PC-Produktion in Österreich ist in Frage gestellt:

Yes-Pleite bangt Philips weiter nach

15.05.1987

WIEN (CWÖ) - Das österreichische Philips-Team tut sich derzeit schwer. So ist immer noch kein Nachfolger für den "sanft entschlummerten" PC Yes in Sicht. Unklar bleibt auch, ob das Unternehmen die Mikrocomputer-Produktion in Osterreich aufrechterhält.

Noch immer bezeichnet Philips-Data-Sprecher Michael Aichinger den PC als ein "exzellentes Produkt", das "vom Markt aber leider aufgrund der Bedarfsveränderungen nicht akzeptiert wurde". Tatsache ist: Der Lebenszyklus ist kurz - für den Yes kam Ende nach zwei Jahren. 6000 Stück sind von dem im Wiener Elektronikwerk hergestellten Gerät immerhin verkauft worden; die Mikrocomputer-Produktion in Österreich jedoch ist jetzt nahezu aufgelöst.

Beschäftigt mit dem lediglich auf der Ebene des Betriebssystems "kompatiblen" Fabrikat waren an die 110 Mitarbeiter. Davon waren 25 im Produktmarketing tätig, die mit Ausnahme von drei Mitarbeitern alle das Unternehmen verlassen haben.

Und auch von diesen dreien blieb nur einer Philips Österreich treu, die restlichen zwei fanden Aufnahme in Appeldoorn. Ansonsten, so Fritz Wagner, Pressesprecher der Philips Österreich GmbH, falle die Mitarbeiterfluktuation, hervorgerufen durch die Einstellung des Yes-Modells, nicht weiter ins Gewicht. Die Mitarbeiter seien aus der Produktion in andere Bereiche abgewandert, denn im Elektronikwerk habe man ja "immer schon auch andere Produkte gefertigt".

Ein Nachfolger für das unrentable Produkt wird weiter gesucht. Wie der neue PC aussehen, was er können und wo er produziert werden wird, ist allerdings noch das große Geheimnis. Auch in den Niederlanden schweigt man sich aus - freilich gibt es ja immer noch die Modelle P3100 und P3200, fabriziert bei Micom in Kanada (wo auch zum Teil die P9000 produziert wird).

Der Philips-Konzern scheint sich jedoch mit dem Gedanken zu tragen, die PC-Produktion in der Alpenrepublik einzustellen. So weiß der für den Vertrieb von Philips-Computern in Österreich zuständige Geschäftsführer Adolf Hofstätter: "Durch die zunehmende und nicht unter Kontrolle zu bringende Konkurrenz aus dem Fernen Osten haben sich die Produktionskosten hierzulande sehr ungünstig entwickelt - wie übrigens in anderen Ländern auch. Die durch diese Entwicklung eingetretenen Probleme hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit lassen es daher nicht mehr als sinnvoll erscheinen, Österreich als Produktionsstandort für Personal Computer weiter im Auge zu behalten."

Im übrigen konzentriere sich der Konzern auf bestimmte Produktionsstätten, um gegenüber Japan wettbewerbsfähig zu sein: PCs in Kanada, Dialogcomputer in Deutschland und P9000 in Schweden beziehungsweise ebenfalls in Kanada.