Die Zukunft der IT-Organisationen

Yes we can - Oder doch Dr. No?

05.02.2013
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Social Media erhöht den Druck

Udo Nadolski von Harvey Harvey Nash: "Mobilität und Social Media zusammen sind Haupttreiber für die Umwälzungen von Organisationen."
Udo Nadolski von Harvey Harvey Nash: "Mobilität und Social Media zusammen sind Haupttreiber für die Umwälzungen von Organisationen."
Foto: Harvey Nash

Insbesondere mit dem Phänomen Social Media entstünde für die Unternehmen "ein ganz großer Zwang, das private Nutzungsverhalten im Social Web in die berufliche Welt zu transferieren." Das höre am Arbeitsplatz nicht auf. "Wir erleben eine soziale Orientierung fast aller Geschäftsmodelle", meint Nadolski.

Die Frage für IT-Organisationen ist nur, wie sie die Umwälzungen in ihren Arbeitsalltag integrieren können.

Unbestreitbar sind viele, insbesondere große, Unternehmen bei der Nutzung aller oder einiger der vier IT-Kernthemen Social Media, Mobility, Big Data und Cloud Computing schon recht weit gekommen. Firmen wie die BMW Group nutzen Big Bata bei Analyse-, Reporting- und Modellierungsanforderungen aus jedem Bereich des Automobil-Lebenszyklus‘. "Dieser Zyklus reicht von der Forschung und Entwicklung, über Erprobungen, die Serienfertigung und Marketing bis zum Kundendienst und zur Gewährleistungsabwicklung", erklärte Axel Deicke vom bayerischen Autobauer.

Big Data auch bei der Siemens AG: So werden etwa Betriebsdaten von Computertomographie-Röhren für die präventive Instandhaltung analysiert, wie Siemensianer Volker Tresp erklärt.

Social Media klein geschrieben

Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn meint, dass kleine und mittelständische Unternehmen die Möglichkeiten von Social media nicht konsequent nutzen.
Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn meint, dass kleine und mittelständische Unternehmen die Möglichkeiten von Social media nicht konsequent nutzen.
Foto: GUS Group

Kleine und mittelständischen Unternehmen (KMU) nutzen die Chancen durch das Social Web weniger. "Sie sind organisatorisch oft unzureichend aufgestellt und schöpfen die Möglichkeiten von Social Media nicht konsequent aus", sagt Bitkom-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn, beim Bitkom zuständig für den Mittelstand. Kleinere und mittlere Unternehmen hätten seltener spezialisierte Mitarbeiter für diesen Bereich. Sie verfügten kaum über interne Richtlinien für den Gebrauch.

Doch auch dort, wo sich Betriebe im Social Web tummeln, muss noch keine Substanz hinter dem Engagement stecken. Im Kundenservice, so heißt es in der Studie "Getting closer to the Customer" von der Firma Genesys, spielten weder Soziale Netze noch die App-Economy eine wichtige Rolle. Erst 43 Prozent der weltweit befragten Unternehmen habe danach im vergangenen Jahr begonnen, Social Media überhaupt zu nutzen. Nur elf Prozent kommunizieren seit drei Jahren oder länger mit ihren Kunden. Angesichts der allgegenwärtigen Nutzung von Mobilgeräten und Social Media wie Facebook und Twitter sei es alarmierend, dass "viele Unternehmen die Relevanz der neuen Kommunikationsformen zu spät erkennen und die Zuständigkeiten nicht geklärt haben", so der Genesys-Vorstandschef Paul Segre.

Was ist interessant für‘s Geschäft?

Peter Ratzer, Deloitte: "Mobility, Cloud, Social Media sind neue Anforderungen."
Peter Ratzer, Deloitte: "Mobility, Cloud, Social Media sind neue Anforderungen."
Foto: Deloitte

Peter Ratzer, Partner CIO Advisory Services bei Deloitte, stimmt Segre zu. Heutzutage kämen auf IT-Abteilungen genau diese Herausforderungen zu: "Mobility, Cloud, Social Media sind neue Anforderungen. Hier muss eine IT-Organisation in der Lage sein, zu analysieren, welche Geschäftsimplikationen diese neuen Entwicklungen für mein Unternehmen haben." Und sie müsse entscheiden, welche dieser Entwicklungen für das Geschäft von Interesse sind und welche nicht.

Neue Geisteshaltung der IT

Arne Josefsberg, Chief Technology Officer (CTO) bei ServiceNow, fordert: "CIOs von morgen sollten auch an den ganz großen Tischen im Unternehmen sitzen."
Arne Josefsberg, Chief Technology Officer (CTO) bei ServiceNow, fordert: "CIOs von morgen sollten auch an den ganz großen Tischen im Unternehmen sitzen."
Foto: ServiceNow

Arne Josefsberg, Chief Technology Officer (CTO) des kalifornischen Dienstleisters ServiceNow, formuliert die Agenda der CIOs von morgen: Sie seien über den Part des Business Enablers hinaus integraler Bestandteil der Unternehmensaktivitäten. "Deshalb sollten sie auch an den ganz großen Tischen im Unternehmen sitzen." Solch eine Position würde das Selbstverständnis von IT-Organisationen auf den Kopf stellen. Gleichzeitig würden so die "tatsächlichen oder auch nur eingebildeten Silos zwischen der IT und den verschiedenen Geschäftsbereichen abgebaut."

In diesem Szenario hätten die Trends und Techniken Social, Mobility und Cloud einen demokratisierenden Effekt auf Menschen, Prozesse und Technologien.