Suchmaschinen in China und Russland

Yandex - das unkontrollierte Russland

05.11.2014
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Mathias von Hofen arbeitet als Freier Autor, unter anderem für mehrere Landeszentralen für politische Bildung. Er war zuvor als Abteilungsleiter bei Kubon&Sagner sowie bei Interfax tätig. Von Hofen ist Diplom-Politologe mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Politik in Russland und Osteuropa.

Strategie für deutsche Unternehmen

Am Ende dieses Artikels stellt sich selbstverständlich die Frage, welche Konzepte ein deutsches Unternehmen auf einem von Wachstum, aber auch politischer Einflussnahme geprägten Online-Markt wie Russland entwickeln muss. Dabei machen deutsche Unternehmen mitunter auch nicht unerhebliche Fehler. Der Trend zu einer immer stärkeren Gewichtung der Inhalte bei Suchmaschinen findet sich bei Yandex ebenso wie bei Google. Falsche Keywords oder unglückliche Übersetzungen können sich daher auf das Ranking bei den Suchmaschinen negativ auswirken und zudem auch dem Image des Unternehmens insgesamt schaden.

Besonders problematisch ist die direkte Übersetzung von deutschen Begriffen ins Russische, die beim russischen Leser im besten Fall Heiterkeit und im schlechtesten Fall Verärgerung auslösen. Die Unterstützung durch Mitarbeiter mit guten Sprachkenntnissen ist daher besonders wichtig, falls man nicht ohnehin externe Experten mit dem Online-Marketing beauftragen will.

Wenn russische Kunden geworben werden sollen, empfiehlt sich auf jeden Fall die Einrichtung einer Domain, die mit ru endet. Denn Yandex legt, ebenso wie Google, Wert auf regionale Relevanz. Deswegen könnte sich auch ein Server mit Standort in Russland empfehlen, da Yandex über die IP-Adresse den Serverstandort erkennen kann. Der Kauf von Links ist in Russland nicht sinnvoll, da Yandex gegen Ende des Jahres 2013 ankündigte, sogenannte Backlinks als Faktor für das Ranking nicht mehr zu bewerten.

Doch bereits zuvor wurde der massenhafte Einsatz von Backlinks von Yandex als Spam eingeschätzt und entsprechend negativ gewertet. Der Gebrauch der russischen Sprache kann gewisse Probleme für die Werbung mit sich bringen, da nicht alle Browser Kyrillisch korrekt anzeigen können. Daher sollte ein deutsches Unternehmen bei seinem russischen Webauftritt am besten mit einem Transliterationssystem arbeiten. So können die Seiten auch von "westlichen" Suchmaschinen wie Google problemlos erfasst werden - siehe marcel-schrepel.biz.

Grundsätzlich sollte von deutscher Seite auch stets berücksichtigt werden, dass Yandex immer noch langsamer arbeitet als Google. Damit werden Änderungen und Verbesserungen am Internetauftritt von Yandex auch später erfasst. Prozesse der Suchmaschinenoptimierung erfordern daher Geduld und einen vergleichsweise "langen Atem", bis sich Erfolge zeigen.

Schwierige Märkte für Online-Marketing

Grundsätzlich sollten Werbekampagnen in Russland langfristig geplant werden. Über Yandex.Direct kann jedes Unternehmen bei Yandex Suchanzeigen selbst schalten. Diese werden neben den organischen Suchergebnissen veröffentlicht (ganz ähnlich wie bei Google). Neben Yandex ist eventuell auch eine Anzeige in weiteren Suchmaschinen wie Mail.ru und Rambler zu erwägen. Zumal beide Webseiten zu den populärsten in Russland gehören, da sie neben der Suchmaschinenfunktion noch weitere Leistungen bieten wie zum Beispiel Service-Portale in den Bereichen Reisen, Immobilien und Finanzen, E-Mail-Accounts und aktuelle Nachrichten.

Es gibt, sowohl in Deutschland wie in Russland, viele Firmen, die sich auf Online- und Suchmaschinenmarketing speziell für den russischen Markt spezialisiert haben. Es kann sich durchaus lohnen, ein solches Unternehmen heranzuziehen, insbesondere wenn sich im eigenen Unternehmen keine Mitarbeiter mit ausreichenden Sprachkenntnissen und grundlegendem Wissen im Online-Marketing befinden. Dies ist jedenfalls eine Möglichkeit auf dem perspektivreichen und nicht unbedingt leicht zu erschließenden russischen Markt, und dies gilt natürlich auch für den mindestens ebenso schwierigen chinesischen Markt, zu bestehen.