Verwirrspiel um die Netzneutralität

Zahlt Google für Internet-Vorfahrt?

06.08.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Internet-Maut auch bei Telekom und Co?

Spinnt man diesen Gedanken weiter, dann könnte eine Vereinbarung zwischen Google und Verizon Signalwirkung für die gesamte Internet-Branche haben: Google war nämlich in den letzten Jahren die prominente Speerspitze der Verfechter einer Netzneutralität im Internet. So hatte sich die Company immer Ansinnen widersetzt, dass die Verursacher hohen Datenaufkommens im Internet dafür bezahlen sollen. Ebenso lehnte sie ab, dass bestimmte Content-Arten wie etwa Video gegen Cash im Internet Vorfahrt erhalten sollten. Angesichts solcher Wünsche, die vor allem von Service Providern und Telcos kommen, warnte Google-Chef Eric Schmidt des Öfteren öffentlichkeitswirksam: "Das Internet, wie wir es kennen, ist ernsthaft in Gefahr."

Nie wieder Stau für Video-Inhalte - über was verhandeln Google und Verizon wirklich?
Nie wieder Stau für Video-Inhalte - über was verhandeln Google und Verizon wirklich?
Foto: Fotolia, M. Musunoi

In der Tat könnte damit das Internet in Gefahr sein. Ähnliche Begehrlichkeiten hatten etwa Telefonica-President Cesar Alierta angemeldet und auch andere TK-Unternehmen stehen in den Startlöchern. Und Telekom-Chef René Obermann hatte erst kürzlich das Prinzip der Netzneutralität in Frage gestellt und für eine Zwei-Klassengesellschaft plädiert. Für die Enduser könnte dies bedeuten, dass sie künftig zwar Internet-Videos ruckelfrei empfangen, dafür aber auch mehr bezahlen müssen. Des Weiteren befürchten Bürgerrechtsorganisationen, dass in einem Internet mit priorisiertem Content gegen Bezahlung kleinere Inhalteanbieter unter die Räder geraten. Ihre Inhalte würden dann nicht mehr wahrgenommen, so die Argumentation, wenn nur die Angebote einiger große Anbieter schnell und störungsfrei zum Enduser transportiert werden.

Abzuwarten bleibt, inwieweit nun auch die Regulierungsbehörden in Europa und den USA ihre Meinung zum Thema Netzneutralität ändern.

Mehr zum Thema Netzneutralität lesen Sie im Beitrag "Mautpflicht für bestimmte Internet-Dienste?".