Startup richtete Datenbank für Erfindungen ein

Yet2.com: Weltweiter Austausch von Technologien im Internet

31.03.2000
von Beate Kneuse* MÜNCHEN - Elektronische Handelsplätze schießen wie Pilze aus dem Boden. Mit Yet2.com tritt nun ein Internet-Startup auf den Plan, das dem weltweiten Austausch von technologischen Innovationen auf die Sprünge helfen will.

"90 Prozent aller Entwicklungen werden nicht genutzt. Sie kommen niemals auf den Markt und verschwinden in der Schublade", so Michael Edelmann, Vice-President Europe der in Massachusetts beheimateten Yet2.com. Dieses Potenzial von quasi brachliegenden Innovationen unter die Leute zu bringen und in bare Münze umzusetzen, ist das Business-Modell von Yet2.com. Der elektronische Handelsplatz wurde Mitte 1999 von fünf Top-Managern aus unterschiedlichsten Industriezweigen in den USA gegründet - als Forum, über das sich Erfinder und Interessenten schnell und ohne großen Aufwand austauschen können. Unterstützt wurde das Quintett dabei von diversen US-Konzernen, darunter renommierte Namen wie 3M, Boeing, Dow, DuPont, Ford und Procter & Gamble.

Dreistufige Qualifizierung gewährleistet Seriosität

Sie alle stell(t)en ihre Erfindungen in die Internet-Datenbank von Yet2.com. Um den Schutz des geistigen Eigentums zu sichern und tatsächlich nur seriöses und qualifiziertes Publikum anzusprechen, hat Yet2.com mehrere Informationsebenen eingerichtet. Auf der ersten Stufe ist nach einer kostenlosen Registrierung die Suche für jeden Web-Site-Besucher (www.yet2.com) möglich. Man findet ein Verzeichnis aller verfügbaren Innovationen mit kurzen Beschreibungen, ohne dass allerdings die jeweiligen Anbieter schon ihre Identität preisgeben. Bei dem Angebot handelt es sich sowohl um lizenzierbare Technologien als auch um Prozesse/Verfahren oder Know-how.

Jeder Besucher kann die Datenbank zunächst kostenlos durchforsten. Hat der Interessent eine Technologie beziehungsweise Erfindung gefunden, die er lizenzieren möchte, muss er sich für eine zweite Stufe qualifizieren. Dort erhält er detailliertere Informationen, an die er über eine 24-stündige Zugangsberechtigung zum Preis von 25 Dollar oder aber eine Jahresmitgliedschaft (ab 500 Dollar pro Unternehmen) gelangt. Außerdem erfährt er die Lizenzierungskonditionen.

Ernst wird es ab Stufe drei, denn nun geht es um die Kontaktaufnahme zum Patenthalter. Der Interessent hat eine Gebühr von mindestens 1000 Dollar zu entrichten. Yet2.com erstellt hierzu ein Käuferprofil und arrangiert bei Interesse seitens des Anbieters ein Gespräch auf Vertrauensbasis. Werden sich die beiden Parteien handelseinig, erhält die Internet-Schmiede ein Erfolgshonorar von zehn Prozent der anfallenden Lizenzgebühren, höchstens jedoch 50000 Dollar.

Seit kurzem sind, wie es vor Journalisten in München hieß, auch europäische Konzerne mit von der Partie. Zum Beispiel Agfa, BASF, Bosch, British Telecom, Philips, Shell oder Siemens. Für die Yet2.com-Gründer liegen die Vorteile ihrer Handelsplattform auf der Hand. Edelmann: "Die konventionelle Suche nach einem Lizenz-Käufer dauert zwölf bis 18 Monate, der Abschluss bis zu 24 Monate. Über unseren digitalen Marktplatz ist dies wesentlich schneller möglich." Als realistischen Zeitrahmen bis zum Vollzug einer Transaktion über Yet2.com nannte er sechs bis zwölf Monate.

*Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.