Die Zukunft der IT-Organisationen

Yes we can - Oder doch Dr. No?

05.02.2013
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Der CIO als Business Enabler

Matthias Kunisch, Geschäftsführer des SaaS-Anbieters Forcont Business Technology GmbH, meint, die IT unterstütze das Business nicht nur, sie mache es in Teilen überhaupt erst möglich.
Matthias Kunisch, Geschäftsführer des SaaS-Anbieters Forcont Business Technology GmbH, meint, die IT unterstütze das Business nicht nur, sie mache es in Teilen überhaupt erst möglich.
Foto: Forcont Business Technology GmbH

Schwierigkeiten, so scheint es, treten immer dann auf, wenn die IT zu weit vom Business entfernt ist. Matthias Kunisch, Geschäftsführer des SaaS-Anbieters Forcont Business Technology GmbH, hält es für richtig, die IT als Business Enabler zu sehen. Sie unterstütze das Business nicht nur, sie mache es in Teilen überhaupt erst möglich. "Diese Rolle nimmt der CIO aber nicht alleine wahr. Nur in der Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen ist seine Leistung nützlich." In Bezug auf die Schlagworte Cloud, Social Media und Mobility müsse klar sein, dass sich dahinter "jeweils sowohl eine technische als auch eine inhaltliche Komponente verbirgt."

IT muss den Fachabteilungen sagen können, welche Services für bestimmte Engagements im Social-Media-Umfeld geeignet sind, fordert Gartner-Analyst Govekar. Sie trete als Berater auf, wenn es zu entscheiden gilt, welche Mobility-Aspekte zum Vorteil eines Unternehmens sind. Govekar: "IT-Organisationen müssen ein ganzes Paket schnüren, das all diese Komponenten des Nexus-Modells beinhaltet."

Social Media explodiert

Welchen bedeutenden Rang soziale Medien heute und erst recht künftig einnehmen, zeigt eine aktuelle Gartner-Untersuchung. Danach steigt der weltweite Umsatz mit Social Media im Jahr 2012 auf 16,9 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 43,1 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011 (11,8 Milliarden).

Viele CIOs wissen das und haben sich längst darauf eingestellt. Tools wie Jive, Yammer oder IBM Connections werden den Anbietern aus den Händen gerissen. Diese IT-Verantwortlichen ahnen, dass sie den Transformationsprozess in der IT aktiv gestalten müssen, wollen sie am Ende als Gewinner daraus hervogehen. Sie hätten dann nicht mehr das Image eines Dr. No, sondern wären im besten Fall die Antreiber, die den Kulturwandel voranbringen, auch die Business Enabler oder schlicht - die Yes-we-can-Sager.

Disruptiver Wettbewerbsfaktor

Axel Oppermann von Experton prägt den Begriff vom "disruptive Wettbewerbsfaktor des 21. Jahrhunderts". Disruptive Entwicklungen könnten bestehende Wertesysteme unterbrechen.
Axel Oppermann von Experton prägt den Begriff vom "disruptive Wettbewerbsfaktor des 21. Jahrhunderts". Disruptive Entwicklungen könnten bestehende Wertesysteme unterbrechen.
Foto: Experton Group

Axel Oppermann, Analyst bei Experton, nennt das, was in einem solchen Transformationsprozess am Ende idealerweise herauskommt, das "Social Business". Dieser Terminus beziehe sich auf Organisationen und deren Geschäftsprozesse. Dabei gehe es um Arbeits- und Verhaltensweisen. Diese würden von Menschen geprägt, "die in kollaborativen und integrierten Arbeitswelten Mehrwerte für sich, das eigene Unternehmen und die Gesellschaft erarbeiten."

Im Social Business konstituiert sich der "disruptive Wettbewerbsfaktor des 21. Jahrhunderts", ist sich Oppermann sicher. Disruptive Entwicklungen könnten bestehende Wertesysteme unterbrechen "oder sogar beenden und durch neue Leistungsdimensionen ersetzen". Ähnlich wie Gartner sieht auch sein Unternehmen Entwicklungen wie Cloud Computing, Big Data oder Bring-your-own-Device/Mobility als disruptive Entwicklungen, die zu massiven Veränderungen nicht nur in der IT-Nutzung, sondern auch in der Gestaltung des Business führen werden. Oppermann postuliert, die Herausforderung für IT- und Fachverantwortliche bestehe nun darin, diese IT-Trends zu orchestrieren - vor dem Hintergrund der reglementierenden Dimensionen Arbeitswelt, Gesellschaft und Technik.

Aus Big Data wird Big Business

In einer Big-Data-Studie von BT wurde unter anderem erforscht, wie Massendaten entstehen und woher sie kommen. Zentrale Treiber für das Datenwachstum von außerhalb von Unternehmen sind: (siehe Grafik)
In einer Big-Data-Studie von BT wurde unter anderem erforscht, wie Massendaten entstehen und woher sie kommen. Zentrale Treiber für das Datenwachstum von außerhalb von Unternehmen sind: (siehe Grafik)

An einem der zentralen Themen der IT-Neuzeit, Informationsgewinnung aus den großen Mengen an strukturierten und unstrukturierten Daten, wie sie beispielsweise im Social Web aufkommen oder in der sensorengetriebenen Machine-to-Machine-Kommunikation, lassen sich Optionen für die IT-Organisationen und das Business aufzeigen. Zwar gibt es keine allgemeingültige Definition von Big Data. Summieren lassen sich jedoch Charakteristika: Gemeint ist das Sammeln, Speichern und Auswerten von Daten. Die Analyse solcher Massendaten sollen Unternehmen Optionen an die Hand geben für neue Marketingkonzepte, Vertriebswege, oder auch für neue Produkte und Dienstleistungen.

Im Mai 2012 diskutierte der Münchner Kreis, eine gemeinnützige übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung, mit rund 150 Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Konzepte für die effiziente Verarbeitung und Analyse ständig wachsender Datenmengen. Kernfrage: "Wie können aus der Flut von öffentlichen und privaten Daten der digitalen Welt neues Wissen, gesellschaftlicher Mehrwert und Geschäftserfolge entstehen". Bündig formuliert: Wie wird aus Big Data Big Business?

Auch innerhalb von Unternehmen wachsen die Datenberge ständig. Grund hierfür sind: (siehe Grafik)
Auch innerhalb von Unternehmen wachsen die Datenberge ständig. Grund hierfür sind: (siehe Grafik)

Einfache Antworten gibt es darauf nicht, wohl aber Indizien. "Jüngste Studien bestätigen, dass Unternehmen, die führend beim Einsatz der Datenanalyse sind, durchschnittlich 33 Prozent mehr Umsatz und ein zwölfmal höheres Gewinnwachstum haben als Nachzügler - und die Kluft wird immer größer", sagte IBMs Vice President Strategy Christian Klezl auf der Konferenz.

Größte Geschäftspotenziale

Dabei gehe es beileibe nicht nur um die Herausforderungen steigender Datenmengen, sondern auch darum, unstrukturierte Daten beispielsweise aus sozialen Netzen und unsicheren Datenquellen zu analysieren und zu nutzen. Es sei wichtig, so Klezl, für Unternehmen eine Informationsagenda zu erstellen, "um ihr größtes Geschäftspotenzial zu erkennen und zu nutzen." Hier kann man hinzufügen, dass sich von dieser Aufforderung nicht nur IT-Organisationen, sondern auch das Business angesprochen fühlen sollte.