Die Zukunft der IT-Organisationen

Yes we can - Oder doch Dr. No?

05.02.2013
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Moderne Computerzeiten

Metasonic fragte im Auftrag der Software Initiative Deutschland e.V, warum Fachabteilungen sich an Cloud-Service-Provider wenden.
Metasonic fragte im Auftrag der Software Initiative Deutschland e.V, warum Fachabteilungen sich an Cloud-Service-Provider wenden.

Dabei ist die Selbstbedienung von Fachabteilungen und Endanwendern nicht die einzige Herausforderung für IT-Verantwortliche. Generell ist das Anspruchsdenken des Business gestiegen, vehement tragen Geschäftsführer und Abteilungsleiter ihre Anforderungen vor - meistens, ohne sich mit Fragen der Machbarkeit beschäftigt zu haben. In Zeiten der Consumerization sieht sich jeder ein bisschen als IT-Profi - zum Leidwesen mancher IT-Chefs.

Andreas Zilch von Experton fühlt sich bei der Debatte um Fachabteilungen contra IT-Organisationen an frühere Zeiten erinnert: "Heutzutage passiert das, was ich Client-Server 2.0 nenne."
Andreas Zilch von Experton fühlt sich bei der Debatte um Fachabteilungen contra IT-Organisationen an frühere Zeiten erinnert: "Heutzutage passiert das, was ich Client-Server 2.0 nenne."
Foto: Experton

Soziale Medien, Mobility samt der Bring-your-own-Device-(ByoD-)Problematik, Big Data als das Versprechen, aus unstrukturierten Daten jede Information - natürlich Realtime - herausziehen zu können. CIOs sollen Antworten finden, wie die neuen Techniken und Trends genutzt werden können, damit beispielsweise Forschung, Produktion, Marketing und Vertrieb erfolgreich sind. Und das nicht irgendwann, sondern heute.

Für CIOs und ihre Mitarbeiter bedeutet das in den Worten von Experton-Vorstand Andreas Zilch: "Das Denken von IT-Organisationen muss weg von der reinen IT und hin zu Geschäftsmodell-Überlegungen."

Kompletter Wandel der IT

Matthias Ziegler von Accenture meint: "Sobald Systeme integriert werden müssen, führt an der IT kein Weg vorbei."
Matthias Ziegler von Accenture meint: "Sobald Systeme integriert werden müssen, führt an der IT kein Weg vorbei."
Foto: Accenture

Dieser Wandel wäre nicht möglich, wenn die IT-Industrie nicht einem grundlegenden Veränderungsprozess unterworfen wäre. Die Analysten von Gartner sehen mit Blick auf die vergangenen Jahre folgende Entwicklung: Danach formieren sich in der IT vier verschiedene Kräfte zu einer neuen, evolutionären Gesamtheit. Sie werden entscheidenden Einfluss darauf haben, wie IT-Organisationen, vor allem aber ganze Konzerne künftig ihre Strategien ausrichten und ihre Geschäftsmodelle realisieren. Gartner spricht vom "Nexus of Forces", der sich durch die großen Leitthemen Social Media, Mobile Computing, Cloud und Informationen ergibt. Diese vier prägenden Bereiche gehen symbiotische Beziehungen ein, so dass sie jeweils ohne einander nicht mehr denkbar sein werden.

Existierende Architekturen obsolet

IDC fragte Unternehmen, welche Vorkehrungen diese treffen, um Sicherheitsrisiken beim Einsatz von mobilen Geräten zu minimieren.
IDC fragte Unternehmen, welche Vorkehrungen diese treffen, um Sicherheitsrisiken beim Einsatz von mobilen Geräten zu minimieren.

Gartner versuchte auf dem Symposium "ITxpo 2011" deutlich zu machen, welche Auswirkungen diese vier Strömungen in ihrer Gesamtheit auf Unternehmen haben: "Existierende IT-Architekturen werden obsolet", hieß es dort. In der künftig vorherrschenden Welt der IT stellten Informationen allgemein den Kontext für die Erfahrung des sozialen und mobilen Zusammenhangs her.

Mobile Geräte wiederum sind die Plattform, um sich einerseits effektiv in sozialen Netzen zu bewegen.Sie stellen aber auch den Startpunkt für neue Formen des Arbeitens dar. Neue Social-Tools und -Dienste verbinden Menschen mit ihrer Arbeit und untereinander in "neuer und bislang ungekannter Weise", so Gartner.

Cloud Computing schließlich diene als Trägermedium sowohl der eigentlichen Informationen als auch der Funktionalitäten hin zu den Anwendern und den Systemen. Der Nexus of Forces konstituiere ein vom Anwender selbst initiiertes "Öko-System des modernen Computing".

CIOs in der Quadratur der IT

Auch wenn Gartner sich hier ein wenig in IT-philosophischen Sphären zu verlieren scheint, ist das doch im Groben die Welt, in der sich CIOs mit ihren Mitarbeitern wiederfinden. Die neuen Einflüsse zwingen sie zu einer veränderten Einsicht ihrer Arbeit und ihrer Position im Unternehmen.Wenn sie nicht zwischen den Anforderungen des Business und ihrem bisherigen Jobverständnis aufgerieben werden wollen, müssen sie eine Neuausrichtung, eine Neupositionierung ihrer Aufgaben vornehmen.

Bei der Frage, wo eigentlich in Zeiten von Cloud die Firmendaten lagern, wurde in einer Varonis-Studie auch große Ahnungslosigkeit offenbar.
Bei der Frage, wo eigentlich in Zeiten von Cloud die Firmendaten lagern, wurde in einer Varonis-Studie auch große Ahnungslosigkeit offenbar.

Gartner-Analyst Govekar fordert: "Die IT muss sich auf die Veränderungen vorbereiten. Sie muss unbedingt schritthalten." Burghardt von TechConsult sieht indes die Notwendigkeit, dass sich die IT endlich in die Rolle begeben müsse, die ihr seit Jahren zugeschrieben werde: die des vielzitierten Business-Enablers. "Da hat sich bislang nicht viel getan in den vergangenen Jahren." Was aber eben auch mit dem Rollenverständnis der IT zusammenhängen würde. Sie sollte mehr die Kundenorientierung, mehr die Prozessorientierung in den Fokus des Interesses stellen und nicht so sehr die Technologie.

Govekar beschreibt die Rolle der IT in diesem Szenario als die eines Service Brokers. Sie treffen insofern die IT-Entscheidungen, als sie den Fachabteilungen als ein Cloud-Dienstleister begegne, der das Business etwa bei der Wahl passender Services unterstütze, aber auch vor problematischen Angeboten aus der Wolke warne.