Preisvergleichsspezialist Kelkoo übernommen

Yahoo stärkt Präsenz in Europa

02.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Internet-Portal-Betreiber Yahoo kauft den auf Produktsuche und Preisvergleiche spezialisierten Online-Anbieter Kelkoo für 475 Millionen Euro. Kelkoo bietet seine Dienste in zehn europäischen Ländern an und verhilft Yahoo damit zu einer besseren Marktdurchdringung diesseits des Atlantiks.

Mit der Kelkoo-Übernahme kauft sich der kalifornische Portalbetreiber in den europäischen Markt ein. Die Shopping-Suchmaschine des in Grenoble beheimateten Internet-Unternehmens zählt zu den führenden E-Commerce-Sites in Europa und bedient Surfer in zehn Ländern, darunter Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. Seit dem vierten Quartal 2002 ist der Anbieter profitabel und beschäftigt an neun Standorten insgesamt 250 Mitarbeiter. Der Deal soll im zweiten Quartal dieses Jahres vollzogen werden.

Integration in Yahoo Shopping

Yahoo will Kelkoo als Tochterfirma weiterführen und mit den eigenen E-Commerce-Angeboten in den USA, Asien und Europa sowie den internationalen Suchdiensten der im Juli letzten Jahres übernommenen Overture koppeln. Schon vor der Kelkoo-Übernahme hatte Yahoo einen Online-Service für Preisvergleiche etabliert und einen entsprechenden Zusatzdienst in "Yahoo Shopping" integriert. Damit reagierte man auf den Konkurrenten Google, der mit "Froogle" einen Einkaufsführer aufgelegt hatte. Dieser befindet sich jedoch noch im Betastadium und wird bis dato nur in englischer Sprache angeboten. Pikanterweise hatte Google erst im Januar eine paneuropäische Partnerschaft mit Kelkoo geschlossen. Seitdem präsentiert der Einkaufsführer in den Ergebnislisten Adwords-Anzeigen von Firmen, die Werbeverträge mit Google abgeschlossen haben.

Über die mehrsprachig ausgelegte Website von Kelkoo können Anwender den günstigsten Anbieter für ein Produkt ausfindig machen. Nach Eingabe eines Suchworts präsentiert das System eine Liste von Einträgen mit Angeboten. Geld verdient das französische Unternehmen vor allem mit den Gebühren von Händlern, die von der Anzahl der Klicks auf die von ihnen feilgebotenen Waren abhängen. Außerdem unterhält die Firma ein Filialnetz: Zahlreiche Partner-Sites verlinken ihre Angebote mit Kelkoos Suchmaschine und werden am Umsatz beteiligt.

Kaufpreis ist enorm hochYahoo setzt offenbar große Hoffnungen auf Online-Preisvergleiche, denn die Kaufsumme für Kelkoo ist beträchtlich. Als Begründung beruft sich die Firma auf das Marktforschungsunternehmen Forrester Research, das behauptet, unter den europäischen Internet-Nutzern sei die Produktsuche im Web die zweitwichtigste Online-Anwendung nach der E-Mail-Kommunikation.

Mit seinem Engagement bei Kelkoo wappnet sich Yahoo auch gegen Microsoft. Denn die Gates-Company will innerhalb der nächsten zwölf Monate eine eigene Search Engine für die "MSN"-Portale freigeben.

Partnerschaft mit Microsoft

Von der Kelkoo-Übernahme ist auch Microsoft betroffen, da MSN Deutschland seit Juli letzten Jahres eine Partnerschaft mit dem französischen Web-Anbieter unterhält. So setzt "MSN Shopping" auf dem Dienst des Einkaufsführers auf. Kelkoos Kooperationsverträge mit den Yahoo-Konkurrenten Google und MSN Deutschland sollen zunächst weiterlaufen. "Uns ist nichts Gegenteiliges bekannt", teilte Kelkoo auf Anfrage mit. (fn)