Der CIO als Business Enabler
Schwierigkeiten, so scheint es, treten immer dann auf, wenn die IT zu weit vom Business entfernt ist. Matthias Kunisch, Geschäftsführer des SaaS-Anbieters Forcont Business Technology GmbH, hält es für richtig, die IT als Business Enabler zu sehen. Sie unterstütze das Business nicht nur, sie mache es in Teilen überhaupt erst möglich. "Diese Rolle nimmt der CIO aber nicht alleine wahr. Nur in der Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen ist seine Leistung nützlich." In Bezug auf die Schlagworte Cloud, Social Media und Mobility müsse klar sein, dass sich dahinter "jeweils sowohl eine technische als auch eine inhaltliche Komponente verbirgt."
IT muss den Fachabteilungen sagen können, welche Services für bestimmte Engagements im Social-Media-Umfeld geeignet sind, fordert Gartner-Analyst Govekar. Sie trete als Berater auf, wenn es zu entscheiden gilt, welche Mobility-Aspekte zum Vorteil eines Unternehmens sind. Govekar: "IT-Organisationen müssen ein ganzes Paket schnüren, das all diese Komponenten des Nexus-Modells beinhaltet."
Social Media explodiert
Welchen bedeutenden Rang soziale Medien heute und erst recht künftig einnehmen, zeigt eine aktuelle Gartner-Untersuchung. Danach steigt der weltweite Umsatz mit Social Media im Jahr 2012 auf 16,9 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 43,1 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011 (11,8 Milliarden).
- Gartner-Tipps für Social Media
Die Kunst aber ist es, a) diese Kultur der Kommunikation zu fördern und b) die in ihr entstehenden Informationen herauszufiltern und in bestehende Business-Intelligence-Systeme zu integrieren. Zwölf Schritte gilt es laut Gartner für den CIO zu befolgen. - Aufmerksam schärfen:
IT und Business müssen sich bewusst werden, dass in den Informationen aus Sozialen Netzwerken ein Wert für das Business steckt. Das Sammeln und Interpretieren dieser Erkenntnisse - Social Analytics - muss darauf ausgerichtet sein, nach ihnen zu handeln. - Know-How ausbilden:
Ist das Wissen einmal da, sollte der CIO Entwicklungs-Pläne für wichtige Rollen in der Social-Media-Strategie gestalten. - Verständnis wecken:
Der CIO muss dem Business vermitteln, wie wichtig und hilfreich es ist, Menschen aus verschiedenen Abteilungen zu vernetzen und sie an Probleme zu setzen. - Vorleben:
Der CIO muss selbst in Sozialen Netzwerken aktiv sein - und dies auch kommunizieren. Nur wer diese Tools nutzt, kann sie auch glaubwürdig vertreten. Einmal die Woche sollte der IT-Chef mit den Kollegen, die am aktivsten sind in Sachen Social Media, Gedanken austauschen. - Loslegen:
Der CIO sollte sowohl Gruppen mit Leuten aus dem ganzen Unternehmen zusammenbringen als auch bestehende Gruppen an die Möglichkeiten heranführen, die in Social Media stecken. - Motivieren:
Mit Anreizen, und sei es öffentlicher Anerkennung, kann der CIO die Kollegen aus IT und den Fachabteilungen dazu bringen, selbst Social Media Projekte auf die Beine zu stellen. - Ziele stecken:
Social Media soll Business Value generieren, und deswegen auf Kern-Bereiche des Business zielen: Time to Market, Kundenbindung oder die Produktivität der Mitarbeiter. - Die IT-Governance überdenken:
Das Ziel muss das effektive und flexible Management von Informationen sein, nicht Kontrolle der Technologie. Das Auge der Security aber muss sich auf die neuen Technologien einstellen. - Social Media in die Architektur einbinden:
Dazu gehört, Tools und Prozesse zu gestalten, mit denen sich die Informationen zielführend verarbeiten lässt. Das Ziel ist, dass die Business-Entscheider nur die richtige Frage stellen müssen, um schnell Informationen für nachhaltige Entscheidungen zu bekommen. - Eine Strategie festlegen:
Sie sollte enthalten, wer die Adressaten und Teilnehmer der kollaborativen Kommunikation sind, wie weit das Engagement gehen soll - und wohin es das Unternehmen führen soll. - Zurückziehen:
Die IT sollte sich alsbald von der Kontrolle über die Social-Media-Ressourcen verabschieden und sich darauf konzentrieren, Verbindungen zwischen den Menschen herzustellen.
