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Yankee Group: Zwei von drei Firmen haben Linux-Pläne

31.08.2004

Zweistellige Wachstumszahlen seien für Linux in den nächsten Jahren zu erwarten. Es könnten sogar mehr sein, wenn der Wechsel in die Open-Source-Welt nicht mit einigen negativen Effekten verbunden sei. Das befindet das Beratungsunternehmen Yankee Group nach einer weltweiten Umfrage unter 1150 IT-Verantwortlichen. Nach den Befunden der zweiteiligen Studie "Linux, Unix and Windows TCO Comparison" verbreitet sich das quelloffene System sowohl in der Unix- wie in der Windows-Anwenderschaft. Jede dritte Firma hat bereits Erfahrungen mit Linux.

Vier Prozent der Befragten erklärten, sie wollten in den nächsten zwei Jahren bei ihren Unix-Plattformen bleiben. Drei weitere Prozent möchten an bestehenden Unix-Umgebungen nichts ändern, allerdings neue Server mit Linux betreiben. Und vier Prozent planen eine Migration von Unix auf Linux. Insgesamt ist dies ein auffallend geringer Anteil von Unix-Anwendern unter den Befragten; nur 127 Unix-Shops haben die Yankee-Group-Interviewer befragt. Von dieser knappen Basis wollen umgerechnet immerhin mehr als ein Drittel von Unix zu Linux wechseln.

So radikal ist man unter Windows-Anwendern nicht. Elf Prozent der Befragten haben eine Komplettmigration zu Linux vor, 25 Prozent einen Wechsel bei einzelnen Windows-Servern. Genau ein Drittel der Befragten will Microsoft treu bleiben, und 21 Prozent planen bei neuen Servern den Einsatz von Linux.

Insgesamt wollen also 37 Prozent der Befragten nichts an ihrer Windows- oder Unix-Ausrichtung ändern, während 15 Prozent einen radikalen Wechsel in die Linux-Welt ins Auge gefasst haben. Interessant ist besonders die Gruppe in der Mitte, die sich für einen Mischbetrieb von Linux und Windows beziehungsweise Unix entschieden hat. Hier hat die Yankee Group Gründe für die zögerliche Haltung gegenüber dem Open-Source-System ausgemacht.

Demnach bezweifeln die Unternehmen in erster Linie, ob ein Wechsel zu Linux langfristig Spareffekte nach sich zieht. Zum einen fürchten sie die Kosten und den Aufwand einer Migration, wobei insbesondere die Sicherstellung der Interoperabilität bestehender Anwendungen als kritischer Faktor gilt. In diesem Kontext bemängeln die IT-Verantwortlichen, in der Linux-Welt seien Tools für das System-Administration und das Workload-Mangement nicht ausgereift. Darüber hinaus fehle es an dem breiten Applikationsspektrum, das in ihren Unix- oder Windows-Umgebungen geboten ist.

Zum anderen ist nach dem Befund der Yankee Group die Personalsituation in den IT-Stäben ein herausragendes Argument gegen Linux. Insbesondere in den Windows-Shops mangelt es an Linux-Kennern. Von denen gibt es ohnehin nicht genug, weshalb sie laut Yankee Group im weltweiten Durchschnitt 20 bis 30 Prozent mehr verdienen als ihre Windows- und Unix-Kollegen. Dieser Faktor mache den Vorteil von Linux zunichte, dank seiner Stabilität weniger Administrationsarbeiten zu erfordern. Außerdem gehen die Anwender davon aus, dass Linux mit zunehmender Verbreitung ein attraktiveres Ziel für Virenhacker wird und damit das dauernde Einspielen von Patches kein exklusives Kennzeichen der Windows-Welt mehr sein wird.

Dass es Linux gibt, ist allerdings auch jenen Windows-Anwendern willkommen, die nicht viel mit Open Source am Hut haben. Die Yankee Group zitiert den ungenannten IT-Chef einer Handelskette: "Wir haben nicht vor, auf Linux zu wechseln. Aber wir betrachten es als einen nützlichen Stein, den man auf Microsoft werfen könnte." (ls)