu nutzen, gehört bei kapitalkräftigen Großunternehmen und Konzernen längst zum Wettbewerbs-Repertoire. Doch viele kleine und mittlere Firmen scheuen sich noch immer, mit dem Finanzierungsinstrument Leasing ihre Konkurrenzfähigkeit zu verbessern.

Eine Zauberformel ist Leasing nicht, wohl aber ein brauchbares Hilfsinstrument, um die goldene Finanzierungsregel zu erreichen:

- Übereinstimmung zwischen der Dauer der Bindung des Vermögens und der Dauer, während der das Kapital zur Verfügung steht.

Bei der traditionellen Finanzierung von Investitionsgütern sind die Zeiträume der Finanzierung und der Nutzung verschoben: Mit den Erträgen der Vergangenheit müssen die Investitionen der Zukunft finanziert werden. Zur Vermeidung von Finanzierungslücken und Substanzverlusten sind daher die kalkulatorischen Abschreibungen und budgetierten Erträge an den geschätzten, höheren Wiederbeschaffungskosten der Ersatzinvestitionen auszurichten.

Das ist anders, wenn die Investitionen über Leasing erfolgen. Denn die Laufzeit des Leasingvertrages ist mit der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der Investitionen identisch. Aus dem Ertrag werden die Mieten gezahlt, die ihrerseits eine feste, im voraus bekannte Basis der Kalkulation bilden. Der Leasingnehmer kann also - trotz der mittel- und langfristigen Verträge - mit einem konstanten Mietsatz während der Vertragsdauer rechnen. Damit werden die sonst im Kreditgeschäft üblichen Einflüsse des Geld- und Kapitalmarktes für den Leasingnehmer nicht relevant. Da die gemieteten Maschinen und Anlagen beim Leasingnehmer nicht aktiviert werden, ist Leasing nicht bilanzwirksam, sondern aufwands- und ertragsorientiert. Eine nicht uninteressante Perspektive für Unternehmen mit etwas zu "lang geratenen" Bilanzen.

Als Alternative zur herkömmlichen Finanzierung von Investitionsgütern bietet Leasing - längst den Kinderschuhen entwachsen - auch mittleren und kleinen Betrieben eine Fülle wettbewerbsstärkender Vorteile. Die wichtigsten:

- Schonung des Eigenkapitals und der Liquidität,

- größere Flexibilität im Finanzbereich,

- neue Liquidität durch Verkauf eigener Anlagen, die anschließend zurückgemietet werden (Sale-and-lease-back),

- Ausschaltung von Investitionsrisiken bei neuartigen Objekten,

- schnelle Anpassung an den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt,

- bei Hardware-Leasing keine Absatzsorgen für auszusondernde Rechner,

- Steuervorteile und

- keinerlei Einfluß des Leasinggebers auf die Geschäftsführung.

Die Kostenfrage spielt in der theoretischen Diskussion noch immer eine große Rolle - doch sie ist nicht abstrakt zu beantworten. Die Kosten jedes einzelnen Leasingvertrages hängen von vielerlei Faktoren ab, so von der wirtschaftlichen Situation des Leasingnehmers und auch von der Vertragsgestaltung. Außerdem ist für viele kleine und mittlere Firmen "liquide sein" kein nur zahlenmäßig erfaßbarer Vorteil. Flexibilität und die Möglichkeit, interessante Marktchancen nutzen zu können, spiegeln sich eben nicht nur in statistischen Zahlenkolonnen auf dem Papier wider. Schließlich bedeutet Mieten bei knappem Kapitalbudget immer auch zusätzliches Beschaffungspotential. Die betrieblichen Eigenmittel können so für andere, vordringliche Aufgaben geschont und freigehalten werden.

Leasing ist sicher kein Patentrezept, wohl aber eine interessante Bereicherung des unternehmerischen Finanzierungs-Instrumentariums. Das wachsende Leasing-Geschäft zeigt, daß die großen Unternehmen inzwischen auch gelernt haben, mit diesem Instrument umzugehen. Doch es steht nicht nur für die Großen in der Wirtschaft zur Verfügung. Auch die Klein- und Mittelbetriebe sollten diese Finanzierungs-Alternative nutzen, zumal Leasinggesellschaften heute mit einem Dutzend Vertragstypen bereit sind, dem Unternehmen eine weitgehend "maßgeschneiderte" Finanzierung anzubieten.