Viele CIOs wissen das und haben sich längst darauf eingestellt. Tools wie Jive, Yammer oder IBM Connections werden den Anbietern aus den Händen gerissen. Diese IT-Verantwortlichen ahnen, dass sie den Transformationsprozess in der IT aktiv gestalten müssen, wollen sie am Ende als Gewinner daraus hervogehen. Sie hätten dann nicht mehr das Image eines Dr. No, sondern wären im besten Fall die Antreiber, die den Kulturwandel voranbringen, auch die Business Enabler oder schlicht - die Yes-we-can-Sager.
Disruptiver Wettbewerbsfaktor
Axel Oppermann, Analyst bei Experton, nennt das, was in einem solchen Transformationsprozess am Ende idealerweise herauskommt, das "Social Business". Dieser Terminus beziehe sich auf Organisationen und deren Geschäftsprozesse. Dabei gehe es um Arbeits- und Verhaltensweisen. Diese würden von Menschen geprägt, "die in kollaborativen und integrierten Arbeitswelten Mehrwerte für sich, das eigene Unternehmen und die Gesellschaft erarbeiten."
Im Social Business konstituiert sich der "disruptive Wettbewerbsfaktor des 21. Jahrhunderts", ist sich Oppermann sicher. Disruptive Entwicklungen könnten bestehende Wertesysteme unterbrechen "oder sogar beenden und durch neue Leistungsdimensionen ersetzen". Ähnlich wie Gartner sieht auch sein Unternehmen Entwicklungen wie Cloud Computing, Big Data oder Bring-your-own-Device/Mobility als disruptive Entwicklungen, die zu massiven Veränderungen nicht nur in der IT-Nutzung, sondern auch in der Gestaltung des Business führen werden. Oppermann postuliert, die Herausforderung für IT- und Fachverantwortliche bestehe nun darin, diese IT-Trends zu orchestrieren - vor dem Hintergrund der reglementierenden Dimensionen Arbeitswelt, Gesellschaft und Technik.
Aus Big Data wird Big Business
An einem der zentralen Themen der IT-Neuzeit, Informationsgewinnung aus den großen Mengen an strukturierten und unstrukturierten Daten, wie sie beispielsweise im Social Web aufkommen oder in der sensorengetriebenen Machine-to-Machine-Kommunikation, lassen sich Optionen für die IT-Organisationen und das Business aufzeigen. Zwar gibt es keine allgemeingültige Definition von Big Data. Summieren lassen sich jedoch Charakteristika: Gemeint ist das Sammeln, Speichern und Auswerten von Daten. Die Analyse solcher Massendaten sollen Unternehmen Optionen an die Hand geben für neue Marketingkonzepte, Vertriebswege, oder auch für neue Produkte und Dienstleistungen.
Im Mai 2012 diskutierte der Münchner Kreis, eine gemeinnützige übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung, mit rund 150 Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Konzepte für die effiziente Verarbeitung und Analyse ständig wachsender Datenmengen. Kernfrage: "Wie können aus der Flut von öffentlichen und privaten Daten der digitalen Welt neues Wissen, gesellschaftlicher Mehrwert und Geschäftserfolge entstehen". Bündig formuliert: Wie wird aus Big Data Big Business?
Einfache Antworten gibt es darauf nicht, wohl aber Indizien. "Jüngste Studien bestätigen, dass Unternehmen, die führend beim Einsatz der Datenanalyse sind, durchschnittlich 33 Prozent mehr Umsatz und ein zwölfmal höheres Gewinnwachstum haben als Nachzügler - und die Kluft wird immer größer", sagte IBMs Vice President Strategy Christian Klezl auf der Konferenz.
Größte Geschäftspotenziale
Dabei gehe es beileibe nicht nur um die Herausforderungen steigender Datenmengen, sondern auch darum, unstrukturierte Daten beispielsweise aus sozialen Netzen und unsicheren Datenquellen zu analysieren und zu nutzen. Es sei wichtig, so Klezl, für Unternehmen eine Informationsagenda zu erstellen, "um ihr größtes Geschäftspotenzial zu erkennen und zu nutzen." Hier kann man hinzufügen, dass sich von dieser Aufforderung nicht nur IT-Organisationen, sondern auch das Business angesprochen fühlen sollte.